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»K industries« verabschiedet sich von Wolfsberg: Die Verantwortung will niemand übernehmenAusgabe 24 | Mittwoch, 16. Juni 2021

Das Unternehmen verzichtet dankend auf eine Ansiedlung in Wolfsberg und will sich nach einem anderen Standort umsehen. Sowohl Stadträtin Theuermann als auch Bürgermeister Primus weisen die Schuld von sich. Und: Es gibt bereits neue Interessenten.

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Wolfsberg. Sie hatte sich von Beginn an quergelegt. Jetzt sagt Stadträtin Isabella Theuermann (FPÖ) auf die Frage, ob sie schuld sei, dass sich »K industries« nicht in Wolfsberg ansiedeln werde: »Die Verantwortung liegt alleine bei Geschäftsführer Franz Kreuzer und seiner Vorgehensweise. Inwieweit Bürgermeister Primus verantwortlich ist, wird sich zeigen, wenn Klarheit geschaffen wird, ob er bezüglich des Zeitdrucks von Kreuzer hinters Licht geführt wurde.« Und an Bürgermeister Hannes Primus (SPÖ): Ist er schuld am Rückzug? »Es ist Sache des Konzerns. Kreuzer hat zurückgezogen und der Entscheidung von Stadt- und Gemeinderat vorgegriffen«, sagt er. 

»Die Verantwortung liegt bei Geschäftsführer Franz Kreuzer und seiner Vorgehensweise«
Isabella Theuermann auf die Frage: Wer ist schuld?

Fakt ist: »K industries« hat am Freitag, 11. Juni, die »Notbremse« gezogen. In einer Aussendung formulierte es Unternehmenssprecher Gerhard Seifried so: »Die K industries GmbH wird das Projekt, sich in der Nähe des Flughafens Wolfsberg-St. Marein anzusiedeln, nicht weiterverfolgen.« Dann nannte er auch die Gründe, die einerseits auf Primus, aber auch auf Theuermann zielen: »Einstimmige Beschlüsse im Gemeinde- und Stadtrat, wie seitens der Stadt Wolfsberg gefordert, erscheinen nicht realisierbar. Die international aufgestellte K industries-Gruppe möchte keinesfalls Spielball der lokalen Politik sein und sieht sich daher gezwungen, das geplante Projekt in Wolfsberg fallen zu lassen.«

Die Einstimmigkeit

Wie berichtet hatte Primus stets darauf gepocht, dass alle im Stadtrat vertretenen Parteien, also SPÖ, ÖVP und FPÖ, dem Projekt zustimmen müssten. Auch am Freitag, noch bevor der Rückzug von »K industries« bekannt geworden war, bekräftigte er diese Aussage im Gespräch mit den Unterkärntner Nachrichten: »Das wird immer so bleiben.« Er wusste dabei sehr gut, dass die FPÖ nicht mitgehen würde. Und: Selbst in den Reihen der Wolfsberger SPÖ waren zuletzt inoffizielle Stimmen zu hören, die sich gegen die Ansiedlung des Unternehmens aussprachen. 

Unklar war die Haltung der ÖVP, die sich – sieht man von einem kolportierten Besuch beim Unternehmen ab – aus dem Konflikt offiziell heraushielt: Stadtrat Josef Steinkellner sagte im Mai, seine Partei sei für Betriebsansiedelungen – prinzipiell. Dezidiert für »K industries« sprach er sich nicht aus. Wie zuletzt zu hören war, sollen Wirtschaftsbund-Vertreter gegen das Projekt gewesen sein. Ursache: Sie hätten bei der Pleite der Kresta, des Vorgängers von »K industries«, im Jahr 2016 viel Geld verloren. Eine Bestätigung dafür gibt es nicht.

Wie immer man zum Betrieb und deren Chef Kreuzer stehen mag: Wolfsberg hätte im Fall einer Ansiedelung rund 250.000 Euro Kommunalsteuer pro Jahr eingeheimst und 150 weitere Arbeitsplätze aufweisen können – auch wenn es keine neuen Jobs gewesen wären, sondern der Großteil der derzeitigen Mitarbeiter wohl »mitgewandert« wäre.  

Theuermann hatte den Wechsel von »K industries« von St. Andrä nach Wolfsberg immer abgelehnt. Ihre Kritik bezog sich anfangs auf die Absicht, dafür ein Grundstück zu verwenden, dass einem bekannten Landwirt gehört. Wie berichtet hatte die Stadt Wolfsberg mit ihm einen Optionsvertrag geschlossen, wonach er für einen 16.533 Quadratmeter großen Acker 1.405.305 Euro und ein nahegelegenes, fast gleich großes Grundstück mit 14.115 Quadratmetern erhalten würde. Theuermann sprach von einem »Skandal«. 

Darauf schwenkte »K industries« um, verkleinerte das Projekt und legte im Mai einen neuen Plan vor (wir berichteten): Die Fabrikationshallen rückten näher an den Autobahn-Zubringer Wolfsberg Süd und hätten damit auf jenem 5,8 Hektar großen Grundstück Platz gefunden, das der Stadt bereits gehört. Die Einlösung des teuren Optionsvertrags mit dem Landwirt wäre nicht mehr nötig gewesen. Doch auch nach der Vorlage dieses Plans blieb Primus beim Einstimmigkeitsgrundsatz – und Theuermann bei ihrer Ablehnung. Damit steckte »K industries« in einer Sackgasse und – warf schließlich das Handtuch.

Optionen werden geprüft

Wie es nun mit dem Unternehmen weiter geht, wird in der Aussendung so beschrieben: »Der Produktionsstandort St. Andrä ist durch einen langfristigen Pachtvertrag gesichert. Andere mögliche Optionen werden ohne Zeitdruck geprüft.« Noch bevor der Name »K industries« bekannt war und Primus lediglich die Ansiedlung eines Betriebs mit 150 Arbeitsplätzen in Wolfsberg angekündigt hatte, begründete er die Anonymität des Interessenten damit, das als Standort auch Slowenien in Frage komme. Das wird noch immer so sein  – wenn ein Weggang ins Nachbarland auch unwahrscheinlich erscheint. Aber eine im Süden des Lavanttals liegende Gemeinde wird ebenfalls genannt. 

Theuermann sagt jetzt zur abgeblasenen Ansiedlung: »Die Art und Weise, wie das Projekt zu Stande kommen sollte und wie nun davon Abstand genommen wird, macht es noch dubioser und wirft immer mehr Fragen auf, die beleuchtet gehören. Welche Methodik wurde hier im Hintergrund angewandt, um Bürgermeister Primus dazu zu bringen, sich ohne Not (Anm.: gemeint ist der angebliche Zeitdruck) einen schnellen, aber vor allem blinden Beschluss im Stadt- und Gemeinderat zu holen?« Die Bevölkerung habe ein Recht zu erfahren, wie der »Deal« ablief.

Primus meint zur Entscheidung von »K industries«: »Wir haben es versucht. Die Vorgangsweise (Anm.: gemeint ist die geforderte Einstimmigkeit) war von Beginn an festgelegt. Für jedes Projekt gibt es neue Perspektiven. So haben wir auch für die Gründe in St. Marein andere Interessenten, wir haben keinen Zeitdruck.«  

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