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St. Marein bekommt ein Biomasse-Heizwerk: Die Abhängigkeit von Gas und Öl soll damit enden Ausgabe 14 | Mittwoch, 5. April 2023

Die Unternehmer Gordon Hrgota, Michael Dohr und Stephan Kostwein als Geschäftsführer investieren rund 1,4 Millionen Euro in das Projekt. Sie bieten allen Bewohnern von St. Marein an, ihre Häuser an das Fernwärmenetz anzuschließen, das heuer gebaut wird.

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St. Marein. In diesem Wolfsber- ger Ortsteil wird derzeit vorwiegend mit Gas oder Öl geheizt. Das will die »Regionalwärme St. Marein GmbH« ändern. Hinter der Gesellschaft stehen die Unternehmer Gordon Hrgota, Michael Dohr und Stephan Kostwein, der auch als Geschäftsführer fungiert. Gemeinsam haben sie im Vorjahr ein 2.500 Quadratmeter großes Grundstück gegenüber dem früheren »Cardbox«-Gelände in St. Marein gekauft, auf dem bis Herbst ein neues Biomasse-Heizwerk entstehen wird. Das Vorhaben: Regionaler Nutzen für alle.

Hrgota: »Wir haben bereits einen Vertrag mit der Stadt Wolfsberg und werden die Volks- und die Mittelschule, den Kindergarten und ein Gemeindewohnhaus in St. Marein mit Fernwärme versorgen.«

Dabei soll es nicht bleiben: Zuletzt haben alle St. Mareiner ein Informationsblatt mit dem Angebot erhalten, sich ebenfalls an das Netz anzuschließen. Der Kostenaufwand – mit einer bestehenden Gasheizung – beträgt 18.000 Euro, wird aber mit 15.500 Euro gefördert. Bleiben 2.500 Euro, die für den Anschluss zu zahlen wären. »Wir erheben jetzt, wie viele Privathäuser dabei sein wollen«, sagt Kostwein, »viele haben schon Interesse gezeigt, jeder kann sich anschließen.«

»Als Betriebszeit ist September bis Mai oder Juni vorgesehen, je nach der Witterung«
Stephan Kostwein, Geschäftsführer

Die Tiefbauarbeiten für das Heizwerk, das sich in der Einreichphase befindet, werden im Mai beginnen. Bereits ab September soll die erste Baustufe des Werks fertig sein und Wärme geliefert werden, das nötige Netz wird ebenfalls im Sommer gebaut und bis Betriebsbeginn vorhanden sein. Hrgota: »Wir investieren rund 1,4 Millionen Euro in das Heizwerk und das Netz. Geplant ist ein Werk mit bis zu 800 Kilowatt Leistung, das auch über Solarthermie und einen 80.000 Liter fassenden Pufferspeicher verfügen wird, um die Leistungsspitzen abdecken zu können.« Erzeugt wird ausschließlich Wärme, die Produktion von Strom ist nicht vorgesehen.

Es läuft, wenn es gebraucht wird
Laufen wird das Werk nicht das ganze Jahr, sondern nur in der Zeit, in der es gebraucht wird. Kostwein: »Als Betriebszeit ist September bis Mai oder Juni vorgesehen, je nach der herrschenden Witterung und in Absprache mit den Kunden. Wenn es die Temperaturen erfordern, wird es in Betrieb sein.«

Als Brennstoff dienen Waldabfälle, Schadholz und ähnliches. »Wir kaufen es im Unterkärntner Raum ein und bekommen es bereits gehackt geliefert, eine lärmintensive Verarbeitung vor Ort wird nicht stattfinden«, sagt Hrgota, der betont: »Wir verheizen keine Bäume. Wir verwenden Holz, das sonst für nichts zu gebrauchen ist.« Im Werk sind zwei Schubböden vorgesehen, auf die das Hackgut abgeladen wird. Danach wird es automatisiert in die Anlage befördert. »Wir müssen daher für die Befüllung keine Lader einsetzen«, so der Geschäftsführer.

»Wir verheizen keine Bäume. Wir verwenden Holz, das sonst für nichts zu gebrauchen ist«
Gordon Hrgota, Mitinhaber »Regionalwärme«

Kostwein und Hrgota sagen ihren künftigen Kunden auch Preisstabilität zu: »Wir unterliegen dem Kärntner Biomasse-Index, es wird keine großen Ausreißer geben und leistbar bleiben.« Angeboten wird auch eine Komplettlösung: Die alte Heizanlage wird demontiert, die neue eingebaut und die Wärme geliefert.

Über St. Marein hinaus
Für das Heizwerk ist auch eine zweite Baustufe vorgesehen – abhängig vom Bedarf. Kostwein: »Wir können auch Industrieanlagen, die sich eventuell in St. Marein ansiedeln, versorgen. Baulich ist eine Kesselerweiterung möglich, außerdem ist der Standort perfekt: Wir sind im Gewerbegebiet, entfernt von den Einfamilienhäusern.« In Zukunft will man das Fernwärmenetz auch über St. Marein hinaus erweitern. »Wir überlegen, wie wir auch angrenzende Bereiche versorgen könnten«, so Hrgota, »denn unser Credo lautet: Fernwärme für alle. Weg von Gas und Öl – das ist der Zeitgeist. Wir haben den Rohstoff, den wir brauchen, vor der Haustüre. Alle sollen etwas davon haben, alle können dabei sein.«

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