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Markus Konrad: »Ein Forstarbeiter in einer Kabine ist vor den Gefahren der Holzernte geschützt«Ausgabe 10 | Mittwoch, 6. März 2024

Der Preitenegger Markus Konrad (42), Inhaber des Unternehmens Konrad Forsttechnik GmbH, spricht über Millioneninvestitionen, warum auf Lehrlingsausbildung gesetzt wird und wohin der Weltmarktführer aus dem Lavanttal seine Spezialforstmaschinen exportiert.

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Die Konrad Forsttechnik GmbH investiert derzeit in den Ausbau des Standorts in Preitenegg. Welche Summe wird investiert und was wird errichtet?
Wir sind derzeit noch in der Planungsphase, aber es werden rund 4,5 Millionen Euro, die wir in die Erweiterung unseres Standorts in Preitenegg investieren.

Es steht eine neue, von uns entwickelte Maschine in den Startlöchern, und dafür wird eine Produktionslinie errichtet. Außerdem müssen die rund 350 von uns jährlich produzierten Maschinen auch betreut und gewartet werden. Gerade im Forstbereich sind  Maschinen sehr wartungs- und serviceintensiv. Damit das auch unsere zahlreichen Händler im Ausland vor Ort durchführen können sowie für die Ausbildung unserer Lehrlinge wird ein Schulungs- und Ausbildungszentrum errichtet. 

Wann ist die Fertigstellung der Betriebserweiterung geplant und wie viele Arbeitsplätze werden geschaffen?
Ziel ist es, bis Ende 2024 mit den Bauarbeiten fertig zu sein. Es werden an die 20 neue Arbeitsplätze entstehen.

Welche neue Maschine steht in den Startlöchern?
Der Name ist T-Skidder. Dabei handelt es sich um ein autonomes Fahrzeug, das im steilen Gelände bei der Holzernte eingesetzt wird.

Die Forstarbeit ist sehr hart und die Tendenz geht dahin, mechanisch zu ernten. Außerdem ist die Arbeit sehr gefährlich, mit dem autonomen Fahrzeug muss sich der Forstarbeiter nicht mehr im steilen Gelände bewegen.

Das Unternehmen ist mittlerweile zum Weltmarktführer für Geräte und Maschinen zum Holzernten in schwierigem Gelände geworden.  Angefangen hat alles mit der Erfindung und Produktion des Woody Nr. 1  im Jahr 1990 durch Ihren Vater. Wie ist er auf die Idee für diese Maschine gekommen?
Mein Vater Josef war bei der Hespa beschäftigt. Zu dieser Zeit gab es kaum Angebote für die maschinelle Holzernte. Die wurden damals meist noch von den Forstbetrieben selbst entwickelt. So wurde mein Vater mit diesen Problemen konfrontiert und er hat sich dazu entschlossen, selbst eine Lösung zu finden. Also hat er sein eigenes Unternehmen gegründet. 

War für Sie bereits als Kind klar, dass Sie in die Fußstapfen Ihres Vaters treten und den Betrieb übernehmen werden?
Es war für mich natürlich immer schon eine spannende Geschichte, die ganzen Maschinen usw. zu sehen und ihren Entstehungsprozess zu beobachten. Wenn man in einem Familienunternehmen aufwächst, kriegt man natürlich alles mit und wächst mit der Zeit hinein. Ich war auch oft mit bei Veranstaltungen und Messen, das hat mein Interesse weiter gestärkt. 

Wie hat Ihr schulischer bzw. beruflicher Werdegang ausgesehen?
Ich habe die HTL-Matura gemacht und bin in den Betrieb eingestiegen, berufsbegleitend absolvierte ich ein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens in Klagenfurt und Linz. Für mich war es wichtig, Theorie und Praxis zu verbinden.

Sie haben rund 140 Mitarbeiter. Ist es schwierig, Mitarbeiter zu finden?
Generell ist das Umfeld herausfordernd: Aber wir stellen uns dieser Herausforderung und setzten verstärkt auf die Lehrlingsausbildung. Wir investieren sehr viel in die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter.

