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Manuel Wutscher: »Hey, uns gibt es auch noch!«Ausgabe 4 | Mittwoch, 27. Januar 2021

Embassy-Wirt Manuel Wutscher (32) im Gespräch mit den Unterkärntner Nachrichten: Wie er das Corona-Jahr 2020 erlebt hat, warum er seinem Frust über die Maßnahmen freien Lauf ließ und wie er vom erfolgreichen Triathleten zum Szenewirt in Wolfsberg wurde.

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2020 war aufgrund der Corona-Pandemie für alle Menschen ein sehr schwieriges Jahr. Sehr hart getroffen hat es auch die Gastronomie. Wie ist es Ihnen mit ihrem Lokal ergangen?  

Wir haben versucht das Beste daraus zu machen. Wir haben geschaut, dass wir in der Zeit, in der wir offen haben durften, den Gästen ein abwechslungsreiches Programm bieten. Ich habe darauf geachtet, dass sich die Gäste in meinem Lokal sicher fühlen. Ich denke, dass haben wir sehr gut hinbekommen. Aber es war natürlich sehr anstrengend. Die Schwierigkeit war es, trotz der ganzen Maßnahmen eine gute Stimmung aufzubringen, damit sich die Leute unter Einhaltung der Maßnahmen wohlfühlen und eine Auszeit von der Coronakrise bekommen. 

Das hat im Embassy sehr gut funktioniert, es war auch immer recht viel los. Im Großen und Ganzen war ich damit recht zufrieden. 

»Ich war lange Zeit mit den Maßnahmen einverstanden, aber was nun passiert, fühlt sich nur noch falsch an«
Manuel Wutscher Chef des »Embassy«

Aber nicht ganz so zufrieden waren Sie mit den Maßnahmen der Bundesregierung. Sie haben kürzlich auf Facebook ein Video unter dem Titel »Manni live« veröffentlicht, in dem Sie Ihren Unmut geäußert haben.  

Vorab, das »Manni live« gibt es ja schon länger. Das ist vor einigen Jahren mitten in der Nacht – leicht beschwipst – entstanden. Ich wollte lustige Videos machen und den Leuten ein wenig das Wolfsberger Nachtleben zeigen. Als ich älter wurde, wurden die Videos professioneller. Das hat sehr gut funktioniert und ich konnte auch zahlreiche Follower aufbauen. Ich habe dabei immer versucht, meine politische Meinung außen vor zu lassen.   

Wenn Sie sagen, ich wäre mit den Maßnahmen der Bundesregierung nicht einverstanden, da muss ich ein wenig korrigieren. Ich war mit einem Großteil der Maßnahmen auch sehr lange einverstanden. Eigentlich bis zuletzt. Ich habe auch, als es im November zu einem neuerlichen Lockdown kam, die Maßnahmen mitgetragen und auch verstanden. Die Infektionszahlen gingen in die Höhe und man bemerkte auch bei den Menschen eine gewisse Unsicherheit. Die Politik hat versucht, so lange wie möglich offen zu halten, aber es ist dann am Ende einfach nicht mehr gegangen.

Und jetzt? 

Ich bin nicht mehr einverstanden mit dem, was jetzt passiert. Es fühlt sich für mich nur noch falsch an. Ich nehme es den Menschen nicht übel, dass sie sich nicht mehr an die Regeln halten. Was ich nicht verstehe und auch nicht verstehen will, ist, dass ich mein Lokal, obwohl ich mich an alle Vorschriften halte, nicht offen haben darf, und auf der anderen Seite erhalte ich jede Woche mehrere Einladungen zu Homepartys, die ich natürlich nicht annehme. Es gibt Leute, die auf Urlaub fahren, in Unternehmen gibt es auch Abstands- und Maskenregeln – und das wird nie kontrolliert. Und ich weiß von vielen Leuten, dass sich zahlreiche Unternehmen nicht daran halten. 

Und dann sagt die Bundesregierung: Die Gastronomie machen wir zu. Man muss sich derzeit nur einmal auf der Straße umsehen. Wir haben aktuell die härtesten Maßnahmen, die wir in Österreich je hatten, aber die Straßen sind voll. Geschäfte machen Rabattaktionen, die Menschen stehen Schlange und ich muss zu Hause auf der Couch sitzen und mir das im Fernsehen ansehen. Das fühlt sich einfach falsch an.

Da könnte und muss es andere Wege geben. Ich würde sogar einen kompletten Lockdown für zwei, drei Wochen eher mittragen, als das, was jetzt passiert. Das ist alles nur noch eine Farce.

Was für Reaktionen hat es nach dem »Manni live«-Video gegeben?  

Ich habe normalerweise so an die tausend Leute, die so ein Video anschauen, und an die 70 bis 100 Likes. Das letzte Video wurde an die 70 Mal geteilt und ausgiebig kommentiert. Auch zahlreiche Kollegen haben sich bei mir daraufhin gemeldet und gefragt: Was können wir tun?

Ein paar Leute haben gemeint, dass einfach alle Wirte aufsperren sollen, dann wäre die Polizei überfordert. Davon halte ich aber nichts, denn die Polizei und die Organe, die die Maßnahmen kontrollieren müssen, machen auch nur ihren Job. Wir können auch nicht auf der einen Seite Hilfsgelder annehmen und dann ein Theater machen. Das wäre sinnlos. 

