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Wolfsberg, Wien. Die Nationalratswahl brachte ein historische Ergebnis: Erstmals in der Geschichte der Zweiten Republik belegt die FPÖ Platz eins. 6.346.059 Österreich waren wahlberechtigt. 4.902.460 Bürger, das sind 77,3 Prozent, nahmen ihr Wahlrecht auch in Anspruch, 46.462 Stimmen waren ungültig.
Als klarer Sieger hervor ging die FPÖ, die 28,9 Prozent der Stimmen erhielt. Dahinter folgt die ÖVP mit 26,3 Prozent und die SPÖ mit 21,1 Prozent. Die Neos konnten mit knapp neun Prozent die Grünen überholen, die etwas über acht Prozent der Stimmen holten.
Dadurch wurde die bisherige Mandatsverteilung über den Haufen geworfen. Von den 183 Nationalräten entfallen künftig 57 – das ist ein Plus von 26 Mandaten – auf die FPÖ. Die ÖVP kommt auf 51 Sitze (-20), die SPÖ auf 41 (+1). Die Neos halten nun bei 18 Mandaten (+3), die Grünen verlieren elf Mandate und besetzen 16 Sitze.
Keine große Rolle spielten die Kleinparteien, die allesamt den Einzug in den Nationalrat verpassten. Die Bierpartei, der im Vorfeld der Wahl am ehesten Mandate zugetraut wurden, kam auf lediglich zwei Prozent. Ein wenig besser war die KPÖ, die österreichweit 2,4 Prozent der Stimmen erhielt. Unter einem Prozent blieben MFG, die Liste Madeleine Petrovic, die Liste GAZA sowie die Liste »Keine von denen«. »Die Gelben«, die nur im Burgenland zur Wahl standen, erhielten 147 Stimmen.
Blaues Lavanttal
Im Lavanttal lag die Wahlbeteiligung bei 77,6 Prozent. Die Zugewinne der Freiheitlichen fielen im Bezirk Wolfsberg noch höher als das österreichweite Ergebnis aus: Mit einem Plus von 20,2 Prozent halten die FPÖ nun im Tal bei 42,8 Prozent. Die ÖVP verliert 16,5 Prozent und stürzt auf 20,8 Prozent ab, die SPÖ muss einen Verlust von 4,3 Prozent hinnehmen und vereinte 22,4 Prozent auf sich. In St. Georgen kommen die Freiheitlichen sogar auf 51,8 Prozent. Einzige Gemeinde, in der die FPÖ die 40-Prozent-Marke nicht überspringen konnte, war Frantschach-St. Gertraud mit 39,7 Prozent. Die ÖVP fuhr das beste Ergebnis im Bezirk in Preitenegg mit 28,8 Prozent ein, das schlechteste in St. Georgen, wo die Türkisen nur 16,5 Prozent erzielten.
Lavamünd mit 26,9 Prozent war die stärkste SPÖ-Gemeinde im Tal. Das schlechteste Abschneiden der SPÖ gab es in Preitenegg mit 15,8 Prozent.
Die Grünen kamen im Bezirk auf 3,1 Prozent, das ist ein Minus von 3,4 Prozent. In keiner Lavanttaler Gemeinde konnten sie die Vier-Prozent-Marke überschreiten.
Die Neos, bei denen es keine Kandidaten aus dem Bezirk Wolfsberg gab, lagen in allen neun Lavanttaler Gemeinden klar vor den Grünen: Im Bezirk wurden sie von 6,2 Prozent gewählt. Die Bier-Partei erhielt im Lavanttal 2,2 Prozent der Wählerstimmen, die KPÖ 1,32, »Keine« 0,78 und die Liste der ehemaligen Grün-Abgeordneten Madeleine Petrovic kam auf 0,41 Prozent.
FPÖ-Nationalrat Christian Ragger, der künftig wahrscheinlich als einziger Lavanttaler im Nationalrat vertreten sein wird, meint zum Wahlausgang: »Mit diesem Ergebnis wurde die Bundesregierung abgewählt, weil sie die Sorgen der Bevölkerung bis zum letzten Tag nicht ernst genommen hat. Die Regierung hatte keine Mittel gegen die Inflation, die hohen Mieten und die Immigration. Wir werden nun Gespräche mit allen Parteien führen. Eine Koalition ist mit denjenigen möglich, die bereit sind, unsere Positionen mitzutragen. Mein Dank gilt allen, die uns ihre Stimme gegeben haben und für uns im Wahlkampf gelaufen sind.«
Wohl keine weitere Periode im Nationalrat wird es für Johann Weber von der ÖVP geben. Er sagt: »Das ist nicht das Ergebnis, das ich mir erhofft habe. Ich habe, so wie wir alle, bis zum Schluss gekämpft, war viel unterwegs, aber es hat leider nicht gereicht. Der Wähler hat entschieden. Als Demokrat akzeptiere ich das Ergebnis und gratuliere den Gewinnern. Ein Dank gilt allen, die im Wahlkampf alles gegeben haben und uns ihr Vertrauen ausgesprochen haben.«
Kein Nationalratsmandat gibt es für die Lavanttaler SPÖ-Kandidatin Kerstin Dohr: »Mein Dank gilt all jenen, die der SPÖ vertrauten und uns ihre Stimme gegen haben. Danke an alle, die sich in dieser für uns schwierigen Wahlauseinandersetzung für uns ins Zeug gelegt haben. Das Ergebnis zeigt, dass die ÖVP-geführte Bundesregierung abgestraft wurde. Aus unserer Sicht entspricht das Ergebnis in keinster Weise unseren Erwartungen. Jetzt gilt es, die richtigen Schlüsse zu ziehen.«
Den Einzug ins Parlament hat auch der Wolfsberger Michael Hirzbauer von den Grünen nicht geschafft. Er sagt: »Ich möchte allen Wählern danken, die die Grünen gewählt haben und so ein starkes Zeichen für Klimaschutz, Menschenrechte und Solidarität und gegen rechten Hass und Hetze gesetzt haben. Die Grünen haben unter schwierigen Umständen in den vergangenen fünf Jahren Verantwortung für Österreich übernommen. Vor diesem Hintergrund ist es ein Erfolg, dieses Ergebnis zu erringen. Natürlich hätten wir uns über ein stärkeres Votum für echten Klimaschutz gewünscht – gerade angesichts des vergangenen Hitzesommers und der anschließenden Hochwasserkatastrophe, die eindrucksvoll bewiesen haben, wie wichtig Natur- und Klimaschutz ist. Und das gibt‘s eben nur mit den Grünen.«
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