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Die Kelag feiert 100. Geburtstag – und steht heute vor den gleichen Problemen wie bei der GründungAusgabe 12 | Mittwoch, 22. März 2023

1923 war das Land von Energie aus dem Ausland abhängig, die teuer gekauft werden musste. Eine Situation, die wieder eingetreten ist. Verantwortliche des Unternehmens plädieren anlässlich des Jubiläums für die Energiewende – die aber ermöglicht werden muss.

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Klagenfurt, Lavanttal. Vor 100 Jahren, im Jänner 1923, wurde das Unternehmen unter dem Namen »Kärntner Wasserkraftwerke AG«, kurz Käwag, gegründet. Heute heißt es Kelag, ist über Österreich hinaus bekannt und tätig und beschränkt sich längst nicht mehr allein auf die Erzeugung von Strom mittels Wasserkraft. In der Vorwoche nahmen der Kelag-Aufsichtsratsvorsitzende Gilbert Isep, Vorstandssprecher Manfred Freitag und Vorstand Danny Güthlein das Jubiläum zum Anlass, um über die Zukunft zu sprechen.

Das erste Kraftwerk, das die Käwag in Betrieb nahm, war das Speicherwerk Forstsee in Techelsberg am Wörthersee, das heute noch läuft. Damals war Kärnten in einer ähnlichen Situation wie heute: Abhängigkeit von Energie aus dem Ausland, verbunden mit hohen Preisen.

»Dass die Energiewende stattfinden kann, ist unsere zentrale Aufgabe«
Manfred Freitag, Kelag-Vorstandssprecher

In den folgenden Jahrzehnten, speziell in den 1960er-, 1970er- und 1980er-Jahren, wurde massiv in die Stromerzeugung und in den Netzausbau investiert – mit Unterstützung der Politik. Jetzt sei man laut Freitag in einer ähnlichen Lage wie damals, als das Unternehmen gegründet wurde: »Wir müssen auf erneuerbare Energie umsteigen.«

Seinerzeit habe die Politik laut dem Vorstandssprecher erkannt, dass es gesetzliche Rahmenbedingungen erfordere, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Jetzt müsse man den Ausstieg aus der fossilen Energie bewältigen. Freitag: »Dabei darf nicht eine Technologie gegen die andere ausgespielt werden«, die Kelag wolle ermöglichen, dass die Energiewende stattfinden könne. »Das ist unsere zentrale Aufgabe«, so der Vorstandssprecher.

Vorstand Güthlein wurde noch deutlicher: »Wir brauchen den Energiemix, um auch im Winter genug Strom erzeugen zu können«, bestehend aus Wasserkraft, Photovoltaik und  Windkraft. Derzeit sei im Winter lediglich 50 Prozent des Bedarfs mit erneuerbarer Energie gedeckt, 25 Prozent kommen aus Werken, die mit Gas betrieben werden, 25 Prozent aus dem Ausland. »Österreich kann sich zurzeit nicht selbst versorgen«, so Güthlein. 

Windpotenzial nutzen

Kärnten besitze das viertgrößte Windpotenzial in Österreich, das müsse man nützen. »Ohne Wind wird es nicht gehen«, sagte der Vorstand. Grüne Energie werde sich als Standortvorteil erweisen, wer sie nicht liefern könne, werde Betriebsabwanderungen verzeichnen. Laut Güthlein brauche es Dialog, um Ängste in der Bevölkerung abzubauen. Isep meinte mit Blick in die Vergangenheit: »Früher wurden Lichterfeste gefeiert, wenn Strom in einen Ort kam. Heute wird versucht, neue Leitungen zu verhindern.«

Auf die Frage, wie viele Windräder die Kelag in Kärnten und im Lavanttal errichten will, sagte Freitag: »Das ist eine emotionale Diskussion. Wenn es heißt, Kärnten sei ein Land, in dem kein Windrad stehen soll, ist das falsch.« Solange Bedarf gegeben sei, werde die Kelag Projekte einreichen. Freitag: »Jetzt eine Zahl zu nennen, wäre aber nicht seriös.« Isep betonte, man brauche die Akzeptanz der Bevölkerung und wolle sie nicht ausschließen. Und: »50 Standorte (Anm.: für Windkraftanlagen) wären nicht klug, denn man benötigt dafür Leitungen und Straßen.« Das Land solle mit einem Energiemasterplan Standorte verordnen.

Freitag meinte, bisher habe man von Reserven gelebt, die in den 1970er-Jahren im Bereich Wasserkraft gebaut wurden: »Sie sind jetzt verbraucht.« Es brauche neue Gesetze, die die Verfahren verkürzen, nicht nur im Bereich Windkraft. Der Vorstandssprecher: »Wenn Verfahren bis zu zwölf Jahre dauern, wie beim Leitungsbau für den Großraum Villach, schaffen wir die Klimaneutralität bis 2040 nicht. Gesetze sind nicht dazu, etwas zu verhindern, sondern etwas zu ermöglichen.«

// INFO
Geschichte der Kelag

1923: Gründung der Kärntner Wasserkraftwerke AG, Rechtsvorgängerin der Kelag.
1948: Die Kelag fusioniert mit den Stadtwerken von Spittal, Villach, Feldkirchen, St. Veit und Wolfsberg.
1962: Baubeginn für die Kraftwerksgruppe Fragant.
1972: Übernahme der Kärntner Ferngas GmbH.
1989: Einstieg in das Fernwärmegeschäft.
1994: Der Verbund beteiligt sich an der Kelag.
2000: Der Mehrheitseigentümer Land Kärnten bringt seine Anteile in die Kärntner Energieholding ein.
2001: RWE beteiligt sich mit 49 %  an der Kärntner Energieholding.
2004: Gründung der Kelag Netz GmbH.
2013: Umbenennung der Kelag Netz GmbH in KNG-Kärnten Netz GmbH.

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