Wie viele Lehrlinge werden zur Zeit ausgebildet und welche Berufe sind möglich?
Aktuell gibt es bei uns 30 Lehrlinge. Der Beruf, der bei uns am meisten ausgebildet wird, ist der Baumaschinentechniker. Weiters bilden wir auch Elektroniker, Metallbautechniker, Zerspanungstechniker und Betriebslogistiker aus. Die Möglichkeiten nach der Lehre sind sehr breit gefächert. Daher entwickeln sich viele nach der Lehre auch in anderen Abteilungen. Wir entwickeln zum Beispiel auch die Software für unsere Maschinen selbst und stellen die Platinen für die Hardware her.  

Das Unternehmen hat eine Exportquote von 70 Prozent. Wohin exportieren Sie?
Unser stärkster Markt ist nach wie vor Mitteleuropa. Aber grundsätzlich gibt es unsere Maschinen überall dort, wo es steile Hänge gibt. So exportieren wir auch nach Asien, dort vor allem nach Japan und Korea, aber auch nach Südamerika, wo wir in Chile und Teilen Brasiliens am Markt sind.

Wo liegen für Sie die Zukunftsmärkte?
Die Märkte werden für uns auch künftig die selben bleiben. Aber die Holzernte wird wohl immer mehr professionalisiert werden. Das heißt, dass mit Maschinen gearbeitet wird. International werden immer mehr Maschinen für Steilhänge benötigt, da einfach die Arbeitskräfte, die manuell Holz ernten, fehlen. 

Viele Produzenten klagen über unterbrochene Lieferketten und begrenzte Lieferkapazitäten. Wie sehr ist Ihr Unternehmen davon betroffen?
Wir waren davon sehr stark betroffen. Der Höhepunkt war das Jahr 2022. Mittlerweile hat sich die Lage aber wieder normalisiert. Wir haben aber auch sehr hohe Lagerkapazitäten aufgebaut, um gegen eventuelle Unterbrechungen vorgesorgt zu haben. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir sehr viele Lieferanten aus Österreich und dem umliegenden Ausland haben. 

Aktuell haben wir, durch die Angriffe der Huthi-Rebellen im Roten Meer, eher Probleme mit dem Export, da wir beim Versand unserer Maschinen auf den Seeweg angewiesen sind.

Welche Auswirkungen haben der Borkenkäfer und die Stürme auf Ihr Unternehmen?
Erhebliche. Wir merken, dass die Nachfrage nach Maschinen sehr stark gestiegen ist. Die Borkenkäfer befallen immer größere Flächen, so dass mit Maschinen gearbeitet werden muss, um das Schadholz zu entfernen. 

Wie viele Geräte bzw. Maschinen wurden in Ihrem Haus produziert?
Grundsätzlich sind wir in drei Sparten aktiv. Ein wichtiges Standbein sind die Harvester-Köpfe, von denen wir rund 200 Stück pro Jahr produzieren. 

Dann der Bereich Seilkrantechnik: Der betrifft jene Hänge, in denen man keine Fahrzeuge mehr benutzen kann. 

Und der dritte Bereich ist die Harvestertechnik, wie zum Beispiel der Highlander, der komplett bei uns konstruiert wird. Das gesamte Know-how und auch die Steuerungssysteme dafür stammen aus unserem Haus. 

Wie sieht es mit E-Mobilität in der Forsttechnik aus?
Grundsätzlich ist es derzeit nicht möglich, die großen Maschinen über E-Mobilität zu betreiben. In gewissen Bereichen, in denen es möglich ist, wird es aber natürlich mittlerweile eingesetzt. 

Welche Zukunftspläne gibt es?
Das große Ziel ist, die mechanische Holzernte auszubauen, sicherer und effizienter zu gestalten. Ein Mann, der in einer Kabine sitzt, ist vor den Gefahren der Holzernte geschützt. 

Ihr Betrieb liegt hoch über dem Lavanttal in Preitenegg. Wie schafft man es, Mitarbeiter zu finden, die täglich auf den Berg pendeln?
Unser Einzugsgebiet ist sehr groß, wir haben auch viele Mitarbeiter aus der Steiermark. Generell kann man sagen, dass Menschen, die interessante Aufgabenfelder in einer spannenden Branche suchen, bei uns genau richtig sind. Unser Ziel ist es, Mitarbeiter zu begeistern und langfristig an das Unternehmen zu binden. Ich bin überzeugt davon, dass gemeinsame Erfolgserlebnisse das Team stärken. Interessierte können sich gerne jederzeit für eine unserer offenen Stellen bewerben – wir sind immer auf der Suche nach engagierten und motivierten Teammitgliedern. 

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