Ich wollte mit dem Video darauf aufmerksam machen: Hey, uns gibt es auch noch, und wir können auch andere Wege gehen wie Testungen, die Coronaampel wieder einführen uvm.

Es haben sich sehr viele Leute bei mir gemeldet, Unterstützung angeboten und mich bestätigt. Ich glaube, mit dem Video habe ich sehr vielen Menschen aus der Seele gesprochen.

Waren die Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung ausreichend, war das Ansuchen unkompliziert und sind Gelder auch rasch geflossen?  

Ich glaube, dass man in der Öffentlichkeit nur über die negativen Fälle gehört hat. Über diejenigen, bei denen es rasch funktioniert hat, hört und liest man nichts. 

Bei mir hat es sehr gut funktioniert. Ich habe online um Unterstützung aus dem Härtefallfonds angesucht, das hat ungefähr fünf Minuten gedauert. Mein Ansuchen wurde innerhalb von drei Tagen bearbeitet und binnen sechs Tagen war das Geld auf meinem Konto. Beim Fixkostenzuschuss hat es dann zwar ein bisschen länger gedauert, es hat aber alles sehr gut funktioniert, auch das mit dem Umsatzersatz verlief reibungslos. Aber man muss natürlich selbst tätig werden, mit einem Steuerberater reden und sich ein wenig einarbeiten. Auch das neue Hilfspaket, das seit Jänner läuft, sollte uns das Überleben ermöglichen.

Waren die Maßnahmen der Bundesregierung ausreichend?

Bei mir hat es zu 100 Prozent gegriffen, ich bin sehr glücklich damit. Das Einzige, was nicht gut gemacht wird, ist, dass fast jedes Monat ein neues, geändertes Paket kommt. Dadurch macht man sich immer Sorgen. Wir haben im Dezember Geld erhalten, aber keiner wusste, wie es im Jänner weitergeht. Nun gibt es Geld für Jänner und keiner weiß, wie es die nächsten Monate ablaufen wird. 

Sie waren auch einmal ein erfolgreicher Triathlet. Wie ist die Karriere verlaufen?  

Das ist ganz lustig, das wissen die meisten Leute, vor allem die Jungen, nicht mehr. Diejenigen, die mich im Lokal besuchen kommen, können sich das gar nicht mehr vorstellen, ich habe ja doch ein paar Pfunde zugenommen seit meinem Karriereende.

Ich bin mit 13 Jahren als Schwimmer ins Olympiazentrum in die Südstadt gekommen. Mit 17 Jahren habe ich zum Triathlon gewechselt, weil ich gesehen habe, dass ich mein Ziel, zu den olympischen Spielen zu kommen, im Schwimmen nicht schaffen werde. Da ich beim Laufen und Radfahren sehr gut war, dachte ich, ich versuche es mit Triathlon. Gleich zu Beginn habe ich national alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Nach einem Jahr, als ich mit der Schule fertig war, konnte ich aber nicht zum Heeressportzentrum gehen, da ich aufgrund des Alters nicht über die olympische Distanz starten konnte. Ich wurde zwei Jahre Profi auf eigene Faust. Vom Heeressportverband wurde mir versprochen, 2009 aufgenommen zu werden. Wenig später hieß es aber, ich müsse noch ein Jahr warten. Ich war ziemlich enttäuscht und die volle Motivation war nicht mehr da. 2010 wurde ich schließlich aufgenommen. Da wurde mir aber zu viel vorgeschrieben, das war dann nicht meins, und so habe ich es dann beendet.

Was haben Sie alles gewonnen?  

Ich wurde mit 17 Jahren Dritter der Staatsmeisterschaft in der allgemeinen Klasse. Bei einem Europacup-Triathlon kam ich einmal auf Platz 16 und konnte zahlreiche österreichische Titel im Triathlon bei den Junioren gewinnen. Außerdem war ich im Olympiakader und Nationalteam. Besonders stolz bin ich, dass ich 2009 alle Bewerbe, bei denen ich am Start war, in der allgemeinen Klasse gewinnen konnte. Ende 2010 habe ich schließlich dem Sport den Rücken gekehrt.

Und dann dachten Sie sich: Wenn ich Triathlon nicht mehr wettkampfmäßig machen kann, dann werde ich einfach Wirt?  

(Lacht.) Wer nix wird, wird Wirt. Im Ernst: Wenn man erfolgreicher Gastronom werden will, muss man schon etwas drauf haben und immer auf dem neuesten Stand sein. Ich war in einem Loch und kam über Umwege zur »Alpenfledermaus« in Wolfsberg, in der ich für die Disco zuständig war. Ich wollte aber ein eigenes Lokal betreiben und bin nach zwei Jahren zur »Limette«, meinem ersten eigenen Lokal, gekommen. Das war eine wilde Zeit. Ich hatte keine Buchhaltung, machte nur Party und habe in dieser Zeit sehr viel Geld verbraten. Irgendwann dachte ich mir, dass es so nicht weitergehen kann, und habe meine restlichen Euro zusammengekratzt und das »Mambos« in Wolfsberg übernommen. Ich war da schon reifer und professioneller. Das Lokal hat sehr gut funktioniert, aber mir war es zu klein. Als sich die Möglichkeit bot, das Embassy zu übernehmen, schlug ich zu. 

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