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WAC-Trainer Manfred Schmid: »Es wurden leider Spiele verloren, die man nicht verlieren darf«Ausgabe 13 | Mittwoch, 29. März 2023

Manfred Schmid (52) hat die Nachfolge von Robin Dutt als WAC-Trainer angetreten. Mit den Unterkärntner Nachrichten spricht er darüber, wie der Klassenerhalt geschafft werden soll und was er ändern möchte, über seine Fußball-Philosophie und was ihm beim WAC gefällt.

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Wann hat der WAC mit Ihnen Kontakt aufgenommen?
Ich kenne Präsident Dietmar Riegler ja schon länger. Wir waren immer wieder in Kontakt. Vor längerer Zeit hatten wir ein Gespräch, dass ich vielleicht auch einmal für den WAC interessant sein könnte.  Das hat mich gefreut, denn mich hat der Verein auch schon immer interessiert. Und irgendwann ist es dann konkret geworden.

Warum haben Sie das Angebot angenommen und wie waren die Verhandlungen?
Die Gespräche mit Präsident Dietmar Riegler waren sehr gut, er hat mir den Verein ans Herz gelegt und ich habe ihm meine Vorstellungen mitgeteilt. Unsere Vorstellungen liegen nahe beisammen. Daher war die Entscheidung für mich dann relativ einfach.

Hätten Sie sich gewünscht, die Führung beim WAC früher übernehmen zu können, um zum Beispiel die Frühjahrsvorbereitung zu leiten?
Natürlich ist es einfacher, wenn man eine Vorbereitungsphase hat und seine Gedanken und Spielideen implementieren kann. Dem war aber nicht so, das ist aber überhaupt kein Problem.

Wie würden Sie die WAC-Mannschaft beschreiben?
Es ist eine technisch gute Mannschaft, sehr jung, vielleicht ab und zu noch etwas zu ruhig, hat aber absolut Qualität. Die Spieler sind bereit zu arbeiten, das sehe ich jeden Tag im Training.

Warum ist es für den WAC in dieser Saison überhaupt nicht gelaufen bzw. was muss jetzt besser werden?
Tore wurden genug geschossen, man hat aber leider auch viel zu viele Gegentreffer erhalten. Ich möchte nun die Mannschaft stabilisieren und das Abwehrverhalten verbessern. Es wurden leider Spiele verloren, die man nicht verlieren darf. Und dann kommt man in eine Situation, wo das Selbstvertrauen nicht mehr da ist, und dann wird es schwierig. 

Wenn man sich das Ried-Spiel anschaut, da waren aber bereits gute Ansätze da. Es ist natürlich schwierig, in so kurzer Zeit viele neue Dinge umzusetzen, aber die Jungs machen das richtig gut und das stimmt mich positiv.

Der WAC hat eine bessere Auswärts- als Heimbilanz. Woran liegt denn das?
Das ist natürlich ein Thema, bei dem wir schauen werden, dass wir das besser machen. Ich glaube, das wird in Zukunft kein großes Thema mehr sein.

Haben Sie das Spielsystem komplett umgestellt? Welche Neuerungen sind zu erwarten? 
Ich glaube, man hat bereits gesehen, wohin es mit mir geht. Ich möchte Ballbesitz-Fußball spielen und dass sich die Jungs trauen, mit dem Ball etwas zu machen. Es muss aber auch mehr Stabilität her. Das heißt, bei Ballverlust richtig gut attackieren, schnell umschalten und defensiv stabil stehen. Vom System her hat man mit einer Fünferkette gespielt, aber da bin ich der Meinung, dass wir es auch mit einer Viererkette schaffen können, stabil zu stehen, wenn alle anderen auch konsequent mitarbeiten.

Welche Ziele haben Sie sich für das untere Play-off vorgenommen?
Ziel ist es, richtig gut zu starten und so schnell wie möglich mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben. Wir wissen alle, dass es eine gefährliche Situation ist. Ich habe mit den Spielern darüber gesprochen und ich denke, dass wir alle dafür bereit sind.

Platz eins und damit verbunden  die Play-off für die Europaleague sind kein Thema?
In erster Linie geht es darum, unser Spiel durchzuziehen und eine gute Ausgangsposition zu schaffen. Und dann gibt es eine klare Zielsetzung, wohin es gehen kann. Aber natürlich ist Platz eins im Hinterkopf drinnen.

