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Knalleffekt: Gegner des Windparks sagt, er habe sich bei UVP-Verhandlung mit Corona infiziert Ausgabe 49 | Mittwoch, 2. Dezember 2020

Bürgerinitiativen-Sprecher Gritsch wendet sich an die Staatsanwaltschaft und gibt an, er sei nach der Verhandlung zum Windpark Bärofen positiv getestet worden. Landesabteilungsleiter Kreiner hält das für »unwahrscheinlich«. Und: Kein weiterer Fall bekannt.

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Frantschach-St. Gertraud, Klagenfurt. Knalleffekt nach der mündlichen Verhandlung zum Vorhaben Windpark Bärofen am 20. Oktober: Robert Gritsch, Sprecher der »Bürgerinitiative für ein windradfreies Lavanttal«, meldet sich mit einer Mitteilung an das Land Kärnten zu Wort. Darin teilt er der zuständigen Abteilung 7 mit, er habe sich bei der Verhandlung im Festsaal der Gemeinde Frantschach-St. Gertraud mit dem Coronavirus angesteckt. Auch bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt hat er eine Sachverhaltsdarstellung eingebracht. Albert Kreiner, Leiter der genannten Abteilung, die für Wirtschaft, Tourismus und Mobilität zuständig ist, glaubt ebenso wenig wie Franz Dorner, Mitinitiator des Windparks Bärofen, an eine Infizierung während der UVP-Verhandlung. Beide meinen: »Das ist unwahrscheinlich.«

»Laut des Arztes am Gesundheitsamt ist von einer Ansteckung bei der Verhandlung auszugehen«
Robert Gritsch, Bürgerinitiative

Gritsch skizziert die Ereignisse in seinem Schreiben so: »20. Oktober, UVP-Verhandlung. 28. Oktober: Auftreten von Fieber. 2. November: Auftreten von Schnupfen und beginnender Geruchs- und Geschmacksverlust. 4. November: angeordneter PCR-Test.
7. November: Bestätigung, dass der Test positiv war. 8. November: Bescheid der BH Wolfsberg über eine zehntägige Quarantäne bis 13. November.«

»Ich habe ihn nach der Verhandlung im Café Gutschi gesehen. Vielleicht steckte er sich dort an«
Franz Dorner, Windpark-Mitinitiator

Wie berichtet hatten sich Gritsch und die Landschaftsschutzorganisation  »Alliance For Nature«, die gegen den geplanten Windradpark auftritt, schon vor dem 20. Oktober gegen die Abhaltung der Verhandlung ausgesprochen, da der Festsaal »aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen des Covid-19-Begleitgesetzes und der hohen Anzahl an Beschwerdeführern zu klein« sei, sagte damals Alliance-Generalsekretär Christian Schuhböck. Kreiner hatte den Einwand damals so verworfen: »Wir sehen es unter Einhaltung der Corona-Bestimmungen als gesichert an, dass für die zur Teilnahme an der Verhandlung berechtigten Personen ausreichend Platz besteht.«

Erhebung gefordert

Gritsch sieht seine damals geäußerten Befürchtungen jetzt bestätigt und fordert die Abteilung 7 auf »zu erheben, ob noch andere Beteiligte in der Folge erkrankt sind«.

Zu den Unterkärntner Nachrichten meint er: »Natürlich habe ich keine Garantie, wo ich mich infiziert habe. Aber laut Auskunft des Arztes am Gesundheitsamt der BH Wolfsberg ist höchstwahrscheinlich von einer Ansteckung bei der UVP-Verhandlung auszugehen, da sie mit über 60 Personen in einem geschlossenen Raum stattgefunden hat und mehr als zwölf Stunden dauerte.« Die Lüftungspausen seien kurz gewesen und im Abstand von ca. zwei Stunden durchgeführt worden. 

Gritsch ortet nun einen »eindeutig Verstoß gegen Bestimmungen des Covid-19-Begleitgesetzes«. Da die Verhandlung nicht unter den Vorgaben der gesetzlichen Bestimmungen abgehalten wurde, regt er an, »das Verfahren mit einer weiteren mündlichen Verhandlung samt Ortsaugenschein fortzusetzen, um allen Verfahrensparteien die Teilnahme zu ermöglichen und mögliche Änderungen der Fachmeinungen nachvollziehen zu können«.

Windpark-Mitinitiator Dorner hat eine andere Erklärung für Gritschs Erkrankung: »Ich habe ihn nach der Verhandlung im Café Gutschi in St. Gertraud gesehen, wo er mit anderen Umweltschützern im Hinterzimmer eine Besprechung hatte. Vielleicht hat er sich dort angesteckt.« Laut Dorner wurden im Festsaal die Vorschriften penibel eingehalten: »Man musste Abstand halten, am Eingang wurde Fieber gemessen, es galt Maskenpflicht. Es war auch eine Amtsärztin dabei, die auf das Verhalten der Leute achtete. Ich weiß außerdem von niemandem, der danach positiv getestet worden wäre.«

»Unwahrscheinlich«

Kreiner sagt: »Ob sich jemand mit Grippe oder Schnupfen oder etwas anderem ansteckt – jeder dieser Fälle ist bedauerlich. Ob sich Gritsch bei der Verhandlung infiziert hat, wird man nicht nachvollziehen können. Ich halte es für unwahrscheinlich, denn es wurden alle Vorkehrungen getroffen und auch eingehalten.« Dem Abteilungsleiter sind dazu keine weiteren Fälle nach der Verhandlung bekannt. »Ich wurde auch nicht von der Bezirkshauptmannschaft bezüglich eines erforderlichen Contact Tracings kontaktiert«, so Kreiner.

Gritsch ist übrigens mittlerweile wieder wohlauf, die Krankheit hatte bei ihm einen leichten Verlauf genommen.

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