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Kurios: Weißer Damhirsch ist aus einem Gehege entkommen – welcher Jäger wagt ihn zu erlegen?Ausgabe 36 | Mittwoch, 9. September 2020

Das seltene Exemplar – es soll nur drei in Kärnten geben – marschierte durch ein offenes Gatter am Reisberg in die Freiheit. Wird er binnen 42 Tagen nicht eingefangen, darf der Damhirsch geschossen werden. Der Bezirksjägermeister glaubt nicht, dass das passiert.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Horst Kakl Von Horst Kakl kaklno@spamunterkaerntner.at
Aus seinem Auto schoss Johann Stückler diese Bilder des weißen Damhirschs. In Kürze läuft seine Frist ab, dann darf er erlegt werden. Doch es soll großes Unglück bringen, ein Tier wie dieses zu schießen. Daher stehen seine Chancen nicht schlecht, irgendwann gefangen zu werden und das »Abenteuer« zu überleben. Foto: Johann Stückler

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Wolfsberg. In ganz Kärnten soll es nur drei Exemplare geben. Eines davon streift derzeit in den Bereichen Oberleidenberg, bzw. Weißenbach durch die Wälder: ein weißer Damhirsch, eine seltene Laune der Natur. Wird er nicht in den nächsten Tagen eingefangen, gilt er als jagdbar und darf geschossen werden. Trotzdem hat das Tier gute Chancen zu überleben. Denn es soll Unglück bringen, einen weißen Hirsch zu erlegen ...

»Es gibt Legenden dazu, daher denke ich, kein Jäger wird den weißen Hirsch erlegen«
Walter Theuermann, Bezirksjägermeister

Eigentlich ist der Albino ein »Reisberger«. Der Damhirsch lebte bis vor rund fünf Wochen in einem Gehege am dortigen »Lippbauerhof«, ehe er mit zwei weiteren Artgenossen durch ein offenes Tor in die Freiheit marschierte – ungewollt. Denn wer das Tor offen ließ, soll ungeklärt sein. Gebhard Dohr,  Betreiber des »Lippbauerhofs«, der neben einem Restaurant auch eine Pension mit 25 Betten und ein Tiergehege umfasst, wollte auf Anfrage der Unterkärntner Nachrichten keine Stellungnahme abgeben.

Mehrfach beobachtet

Zu hören ist, dass der weiße Damhirsch etwa acht Jahre alt sein soll und seit mehreren Jahren mit rund 30 weiteren Artgenossen am »Lippbauerhof« lebte. Seit seiner Flucht wurde er mehrfach beobachtet, Johann Stückler, Leser der Unterkärntner Nachrichten, konnte ihn auch fotografieren (siehe oben). Ihn einzufangen ist schwierig, da seine Scheu vor Menschen zunimmt und ein Schuss aus einem Betäubungsgewehr aus kurzer Entfernung abgegeben werden müsste.

Wie es mit dem Damhirsch weitergeht, schildert Bezirksjägermeister Walter Theuermann so: »Wenn ein Tier aus einem Gehege entkommt, muss das sofort gemeldet werden, was in diesem Fall auch gemacht wurde. Danach hat der Besitzer 42 Tage Zeit, es wieder einzufangen. Gelingt das nicht, wird das Tier nach Ablauf der Frist zum normalen Wild und darf erlegt werden.« Theuermann glaubt aber nicht, dass ein Jäger auf den weißen Hirsch schießen werde: »Es gibt Legenden dazu, daher denke ich, es wird keiner tun. Ich halte es für möglich, dass der Damhirsch irgendwann wieder eingefangen wird.« 

Der Bezirksjägermeister spielt auf den Glauben an, dass es Unglück bringe, ein solches Tier zu erlegen: Wer einen weißen Hirsch tötet, stirbt innerhalb eines Jahres, heißt es. Auch im Leben des Heiligen Hubertus, Schutzpatron der Jäger, spielte der Überlieferung nach ein weißer Hirsch eine wichtige Rolle. Hubertus, der nach dem Tod seiner Frau Ablenkung in der Jagd suchte, begegnete in den Wäldern der Ardennen einem weißen Exemplar, das ein Kreuz zwischen den Geweihstangen trug. Als er zum Schuss bereit war, soll eine Stimme ertönt sein, die ihn ermahnte, nicht nur dem Vergnügen nachzujagen und seine Lebenszeit zu verschwenden. Hubertus wurde Priester. In seinem Fall handelte es sich allerdings um einen »echten«, keinen Damhirsch.

Das entlaufene Tier, gekennzeichnet durch das Schaufelgeweih, würde in den Wäldern problemlos überleben. Mit der Fortpflanzung wird es freilich nichts: Damhirsche und Hirsche passen nicht zusammen.

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