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Neuer Name für Frantschach-St. Gertraud wird abgelehnt: SPÖ verweist auf ihre absolute Mehrheit Ausgabe 51 | Mittwoch, 21. Dezember 2022

92,2 Prozent der SPÖ-Mitglieder von Frantschach-St. Gertraud wollen keine Verkürzung auf »St. Gertraud«. Daher wird der Antrag nicht unterstützt, teilt Bürgermeister Vallant mit. ÖVP und FPÖ sind enttäuscht, Ersatzgemeinderat Klinger wendet sich gegen Mondi.

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Frantschach-St. Gertraud. Eine endgültige Absage erteilt Bürgermeister Günther Vallant (SPÖ) dem Vorstoß, den Gemeindenamen auf »St. Gertraud« zu verkürzen. Vertreter von ÖVP und FPÖ zeigen sich jetzt enttäuscht.

Wie exklusiv berichtet, brachten die Volks- und die freiheitliche Partei in der Frantschach-St. Gertrauder Gemeinderatssitzung am 5. Oktober den Antrag zur Verkürzung des Namens ein. Begründet wurde er damit, dass St. Gertraud mittlerweile das Zentrum der Marktgemeinde bilde: Hier seien nicht nur Kindergarten, Cafés, der Hochofen und das neue Veranstaltungszentrum »Artbox« angesiedelt, sondern auch die Kirche. Verwiesen wurde auf die frühere Gemeinde Treibach-Althofen, die sich in Althofen umbenannt hat. 

Kritik an Mondi Frantschach 

Ersatzgemeinderat Gerhard Klinger, der für die FPÖ im Gemeinderat sitzt, argumentierte: »Die Verkürzung auf St. Gertraud wäre nicht zuletzt wegen der besseren Lesbarkeit gut.« Das Gemeindeleben spiele sich mittlerweile in St. Gertraud ab, während die Wirtschaft in Frantschach angesiedelt sei, unter anderem die Papierfabrik Mondi. Die habe früher großes soziales Engagement gezeigt, zuletzt sei dieses Interesse an der Gemeinde aber zurückgegangen.

»Die SPÖ-Fraktion wird dem selbstständigen Antrag der ÖVP und FPÖ nicht zustimmen«
Bürgermeister Günther Vallant in einer Aussendung

Bürgermeister Vallant fürchtete bereits im Oktober eine aus der Diskussion um eine Umbenennung resultierende Spaltung der Gemeinde und dachte über eine Befragung der Bevölkerung nach. Letztlich entschied er sich für eine Umfrage unter den SPÖ-Mitgliedern der Gemeinde. 

Das Ergebnis veröffentlichte Vallant in der Vorwoche in einer Aussendung mit dem Titel »Keine Änderung unseres Gemeindenamens Frantschach-St. Gertraud mit der SPÖ«. Darin hieß es: »Mit einer Rückantwortquote von 79 Prozent sind 92,2 Prozent der Meinung, dass der Gemeindename nicht geändert werden soll. Die SPÖ-Gemeinderatsfraktion, welche derzeit zehn der 19 Mandate im Gemeinderat bekleidet, wird dem selbstständigen Antrag der ÖVP und FPÖ-Gemeinderatsfraktion nicht zustimmen.« Heißt: Die absolute SPÖ-Mehrheit lehnt die Umbenennung ab, damit ist sie vom Tisch. 

Vallant stellte sich in der Aussendung auch hinter Mondi Frantschach: »In den regionalen Medien wurden von der FPÖ zusätzliche Argumente genannt, Frantschach aus dem Gemeindenamen zu entfernen, da es in Frantschach stinkt und die Firma Mondi keinen sozialen Beitrag mehr zum gesellschaftlichen Leben in unserer Gemeinde leiste und das dies zu einem negativen Image für unsere Gemeinde führe. Von Seiten der SPÖ-Gemeinderatsfraktion wird diese Argumentation vehement zurückgewiesen.« 

Stattdessen wird in die Geschichte geblickt: Bei der Festlegung des Gemeindenamens »Frantschach-St. Gertraud« sei einerseits die steuerlich-rechtliche Situation der Ortsgemeinden und damit der Bekanntheitsgrad für die Bevölkerung der Umgebung berücksichtigt worden, andererseits die Tradition des Hauptorts, heißt es im SPÖ-Statement.

Wer die Schuld am Nein trägt

ÖVP-Gemeindevorstand Kurt Jöbstl sagt zur Ablehnung der SPÖ: »Es ist schade, dass es keine Möglichkeit gab, über die Umbenennung im Ausschuss zu diskutieren. Der Antrag wurde sofort über die Medien verbreitet und damit emotionalisiert. Ich wollte sachlich und objektiv darüber reden, was aber nicht möglich war, weil der Antrag gleich öffentlich wurde. Wir saßen darüber nie zusammen. Vielleicht ist es auch wegen des laufenden Wahlkampfs.«

»Vielleicht denkt ja die SPÖ darüber nach und ändert ihre Meinung«
Gerhard Klinger, FPÖ-Ersatzgemeinderat

Bei seiner Argumentation für den neuen Namen bleibt Jöbstl: »Die gesamte Infrastruktur liegt in St. Gertraud, den Ortsteil Frantschach gibt es nicht, es ist nur ein Flurname mit der Fabrik darauf. In Althofen war die Namensverkürzung auch möglich.«

Der freiheitliche Ersatzgemeinderat Klinger sagt jetzt: »Diese demokratische Entscheidung muss man zur Kenntnis nehmen – auch wenn ich sie nicht verstehen kann.« Das Image der Gemeinde sei aufgrund der Geruchsbelästigungen durch die Papierfabrik, »die von Mondi immer mit Jauchefuhren abgetan werden«, nicht gut. Vor Jahren habe es einen Störfall in der Fabrik gegeben. Klinger: »Auf den wurde erst aufmerksam gemacht, als in Slowenien Alarm geschlagen wurde.« Jetzt, wo das Umweltbewusstsein immer mehr in den Mittelpunkt rücke, solle Frantschach aus der Ortsbezeichnung verschwinden: »Außerdem ist der Name Frantschach-St. Gertraud sehr lang.« 

»Vorbild« Althofen

Auch der Ersatzgemeinderat verweist auf Althofen: »Das hieß früher Treibach-Althofen. Aber Treibach war wegen des dortigen chemischen Werks nicht positiv verankert, während Althofen ein Kurort ist.« Klinger tritt weiter für die Verkürzung auf St. Gertraud ein: »Solange sich die politischen Mehrheiten nicht ändern, ist das natürlich sinnlos. Aber vielleicht denkt ja die SPÖ darüber nach und ändert ihre Meinung ...«

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