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Thomas Poms: »Die Heimat bleibt ein wichtiger Teil der eigenen Identität« Ausgabe | Mittwoch, 1. Oktober 2025

Thomas Poms gründete mit seiner Frau Lisa das Tanzstudio »Indeed Unique«, das bei der ORF-Show »Die große Chance« gewann. Im Interview spricht er über Vielfalt, Werte, große Shows und seine Wurzeln im Tal.

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Erinnern Sie sich noch an den Moment, in dem das Tanzen für Sie mehr wurde als bloßes Zuschauen? 
Ja, sogar sehr genau. Meine Eltern haben, als ich ein Kind war, beim TSC Wolfsberg einen Paartanzkurs besucht, und meine Schwester hat bald darauf ebenfalls mit dem Tanzen angefangen. Ich war ständig dabei und irgendwann hat mich dieser Rhythmus, die Bewegung zur Musik, einfach gepackt. Ich habe damals auch Fußball und Tischtennis gespielt, und mit zehn Jahren stand ich selbst im Paartanzkurs. Kurz darauf kam bei mir Hip-Hop dazu, damals noch im Markussaal in Wolfsberg. Ich war mit Elsa Kremser auch bei zahlreichen Turnieren dabei. Mit 16 Jahren habe ich Breakdance entdeckt und meine ersten Crews trainiert. Das war eine prägende Zeit – ich war akrobatisch nicht besonders stark, aber genau das hat mich motiviert, dranzubleiben. 

Gab es einen Punkt, an dem Sie endgültig wussten: Das wird mein Beruf? 
Ja, während meiner Schulzeit am BORG Wolfsberg. Ich habe schon damals Shows organisiert, Crews trainiert und Turniere getanzt. Nach der Matura kam das Bundesheer, aber auch dort habe ich in Klagenfurt weitertrainiert. Danach ging es nach Wien, ins Performing Center. Dort habe ich Lisa kennengelernt – meine spätere Frau und künstlerische Partnerin. Wir haben nach sechs Monaten begonnen, gemeinsam zu cho-reo-gra-fie-ren. Ich absolvierte eine dreijährige Musicalausbildung und unterrichtete parallel über 100 Schüler. Spätestens da war klar: Das ist mein Beruf, meine Berufung.

2016 haben Sie den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Wie hat sich »Indeed Unique« entwickelt? 
2016 haben wir als Verein angefangen, zwei Jahre später, also 2018, haben wir dann unser eigenes Studio »Indeed Unique« in Wien gegründet, 2021 kam ein zweiter Standort in Mödling dazu. Heute arbeiten 15 Trainer bei uns – viele davon ehemalige Schüler. Wir bieten Tanzkurse für alle Altersgruppen: Von Hip-Hop über Breakdance bis zu Musical und Turniersport ist alles dabei. Unsere Tänzer nehmen an Meisterschaften teil, wir haben zum Beispiel World-Masters-Titel geholt und stehen regelmäßig mit Shows auf der Bühne – etwa im Wiener Vindobona oder bei großen Events wie am vergangenen Wochenende in der Artbox.

Was macht Ihr Studio »unique«, also einzigartig?
Wir legen großen Wert auf Storytelling. Jede Nummer soll eine Botschaft transportieren – sei es in Produktionen wie »Stand by me«, »Virtual World« oder »Time«. Uns geht es nicht nur um Technik, sondern auch um Werte, die wir vermitteln wollen. Die Trainer sind Vorbilder, übernehmen Verantwortung für die Kids. Wir achten darauf, dass niemand im Team verloren geht, dass jede und jeder eine Plattform bekommt. Manche wollen im Rampenlicht stehen, andere einfach Teil der Crew sein – beides ist gleich wertvoll. Diese familiäre Atmosphäre unterscheidet uns von vielen anderen Studios.

Wie schaffen Sie es, so viele Tanzstile unter einem Dach zu vereinen? 
Indem wir Vielfalt als Stärke sehen. Wir mischen Teams bewusst durch, lassen uns von unterschiedlichen Bereichen inspirieren und entwickeln Produktionen gemeinsam mit den Tänzern. Jeder bekommt eine Plattform, um sich zu entfalten. Das ist aufwendig, aber es lohnt sich. Am Ende entsteht etwas, das mehr ist als die Summe der einzelnen Stile.

