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Trotz finanziell harter Zeiten: Wolfsberg kauft ein Haus und wird ein Blockheizkraftwerk errichtenAusgabe 47 | Mittwoch, 23. November 2022

Gemeinderat beschloss den Kauf eines Teils des Hauses Hoher Platz 1 um 590.000 Euro. Beim Wirtschaftshof wird Kraftwerk gebaut, das das Areal energieautark machen soll. Einigung gab es mit den Besitzern eines Rodelwegs auf der Saualm, die mit Sperre drohten.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Horst Kakl Von Horst Kakl kaklno@spamunterkaerntner.at
Alle Gemeinderäte stimmten im Festsaal (Bild rechts) dafür, Teile des Hauses Hoher Platz 1, in dem der Goldschmied Röll angesiedelt ist, zu erwerben. Schon jetzt ist die Stadt darin eingemietet, künftig sollen alle Abteilungen in diesem Bereich konzentriert werden. Der Preis wurde per Gutachten bestimmt, Wolfsberg hat ein Vorkaufsrecht für den verbliebenen Teil. Hok

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Wolfsberg. Laut dem im Juli präsentierten Nachtragsvoranschlag wird Wolfsberg heuer ein Minus von 6,75 Millionen Euro schreiben. Doch ganz so schlimm dürfte es finanziell doch nicht stehen. Denn die Bezirkshauptstadt investiert kräftig und wird nicht nur ein neues Blockheizkraftwerk errichten, auch das Rathaus wurde mit einem Zukauf vergrößert. Beide Vorhaben wurden in der Gemeinderatssitzung am 16. November vorgestellt.

Die Sitzung startete mit einer Schweigeminute für den verstorbenen Ersatz-Gemeinderat Guido Weber (SPÖ), über den Bürgermeister Hannes Primus sagte: »Mit ihm verlieren wir einen lieben Freund.«

»Das ist eine Investition für die nächsten Generationen und eine Geldanlage«
Bürgermeister Hannes Primus über den Hauskauf

Punkt 9 befasste sich mit dem genannten Blockheizkraftwerk. Es soll am Areal des Recycling- und Wirtschaftshofs entstehen und ihn völlig energieautark machen. Das Werk, das neben Wärme auch Strom erzeugt, wird mit einem Biomassekessel ergänzt. Kommt es zu einem Blackout, wird es im Wirtschafts- und im Recyclinghof weiter warm sein, auch die Stromversorgung bleibt aufrecht. Das Blockheizkraftwerk, das kommendes Jahr gebaut werden soll, wird rund 500.000 Euro kosten. Bürgermeister Primus (SPÖ): »Es gab bereits Gespräche mit dem Land, das Werk soll sehr gut gefördert werden. Außerdem wird es sich bereits in fünf bis acht Jahren amortisiert haben.« 

Befeuert mit eigenem Holz

Befeuert werden soll es laut Primus mit Bruchholz aus dem Gemeindewald, abgegebenem Altholz sowie eigenem und fremdem Baumschnitt: »Solange wir Hackgut haben, können wir es betreiben« – und Strom und Wärme erzeugen. Dazu werde es sich um neueste Technologie handeln: Was aus dem Kamin kommt, soll die Umwelt nicht belasten. 

Aber: So weit ist es noch nicht. Im Gemeinderat wurden erst – einstimmig – ein Grundsatzbeschluss für das »Leuchtturm-Projekt« (Zitat Primus) gefasst sowie 25.000 Euro für die notwendige Leitung freigegeben, die schon jetzt, im Zuge des Umbaus des Recyclinghofs, gebaut wird. 

Eine Überraschung beinhaltete Punkt 24, denn Wolfsberg erweitert in finanziell schwierigen Zeiten sein Immobilien-Portfolio. Einstimmig beschlossen wurde der Kauf eines Teils des Gebäudes Hoher Platz 1, das unmittelbar an das Rathaus anschließt und in dem der Goldschmied Röll sein Unternehmen betreibt. 

Primus begründete den 590.000 Euro teuren Erwerb aus Privatbesitz so: »Das ist eine Investition für die nächsten Generationen und eine Geldanlage. Die Stadt mietet in diesem Haus schon jetzt Räume, denn wir haben einen Mangel an Büros. Manche Abteilungen sind im Recyclinghof untergebracht.« Nach langen Verhandlungen wurde man sich mit den Eigentümern des Gebäudes einig, der Preis beruht auf einem erstellten Gutachten. Gekauft hat die Stadt einen Teil des Hauses sowie den Innenhof, der Rest bleibt bei den bisherigen Eigentümern. »Wir haben aber ein Vorkaufsrecht«, so der Bürgermeister, laut dem bestehende Mietverträge übernommen werden, darunter auch jener des Goldschmieds Röll.

Der jetzige Plan: Alle Abteilungen hier zu konzentrieren und die dadurch frei werdenden Flächen anderweitig zu vergeben. Einen Mieter will die Stadt auch für das nun leerstehende Geschäftslokal im Erdgeschoss finden. ÖVP-Gemeinderätin Waltraud Beranek meinte scherzhaft: »Das ist eine gute Investition, wir hoffen jetzt auf ein besseres Büro.«

Es darf gerodelt werden

Gute Nachricht gibt es für alle, die den Almweg von der Zech- zur Gießlhütte für Rodelfahrten benutzen: Nach Querelen gibt es eine Einigung zwischen der Stadtgemeinde und den Eigentümern, der Bringungsgemeinschaft Almweg Zech. Der Weg wird mit einer Verbotstafel ausgestattet, deren Zusatztext lautet: »Fahrverbot von 21. Dezember bis 31. März zwischen 10 und 17 Uhr – ausgenommen Berechtigte talabwärtsfahrend – Achtung Wintersportler.« Damit scheinen nun alle Probleme gelöst.

Wie berichtet kam es im Dezember des Vorjahrs zu einer Auseinandersetzung zwischen einem Rodler und einem entgegen kommenden Auto. Darauf kam ans Licht, dass der Weg im Winter mit einem Fahrverbot belegt ist, während die Bringungsgemeinschaft nur von einer eingeschränkten Nutzungszeit ausging. Sie drohte darauf, den Weg zur Mautstraße zu machen und den »Rodelverkehr« zu unterbinden. Primus im Gemeinderat: »Jetzt gibt es Gott sei Dank eine Lösung, es kann weiter gerodelt werden.« Einstimmig wurde die neue Tafel genehmigt.

Ebenfalls ohne Gegenstimme wurde die »Aufrüstung« der Lagerhalle für Katastrophenschutz, die beim Wirtschaftshof untergebracht ist, beschlossen. Nach dem verheerenden Unwetter in St. Andrä im August, bei dem zwei Kinder getötet wurden, habe sich laut Primus gezeigt, dass weitere Ausrüstungsgegenstände angeschafft werden müssen. Noch heuer sollen Schanzwerkzeuge, hölzerne Schaltafeln sowie drei Tauchpumpen und Planen im Gesamtwert von rund 14.500 Euro angeschafft werden, 2023 folgen ein Elektrostapler, Wassersauger, Regale etc. um 21.400 Euro. »Es geht um den Schutz der Bevölkerung«, so der Bürgermeister. 

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