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Sie sind gebürtiger Lavanttaler, leben aber seit Jahrzehnten in Klagenfurt. Wann und warum hat es Sie nach Klagenfurt verschlagen?
Nach meiner Schulzeit im Lavanttal war ich viel unterwegs, ich war unter anderem in Graz, Innsbruck, Wien und Hamburg. Dabei habe ich Erfahrungen in den verschiedensten Berufen gesammelt: als Glasmaler, Kirchenrestaurator, Bühnenbildner und Grafiker in Agenturen, und mein Grafik-Design-Studium abgeschlossen. 1973 eröffnete ich dann mein Grafikatelier in Klagenfurt.
Grafiker war damals ja eigentlich ein noch wenig bekannter Beruf. Wie waren die Anfänge
Das erste Jahr war Totenstille. In Klagenfurt und Villach gab es zu dieser Zeit vier oder fünf Grafiker. Zum Glück traf ich Persönlichkeiten, die ich heute noch sehr schätze und zu meinen engen Freunden zählen darf, wie Wolfgang Mörth aus Villach, Rainhard Brandner und Ernst Peter Prokop, beide aus Klagenfurt. Es war ein schwieriger Beginn. Kundenwünsche waren damals die Farben Braun/Orange, die Schrift Helvetica und Texte linksbündig gesetzt. Es war ein langer und mühsamer Weg, die Sehgewohnheiten zu ändern. Zu überzeugen, dass es auch etwas anderes gibt: andere Farben, andere Schriftarten und vielleicht auch einmal etwas rechtsbündig zu setzen. Eine große Hilfe bzw. mein Sprungbrett war ein Plakatwettbewerb, der im Rahmen der Klagenfurter Messe durchgeführt wurde. Den Wettbewerb habe ich gleich zwei Mal gewonnen.
Dann ging es rasant nach oben?
Ich lernte tüchtige, interessante Menschen kennen, die mir auch die Chance gaben, meine Denke öffentlich zu machen. Und je mehr man von mir in Kärnten und über die Grenzen hinaus gesehen hat, desto mehr Aufträge habe ich bekommen. Dabei habe ich lange Zeit gar nicht gewusst, wie bekannt ich eigentlich schon bin.
Auf Ihrer Website steht bei Ihrem Aufgabengebiet Bildmischer. Was ist ein Bildmischer?
Der Start in der Werbung war sehr mühsam. Eine gute Idee, ein passendes Bild, eine klare Typo, keine Schnörkel und eine griffige Headline vereinen, das waren für mich wichtige Bestandteile. Die simple Aufforderung hinzusehen, ist in erster Linie das Bild, und wenn man das Sujet mit einer guten Headline versieht, dann ist das Werbung, wie ich sie mir vorstelle.
Ich habe zum Beispiel das Erscheinungsbild unserer Landeshauptstadt entwickelt. Doch leide ich wirklich darunter, dass außer dem Lindwurm-Logo die Stadt als Absender kaum zu erkennen ist.
Wer zählt zu Ihren Werbekunden?
Da gibt es jede Menge, zum Beispiel: Kollitsch Bau und -Immobilie, die Diakonie, das Reformhaus/Hamburg, Bestattung Kärnten- Steiermark, die Stadt Klagenfurt, Asphalt-, Beton-, Stahlring, Bundesinnung Österreichischer Zahntechniker, Stiftung Christine Lavant usw. Es würde den Rahmen sprengen, sie alle aufzuzählen.
Wann hat es mit der Leidenschaft, sich künstlerisch zu betätigen, angefangen?
Als ich bekannter wurde, tauchten Freunde auf und sagten, dass meine Plakate, Logos, Werbemittel alle einen künstlerischen Touch haben, und sie ermutigten mich, mich künstlerisch zu versuchen.
Und das klappte auf Anhieb?
Zunächst verneinte ich, denn ich bin ja kein ausgebildeter Maler, ich bin ausgebildeter Grafiker. Und so sehen meine Bilder auch aus. Aber 2018 entschied ich mich und wagte den Sprung auf diese Bühne. Meine Kuratorin Elisabeth »Daisy« Plank stellte den Kontakt zu Dompfarrer Peter Allmaier her, und ich wurde eingeladen, für die Fastenzeit im Dom eine Idee zu liefern. Die Installation »Das Kreuz im Weg« wurde zum spektakulären Erfolg. Es kamen sogar Busse mit Menschen aus allen Himmelsrichtungen, um meine Installation zu sehen.
Später lud mich die Stadt Klagenfurt ein, eine große Ausstellung im Stadthaus zu machen. Und ich zeigte alles, was ich so mache: Bilder, Installationen und Skulpturen. Zur Eröffnung der Ausstellung erhielt ich das Ehrenzeichen des Landes Kärnten.
Ein großes Werk von Ihnen hängt im Karikaturmuseum in Krems. Was hat es damit auf sich?
Auslöser dafür war eine Skulptur im Kunsthaus Kollitsch. Ich machte einen Flügel mit einer Spannweite von 1,6 Meter aus Bleistiften. Der sorgte für Aufsehen, und so wurde das Karikaturmuseum in Krems auf mich aufmerksam. Ich habe dann aus 3.800 Faber Castell-Stiften für das Museum einen Flügel mit 2,4 Metern Spannweite gebaut.