2024 haben Sie mit Ihrer Crew die ORF-Show »Die große Chance« gewonnen. Wie haben Sie diesen Moment erlebt? 
Das war ein Ausnahmezustand. Wir hatten eigentlich mit nichts gerechnet – umso größer war die Freude, als wir im Finale standen. Die Rückmeldungen der Jury waren fantastisch, und vor allem die Reaktionen aus der Bevölkerung haben uns überwältigt. Plötzlich kamen Nachrichten von Menschen, die wir gar nicht kannten, und viele Grüße aus dem Lavanttal. Es war schön zu sehen, dass Tanz in Österreich als Kunstart wahrgenommen wird. Direkt nach dem Finale sind wir mit über 100 Tänzern nach Kroatien zu den Dance Stars Worldfinals gefahren – ein unglaublicher Kontrast. Erst danach hatten wir Zeit, das alles zu realisieren. Und kurz darauf haben Lisa und ich geheiratet – 2024 war ein intensives, wunderschönes Jahr.

Gab es eine besondere Gänsehaut-Szene während der ORF-Show? 
Ja, davon gab es definitiv einige. Wenn man auf der Bühne steht und spürt, dass das Publikum die Geschichte versteht, die man erzählen will – das ist einfach unbeschreiblich. Bei dem Stück »Time« haben viele Zuschauer danach gesagt, dass sie sich darin wiedergefunden haben. Solche Momente zeigen, dass Tanz mehr sein kann als reine Unterhaltung.

Wie hat die Teilnahme an der ORF-Show Ihr Leben verändert? 
Wir haben dadurch viele neue Anfragen bekommen, durften beim Tag des Sports im Prater auftreten und haben unser Netzwerk enorm erweitert. Aber am wichtigsten war die Bestätigung: Das, was wir machen, kommt an. Es motiviert uns, noch größer zu denken.

Welche Träume haben Sie? 
Wir brauchen in Wien dringend größere Räumlichkeiten, das wollen wir nun angehen. Außerdem planen wir ein Remake unserer Show »Close2U« oder vielleicht einen zweiten Teil. Vielleicht sogar eine Tour. Außerdem steht 2028 unser zehnjähriges Jubiläum an – das wollen wir mit einer großen Show feiern, die unsere Geschichte erzählt.

Welcher Tanzstil liegt Ihnen persönlich am meisten am Herzen?
Schwierig zu sagen. Ich liebe die Vielfalt. Ich hatte großen Spaß an Latein-Duos, weil man da so gut aufeinander abgestimmt sein muss und auf die Partnerin eingehen kann. Breakdance war für mich ebenfalls sehr wichtig, ist mir aber zu einseitig. Ich steppe auch gerne oder mache Schuhplatteln. Ich möchte mich ungern auf einen Stil reduzieren – gerade die Mischung macht mich aus.

Ihre Wurzeln liegen im Lavanttal. Welche Rolle spielt die Heimat für Sie und sind Sie noch öfters im Lavanttal? 
Die Heimat spielt für mich eine sehr große Rolle. Ich bin in St. Gertraud aufgewachsen, habe in Frantschach-St. Gertraud und Wolfsberg die Schule besucht. Die Kinder von Lisa und mir wurden alle in Kamp getauft. Ursprünglich wollten wir auch im Lavanttal heiraten, aber das wäre organisatorisch schwer umsetzbar gewesen. Ich gehe auch heute noch ins Stadion und schaue mir den WAC an – auch wenn meine Jungs inzwischen Rapid-Fans sind. Die Show in Frantschach am vergangenen Wochenende war mir ein Herzensanliegen: Ich wollte, dass Familie und Freunde sehen, was wir in Wien aufgebaut haben. Und ich wollte meinen Tänzern zeigen, wo meine Wurzeln liegen.

Welchen Rat würden Sie jungen Menschen im Lavanttal geben, die von einer Karriere im Tanz träumen? 
Man muss wissen, wo man herkommt. Diese Basis erdet einen, gerade in schwierigen Zeiten. Gleichzeitig sollte man den Mut haben, Österreich für eine Weile zu verlassen, Erfahrungen zu sammeln – aber immer so, dass man zurückkommen kann. Denn die Heimat bleibt ein wichtiger Teil der eigenen Identität.

// Zur Person
Thomas Poms,  wurde 1988 in Wolfsberg geboren. Er hat in Frantschach-St. Gertraud die Volks- und Hauptschule besucht und danach die Matura am BORG Wolfsberg abgelegt. Nach dem Wehrdienst in Klagenfurt ging er nach Wien, wo er eine dreijährige Musical-Ausbildung absolvierte.
2016 gründete er mit Lisa Tatzber – seiner heutigen Ehefrau – den Tanzerverein »Indeed unique«. Im Jahr 2018 wurde das »Indeed unique«-Tanzstudio in Wien eröffnet.
Thomas und Lisa sind seit 2024 verheiratet und haben gemeinsam drei Kinder – Nino, Jona und Lion.

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