Als Spieler wurden Sie »Terrier« genannt. Wie kam es zu diesem Beinamen?
Meine Freunde haben immer gesagt, ich kenne dich am Fußballplatz nicht wieder. Ich habe mich immer in den Dienst der Mannschaft gestellt, war immer sehr aggressiv, aber nie verletzend. Durch meinen Ehrgeiz, nie ein Spiel verlieren zu wollen, habe ich dann diesen Spitznamen bekommen.

Sie waren Spieler, Scout, Co-Trainer, Cheftrainer. Was war die schönste Aufgabe?
Mir macht die Aufgabe als Trainer Spaß und ich bin glücklich mit der Entscheidung, in die erste Reihe getreten zu sein. Ich wollte ja nie Co-Trainer werden, aber das ist mir passiert. Als die Austria im Abstiegskampf war, hat man mich gebeten, als Co-Trainer zu helfen, und dann hat der Erfolg verhindert, dass ich selbst als Trainer angefangen habe. Wir sind mit Austria Wien Meister geworden, dann kam das Angebot von Köln und danach von Dortmund, um dort als Co-Trainer tätig zu werden. Auch Chef-Scout war für mich immens wichtig, um die Spieler von außen zu beobachten. Und das hilft mir jetzt bei meiner Trainerarbeit, alle Positionen durchlaufen zu haben und alles genau zu kennen. Trainer macht mir irrsinnig viel Spaß und ich liebe es, Entscheidungen zu treffen.

Sie waren lange Zeit an der Seite von Peter Stöger. Wie sehr unterscheidet sich Ihr Stil von dem Stögers?
Es gibt natürlich Elemente, die Peter Stöger und ich gemeinsam entwickelt haben. Da gibt es schon Parallelen. Aber jeder hat seinen eigenen Stil, so wie ich eben auch. 

Gibt es Spieler, die Sie gerne für den WAC bekommen würden?
Jetzt stehen die Planungen für die neue Saison an, da stehe ich in der Verantwortung. Aber der Schwerpunkt liegt jetzt bei der Play-off-Runde. 

Nach Austria Klagenfurt hat nun auch der WAC einen Wiener Trainer. Gewinnt das Kärntner Derby dadurch an Brisanz?
Für Peter Pacult und mich ist es nicht das erste Mal: Er war bei Rapid, ich bei der Austria. Wir waren auch gemeinsam bei der Austria. Wir verstehen uns gut, aber natürlich ist eine gewisse Rivalität da. 

Was sagen Sie zur Infrastruktur des WAC?
Natürlich bin ich auch größere Vereine gewöhnt, wenn man an Dortmund, Köln, Austria Wien denkt. Aber ich kenne auch ganz andere Vereine wie Schwanenstadt und Wiener Neustadt. Die Infrastruktur in Wolfsberg ist absolut okay. Wir haben drei Plätze zur Verfügung. Alle Leute versuchen mich zu unterstützen. Die Vereinsführung ist für mich top, es wird offen und ehrlich kommuniziert. Der WAC ist sehr eng und schmal geführt, es gibt kurze Wege und kurze Entscheidungen.

Haben Sie schon eine Wohnung in Wolfsberg?
Ja, ich fühle mich hier schon sehr wohl. Mir wurde ein nettes Haus zur Verfügung gestellt. Ich genieße die Natur, die Berge und die Menschen hier. 

In der Vorwoche erhielten Sie die Auszeichnung zum Trainer des Jahres einer österreichischen Tageszeitung. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie?
Sehr sehr viel. Weil man gesehen hat, in welcher Situation es passiert ist. Es kommt nicht oft vor, dass ein Trainer den Verein verlässt und Trainer des Jahres wird. Wir haben es geschafft, den Verein Austria Wien, der am Boden war, aufzubauen und einen Europa-Cup-Platz zu erreichen. Ich bin sehr stolz darauf, was wir bei der Austria entwickelt haben.

// Zur Person
Manfred Schmid
wurde 1971 in Wien geboren und bestritt über 224 Spiele für Austria Wien. 2008 wurde er Trainer des SC Schwanenstadt. Danach folgten Stationen als Co-Trainer bei Wiener Neustadt, Austria Wien, FC Köln und Borussia Dortmund. 2021 bis 2022 war er Trainer bei Austria Wien.

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