Es sind Schlagzeilen, die mich bewegen, aufregen, mir Spaß machen«
Brandy Brandstätter, Bildmischer
Woher nehmen Sie die Inspiration?
Es sind Schlagzeilen, die mich bewegen, aufregen, mir Spaß machen. Und wenn man durch die Stadt geht, irgendwo sitzt und Wortfetzen hört. Das versuche ich in meiner Malerei zu verarbeiten.
Hatten Sie auch schon eine Ausstellung im Lavanttal?
Bisher noch nicht. Aber auf der Fahrt von Klagenfurt über St. Andrä nach Wolfsberg zu diesem Interview ist mir aufgefallen, wie sehr sich St. Andrä entwickelt hat. Es wäre mein sehnlichster Wunsch, meiner Heimatstadt ein schönes und neues Erscheinungsbild zu geben.
Kannten Sie Christine Lavant?
Es tut mir sehr leid, dass ich sie nie persönlich kennengelernt habe. Ich habe sie als Kind zwar öfters gesehen, aber unsere Eltern hatten uns vor ihr gewarnt: »Wenn ihr das schwarze Weible seht, dann lauft‘s davon.« Ich hatte also nie Kontakt mit ihr. Kontakt habe ich aber, nach langem Suchen, zu meinem damals in der Volksschule besten Freund Franzi Bachhiesl (Anm. Präsident der Christine Lavant Stiftung), und ich darf die Folder und Einladungen für die Stiftung Christine Lavant gestalten.
Ich habe gehört, Donald Duck begleitet Sie ständig? Ist damit die Ente von Walt Disney gemeint?
Ganz genau. Seit ich lesen kann, gehören die Geschichten rund um Entenhausen zu mir. Die Serie »Das lustige Taschenbuch« habe ich komplett. In meiner Wohnung stehen Donald Duck-Figuren und vier Bücherregale, zwei beschäftigen sich mit Wissenschaft, Kunst und Grafik, der Rest gehört Donald Duck und Entenhausen. Denn wenn man einmal vom Enten-Fieber gepackt ist, kann man einfach nicht mehr aufhören.
Was fasziniert Sie daran?
Carl Barks hat grandiose Geschichten rund um den bekannten Erpel geschrieben und Erika Fuchs hat sie kongenial übersetzt. Sie haben einen Charakter geschaffen, der so viele Parallelen zu mir aufweist. Wir sind beide neugierig und abenteuerlustig. Donald Duck hat viele Berufe in seinem Leben. Ich kann da als Glasmaler, Kirchenrestaurator, Bühnenbildner, Grafiker und Künstler sehr gut mithalten. Und als Werber geht es einem ganz oft wie Donald: Man wacht auf, fällt aus der Hängematte, hat eine tolle Idee und strampelt sich den ganzen Tag ab. Nur um zu erkennen, dass am Ende ein anderer die Nase vorne hat. Oder die Idee wird solange vom Auftraggeber zerredet, bis man am Ende einen Kompromiss eingeht, um noch ein bisserl ein Glücksgefühl beim Arbeiten zu haben. Donald Duck ist der typische Antiheld, der – wenn es wirklich drauf ankommt – aber sehr wohl gewinnt. Und so ein Vorbild begleitet einen wirklich gut durchs Leben. Ich bin da das beste Beispiel.
Es heißt, Sie arbeiten im Weißen Haus in Klagenfurt. Was ist das?
Es ist ein weißes Haus in der Bahnhofstraße, Ecke Fleischmarkt. Es hat einen silbrig glänzenden Anstrich. Dort habe ich mich über zwei Stockwerke einquartiert und dem Haus diesen Namen gegeben.
Sind Sie öfters im Lavanttal?
Es gibt ein paar sehr gute Kontakte. Hin und wieder habe ich einen Auftrag zu erledigen. Mit Andreas Henckel-Donnersmarck verbindet mich eine Freundschaft, die durch eine Auftragsarbeit entstanden ist. Willi Weber (Anm.: Gründer von Radio Valcanale) läuft mir öfters über den Weg. Und mein Bruder lebt nach wie vor in St. Andrä.
Sie könnten Ihre Pension genießen, arbeiten aber noch fleißig weiter. Warum?
Wenn man mit 65 in Pension geht, noch frisch, gesund und hell im Kopf ist, für große Unternehmen nach wie vor Ideen liefern darf, dann hat man das Wort »aufhören« aus seinem Repertoire gestrichen. Es ist wie bei den Dirigenten, Musikern, Künstlern, man macht weiter, so lange es Spaß macht. Und Spaß macht es noch lange.
So, Michael Swersina … danke, dass Sie mir zugehört haben. Darf ich noch ein Kompliment los werden: Das Layout Ihrer Zeitung und auch das Format gefallen mir sehr.
Ich hoffe, wir laufen uns bald wieder über den Weg. Bis nocha nocha.
// Zur Person
Brandy Brandstätter wurde 1949 in Wolfsberg geboren. Nach der Schulzeit im Lavanttal lebte er unter anderem in Graz, Innsbruck, Wien und Hamburg. Dabei konnte er Erfahrungen in verschiedenen Berufen wie Glasmaler, Kirchenrestaurator, Bühnenbildner und Grafiker in Agenturen sammeln und schloss ein Grafik-Design-Studium ab.
1973 eröffnete er sein Grafikatelier in Klagenfurt und ist seitdem als Grafik-Designer selbstständig in Klagenfurt und Hamburg tätig.
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