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Carmen Grössing-Dohr (52) lässt Menschen auf den letzten Schritten ihres Lebens nicht alleinAusgabe 44 | Mittwoch, 29. Oktober 2025

Die Gesundheits- und Krankenpflegerin engagiert sich seit 2018 als ehrenamtliche Hospizbegleiterin. Für diese Tätigkeit braucht es vor allem Einfühlungsvermögen. Die Maria Rojacherin appelliert auch an die Menschen, sich der Hospizbegleitung anzunehmen.

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Lavanttal. Seit 2018 ist Carmen Grössing-Dohr (52) Hospizbegleiterin der Diakonie im Team Oberes Lavanttal. Die Maria Rojacherin ist als Gesundheits- und Krankenpflegerin im SeneCura-Sozialzentrum Bad St. Leonhard tätig. 2016 hat sie den Grundkurs zur Hospizbegleiterin absolviert und engagiert sich seit 2018 ehrenamtlich als Hospizbegleiterin. Das bedeutet, sie steht sterbenden Menschen oder ihren Angehörigen unterstützend zur Seite.

»Ich finde das Ehrenamt wichtig und glaube, dass ich die soziale Verantwortung gegenüber der Gesellschaft habe, ihr etwas zurückzugeben. Auch durch meinen beruflichen Hintergrund ist es für mich wichtig, Menschen in einer schwierigen Phase zu begleiten und für sie da zu sein«, sagt Grössing-Dohr. Auch im SeneCura-Sozialzentrum hat die Hospizbegleitung einen hohen Stellenwert. Sowohl im beruflichen Umfeld als auch privat in der Ausübung des Ehrenamts, können die Begleitungen von ganz unterschiedlicher Dauer sein, wie die Maria Rojacherin sagt: »Manchmal dauert die Begleitung nur ein paar Wochen, weil sich die Person in der Endphase einer schweren Erkrankung befindet. Es gibt aber auch Begleitungen, die über Jahre gehen. Das betrifft vor allem Menschen mit schweren Erkrankungen, die zum Beispiel Lunge oder Herz betreffen. Es muss keine Krebserkrankung sein, um die Hospizbegleitung in Anspruch zu nehmen. Es gibt zum Beispiel auch neurodegenerative Erkrankungen.«

Doch was braucht es, um schwerkranken, sterbende Menschen und ihre Angehörigen zu begleiten und zu unterstützen? Die 52-Jährige: »Es braucht vor allem Liebe zum Menschen, man muss empathisch und einfühlsam sein, und sich auch abgrenzen können. Selbstreflexion ist sehr wichtig, damit man hinter sich die Tür auch wieder zumachen kann.«

Die Begleitungen können sehr unterschiedlich sein, auch für Grössing-Dohr ist es immer wieder eine Herausforderung. »Es gibt Begleitungen, die einem mehr zu Herzen gehen, als andere. Vermutlich durch den persönlichen Bezug, weil es eine ähnliche Geschichte in der eigenen Familie gab. Daher ist auch Selbstreflexion so wichtig«, sagt Grössing-Dohr, die verheiratet und Mutter von drei erwachsenen Kindern ist.

»Kann nur begleiten«
Als Hospizbegleiterin müsse man sich vor allem einer Sache bewusst werden, wie die Maria Rojacherin sagt: »Man muss lernen, dass man die Menschen nur begleitet. Ich kann niemandem den Schmerz oder die Trauer abnehmen. Aber ich kann der Person die Hand geben und sie bei dem, was sie durchmacht, begleiten. Mitleiden darf man nicht, mitfühlen sehr wohl.« Die Tätigkeit kann sehr facettenreich sein, wie die 52-Jährige sagt: »Das fängt in der Begleitung an, man entlastet die Angehörigen, damit sie Abstand gewinnen. Auch als Angehöriger braucht man den Abstand. Und wenn nur eine Person daneben sitzt, die aufpasst – dann kann das schon Entlastung genug sein.«

Ein großes Problem ist laut der Hospizbegleiterin auch, dass die sozialen Kontakte abnehmen, wenn eine Krankheit diagnostiziert wurde. »Da braucht es Einfühlungsvermögen, dass die Menschen nicht vereinsamen. Ich spreche mit den Personen über ihre Ängste, über das Sterben und was passieren wird. Es kann den Schmerz lindern, wenn jemand da ist, der einem zuhört und wahrnimmt. Es geht darum, die Menschen wertzuschätzen und ihnen auch wieder einen Wert als Mensch zu geben. Die Zuwendung ist wertvoll und wichtig.«

In der Begleitung versucht Grössing-Dohr, die Wünsche der Menschen umzusetzen, die noch so simpel sein können: »Und wenn es nur darum geht, ein Eis essen zu gehen. Ich möchte für die Menschen da sein und ihnen meine Zeit schenken.« 

Die Kontaktaufnahme läuft über die Diakonie, die Inanspruchnahme ist kostenlos. »Wir brauchen dringend Menschen, die sich der Hospizbegleitung annehmen, denn der Bedarf ist sehr groß«, appelliert Grössing-Dohr, die abschließend sagt: »Die Menschen müssen bei Verlust oder Trauer nicht alleine sein. Sie sollen wissen, dass es Unterstützung gibt.«

// Kontakt
Kostenlose Hospizbegleitungen werden im Lavanttal von der Diakonie und der Caritas angeboten.
Diakonie de la Tour
Team Oberes Lavanttal und Team Wolfsberg
T: 0463 323 03 208
Caritas Team Wolfsberg
T: 0676 61 34 750

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