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Wolfsberg. Es soll seinerzeit für die Gemeinde nicht einfach gewesen sein, ein Grundstück für eine Hundefreilaufzone in Wolfsberg zu ergattern. Letztlich gelang es dem damaligen Bürgermeister Hans-Peter Schlagholz (SPÖ), einen Vertrag für eine 4.000 Quadratmeter große Wiese an der Schleifenstraße auszuhandeln – »ein großer und schon länger gehegter Wunsch vieler Wolfsberger Hundefreunde«, wie es damals hieß. Im August 2019 wurde die Zone eröffnet. Jetzt steht sie in der Kritik. Grüne-Gemeinderat Michael Hirzbauer bemängelt nicht nur die Lage, sondern auch die horrenden Kosten. Er legt mehrere Alternativen vor.
Unter dem Titel »Hundezone Wolfsberg – nachhaltige Lösung« präsentierte Hirzbauer in der Wolfsberger Gemeinderatssitzung am 15. Dezember des Vorjahrs eine siebenseitige Analyse der Situation samt Lösungsvorschlägen. Demnach zahlt die Stadt jährlich 12.300 Euro Pacht für die Hundewiese, was im Papier so kommentiert wird: »Hochgerechnet auf einen ganzen Hektar entspricht das einer Pachtsumme von 30.750 Euro pro Hektar und Jahr. Der durchschnittliche Jahrespreis für einen Hektar gepachteter Wiese liegt zwischen 100 und 800 Euro.«
»Hochgerechnet auf einen Hektar entspricht das einer Pacht von 30.750 Euro pro Hektar und Jahr«
Aus dem Grünen-Papier zur Hundefreilaufzone
Wolfsberg zahle also mehr als das 68-Fache des üblichen Preises. Trotzdem wurde der Pachtvertrag zuletzt im Gemeinderat verlängert – gegen die Stimmen der Grünen und der ÖVP, wie betont wird.
Obendrein habe die Wiese nicht viel zu bieten: Es gebe kaum Beschäftigungsmöglichkeiten für die Tiere, die Instandhaltung sei nachlässig. Bemängelt werden Verunreinigungen durch Kot, Müll, Bierdosen. Ein Teil der Zone ist mit Splitt bestreut, der Hundepfoten verletzen könne. Kritik gibt es auch an der Frequenz: »Nach negativen Vorkommnissen wird der Platz teilweise sogar bewusst gemieden«, heißt es im Papier.
Alternativen werden mehrere aufgezählt: Etwa der Nordbereich des Kapuzinerparks, aus Sicht der Grünen »die optimalste Lösung«. Er liege zentral und sei gut erreichbar, es gebe jede Menge Platz (zwischen 1,750 und 2.300 Quadratmeter), die Infrastruktur sei bereits vorhanden. Ob die Wolfsberger begeistert wären, wenn sie den Hunden ein Stück des Parks abtreten müssen, ist unklar.
Weniger Parkplätze, mehr Hunde
Den Trattlpark Süd nennt man als Vorschlag zwei. Dieser Bereich liege ebenfalls näher als das jetzige Areal an der Schleifenstraße. Im Papier der Grünen heißt es: »Durch Rückbau bestehender Parkplätze wäre eine Vergrößerung möglich.«
Der dritte Alternative wäre der kleinere der beiden Gratis-Parkplätze hinter dem Wolfsberger Rathaus. Anmerkung der Grünen: »Durch den teilweisen Rückbau bestehender Parkflächen würde sich in unmittelbarer Umgebung des Rathauses eine großzügige grüne Freifläche lukrieren lassen – 1.000 Quadratmeter aufwärts.« Als nachteilig wird angemerkt, dass der Rückbau mit Kosten verbunden wäre. Nicht erwähnt wird der Aufschrei der Autofahrer, die Stellplätze verlieren würden, für die sie jetzt nicht bezahlen müssen.
»Wenn es Alternativen gibt, schauen wir uns das an, aber wir haben einen aufrechten Pachtvertrag«
Hannes Primus, Bürgermeister
Als weitere Option schlägt das Papier vor, brachliegende Gründe zu nutzen oder zu kaufen. So sei etwa in St. Jakob nahe der Berufsschule ein 1.057 Quadratmeter großes Grundstück um 49.000 Euro zu haben. Verglichen mit der derzeitigen Pacht »wäre das besagte Grundstück nach weniger als fünf Jahren abbezahlt und in Gemeindebesitz«.
Die Grünen stellten zur Hundefreilaufzone in der jüngsten Gemeinderatssitzung auch einen Dringlichkeitsantrag, laut dem sie bis Ende 2023 in den Bereich der Innenstadt verlegt werden soll. SPÖ, ÖVP und FPÖ lehnten die Dringlichkeit ab, der Antrag wurde in den Ausschuss verwiesen (wir berichteten). Damit hatten die Grünen wohl gerechnet: Um das Thema »warm« zu halten, richteten sie auch gleich einen Fragenkatalog an den zuständigen Stadtrat Jürgen Jöbstl (SPÖ), den der erst bearbeiten und beantworten muss.
Das sagt der Bürgermeister
Der Wolfsberger Bürgermeister Hannes Primus (SPÖ) sagt: »Mein Vorgänger Hans-Peter Schlagholz brauchte lange, bis er einen Standort für die Wiese gefunden hatte. Wenn es Alternativen gibt, schauen wir uns das an, aber wir haben einen aufrechten Pachtvertrag.«
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