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Nach fünf Jahren bekam Wolfsberger Kreisverkehr doch noch seine Installation – heimlich und leiseAusgabe 43 | Mittwoch, 27. Oktober 2021

Nur dem Rathaus wurde mitgeteilt, dass die Buchstabenkombination »WO« an der Autobahn-Anschlussstelle Süd errichtet wird. Ob eine offizielle Eröffnung stattfindet, steht in den Sternen. Trotzdem: Eine lange Entstehungsgeschichte fand ein »Happy End«.

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Wolfsberg. Offenbar waren die Stadtoffiziellen genauso überrascht wie die Bevölkerung. Vor einigen Tagen wurde am Kreisverkehr an der Autobahn-Anschlussstelle Wolfsberg Süd die lange zugesagte, aber immer wieder aufgeschobene Kunstinstallation abgebracht (wir berichteten). Seither blickt der Lenker, der von der Autobahn kommt, auf das gewaltige Buchstabenpaar »WO«. 

Auf die Frage, wie das Objekt, um das zeitweise Meinungsverschiedenheiten zwischen Stadt und Land herrschten, nun doch noch zustande kam, sagt Bürgermeister Hannes Primus (SPÖ): »Das kann ich nicht sagen. Wir haben nur die Information bekommen, dass es aufgebaut wird. Die Anbringung ging vom Land Kärnten aus, wir haben nur unseren finanziellen Anteil geleistet.« Die bisherigen Reaktionen waren laut Bürgermeister durchwegs erfreut: »Ich bekomme SMS und Anrufe, in denen die Leute sagen, dass es ihnen gefällt.« Eine Einweihungsfeier plant er trotzdem nicht. »Das kann nicht von uns ausgehen, sondern muss vom Land oder dem Autobahnerhalter Asfinag kommen. Es war ja nicht unsere Baustelle. Bisher habe ich keine Information, dass etwas veranstaltet werden soll.«

»Ich bekomme SMS und Anrufe, in denen die Leute sagen, dass es ihnen gefällt«
Hannes Primus, Bürgermeister

Die Vorgeschichte des »Happy Ends« ist lang und geht so: Bei der Eröffnung des 1,378 Millionen Euro teuren Kreisverkehrs im Dezember 2017, bei der auch der frühere Bürgermeister Hans-Peter Schlagholz (SPÖ) und der damalige Straßenbau-Landesrat Gerhard Köfer (Team Kärnten) dabei waren, herrschte so große Freude über das Bauwerk, dass es mit einem Kunstwerk gekrönt werden sollte.

Wettbewerb wurde gestartet

Ein Wettbewerb für die künstlerische Gestaltung wurde ausgelobt, den das Künstlerduo »1000plus« – Irmgard Siepmann und Martin Hahnl – gewann. Ihre 25.000 Euro teure Installation besteht aus zwei überdimensionalen Ausgaben des Buchstabens »V«, die eine aus Holz, die andere aus Metall. 

Aus einer bestimmten Richtung betrachtet, ergeben sie zusammen ein »W«. Mit dem »O« daneben, das aus rostfreiem Stahl hergestellt ist, ergibt sich das Kürzel  »WO« für »Wolfsberg«. Im Jahr 2017 wurde vereinbart, die Kosten für die Installation zwischen Asfinag, Land Kärnten und Stadt Wolfsberg zu teilen, wie es auch schon beim Kreisverkehr geschehen war. Als Fertigstellungstermin wurde damals das Jahr 2019 angegeben. Doch nichts geschah.

Im April 2020 brachte Schlagholz die Causa im Gemeinderat zur Sprache und meinte, man werde nachfragen, welche Fortschritte das Projekt mache. Es folgte abermals Schweigen.

Im heurigen März hieß es aus dem Büro von Landesrat Martin Gruber (ÖVP) plötzlich, da Wolfsberg seine Finanzierungszusage zurückgezogen hätte, werde das Projekt nicht weiter verfolgt. Nur wenn die Stadt mitzahle, sei auch das Land bereit, seinen Teil beizutragen. Bürgermeister Primus wies das damals zurück und meinte, es liege ein Schreiben vom Dezember 2020 vor, wonach Wolfsberg bereits bezahlt habe.

Im Mai riss einem bekannten Wolfsberger der Geduldsfaden. In einer Nacht- und Nebelaktion platzierte er  eine selbst gestaltete Tafel am Kreisverkehr, auf der ein stilisierter Wolf, ein »S« und die Worte »Berg« und »Lavanttal« zu sehen waren. »Ich bin der Meinung, dort muss etwas geschehen, da gehört ein Namensschild der Stadt hin«, sagte der Mann, der anonym bleiben wollte. Seine Tafel stand nur kurz, wenige Tage später wurde sie von der Straßenmeisterei Wolfsberg entfernt, da sie der Wind in Schieflage gebracht hatte und sie die vorbeifahrenden Autofahrer gefährdete. 

Dann war es plötzlich so weit: Am Montag, 11. Oktober, fuhren ohne vorherige öffentliche Ankündigung Arbeiter vor und montierten die Installation, die von der ÖBB-Lehrwerkstätte gebaut worden war.

Jenem Wolfsberger, der im Mai die Tafel angebracht hatte, gefällt sie übrigens gar nicht. »Scheußlich«, sagt er. Weitere Klagen waren nicht zu hören. 

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