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Oberstleutnant Johann Schranzer führt derzeit die Geschicke der Polizei des Bezirks Wolfsberg Ausgabe 13 | Mittwoch, 26. März 2025

Als geschäftsführender Bezirkspolizeikommandant blickt Schranzer (64) auf eine lange Karriere zurück. Von der Fußball-EM über die GTI-Treffen bis hin zum Castor-Transport stand Schranzer immer an vorderster Front. 115 Polizisten stehen unter seinem Kommando.

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Wolfsberg. Johann Schranzers Leidenschaft für den Polizeidienst liegt in der Familie: Ein Onkel und zwei Cousins waren ebenfalls bei der Exekutive und ebneten ihm den Weg in diesen Beruf. 1983 startete er seinen Weg an der Gendarmerieschule Krumpendorf – nach der Schulzeit am BORG Wolfsberg und dem Wehrdienst. Von den ersten Einsätzen in Ebenthal über den Einsatz als dienstführender Beamter in St. Andrä bis hin zum erfolgreichen Abschluss eines Offizierskurses legte er das Fundament seiner Polizei-Karriere.

Zwischen 1997 und 2001 bekleidete Schranzer den Posten als stellvertretender Bezirkskommandant von St. Veit, bevor er 2001 nach Wolfsberg wechselte und hier die Position des Bezirkskommandanten-Stellvertreters übernahm. Er hatte vielfältige Aufgaben im Verkehrsbereich, war bei der Einsatz Kärnten und für den Grenzdienst verantwortlich. Ein besonderes Erlebnis für den engagierten Polizisten war die Teilnahme an der Mitteleuropäischen Polizeiakademie im Jahr 2001. Auf einer dreimonatigen Reise durch Österreich, Ungarn, Slowenien, Deutschland, der Schweiz, Tschechien, Polen und der Slowakei wurde mit Kollegen aus diesen Ländern an Fällen gearbeitet.  Neben dem Erlernen unterschiedlicher Gesetzesmaterien war es auch der Abbau von Vorurteilen, der Schranzer beeindruckte. 

Seit 1. März ist der 64-Jährige  geschäftsführender Bezirkspolizeikommandant und vertritt Peter Hauser, der sich bis 1. November in einem Sabbatical befindet.

Fußball-Euro und Bundesliga

Einen weiteren großen Einsatz gab es für Schranzer im Jahr 2008 bei der Fußball-Europameisterschaft in Klagenfurt. Damals stand er an der Spitze eines 1.200 Mann starken Einsatzkorps – gemeinsam mit Klaus Innerwinkler aus Völkermarkt koordinierte er den Sicherheits- und Ordnungsdienst. Bereits beim ersten Fußballspiel wurden 120 Personen festgenommen. Trotz großer Sorge vor den kommenden Spielen und einer großen Besucherfrequenz bewahrte er die Ruhe und sorgte für einen reibungslosen Ablauf. Bei den weiteren Spielen kam es zu keinen Vorfällen mehr.

2008 war Schranzer auch in Deutschland und begleitete mit Kärntner  und deutschen Beamten die Castor-Waggons über tausende Kilometer, denn Kernkraftgegner wollten den Transport des Atommülls verhindern.

Auch für die Sicherheit bei Fußball-Bundesligaspielen des RZ Pellets WAC zeichnet Schranzer verantwortlich. Er konnte dabei seine Erfahrungen nutzen, die er bei der Europameisterschaft gesammelt hatte, um gemeinsam mit dem WAC ein Sicherheitskonzept für die Spiele in der Lavanttal-Arena zu entwickeln.

Aber auch in jüngerer Zeit war Schranzer oft an vorderster Front. Während der Flüchtlingskrise 2015/16 übernahm seine Einsatzeinheit in Kärnten die Betreuung eintreffender Züge mit Flüchtlingen in Rosenbach/Villach. »Das war ein sehr fordernder Einsatz für alle Beamten. Die ersten Züge kamen bereits um vier Uhr an, die letzten um 22 Uhr«, berichtet Schranzer.  Oftmals mussten bis zu 3.000 Personen an einem Tag abgearbeitet werden, was strukturell und personell enorme Herausforderungen mit sich brachte. Zusätzlich war Schranzer mehrfach bei GTI-Treffen im Einsatz. Schranzer erzählt: »Das waren herausfordernde Tage. Extremer  Alkoholkonsum und aggressive Verhaltensweisen gegenüber Verkehrsteilnehmern und Kollegen standen an der Tagesordnung.«

Veränderungen im Dienst

Im Laufe seiner langen Tätigkeit bei der Polizei machte Schranzer auch zahlreiche Veränderungen mit: »Als ich zur Polizei kam, habe ich noch auf einer Adler-Schreibmaschine geschrieben. Heute dominiert die Digitalisierung«, erklärt er. Auch die Kriminalitätslandschaft hat sich gewandelt: Neben klassischen Delikten rückt Cyber-Crime immer mehr in den Fokus. »Ich verstehe die Gutgläubigkeit der Menschen manchmal nicht«, sagt er. Denn obwohl fast täglich über Internetkriminalität berichtet wird, kommen auch fast täglich neue Fälle hinzu. 

»Eine wichtige Sache hat sich im Laufe der Jahre nie geändert: Um ein guter Polizist zu sein, muss man ein großer Menschenfreund sein. Denn so oft wie ein Polizisten wird sonst wohl kaum jemand angelogen«, sagt Schranzer.

Freizeit genießen

Abseits des turbulenten Polizeialltags ist er ein überzeugter Naturmensch. Er sucht seinen Ausgleich bei sportlichen Aktivitäten – sei es beim Skitourengehen, Wandern oder beim Suchen nach Eierschwammerln im Wald. Und einmal im Jahr zieht es ihn zum Hochseefischen nach Norwegen, um neue Energie zu tanken. Diese Balance zwischen Einsatz und Erholung verleiht ihm die Kraft, auch in herausfordernden Zeiten einen kühlen Kopf zu bewahren.

Voraussichtlich im Oktober wird Johann Schranzer seinen Ruhestand antreten.

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