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Befürchtungen blieben aus: Häusliche Gewalt ist im Lavanttal trotz Coronakrise nicht gestiegenAusgabe 18 | Mittwoch, 29. April 2020

Aufgrund der Ausgangsbeschränkungen war man besorgt, dass Fälle häuslicher Gewalt zunehmen würden. Was österreichweit eintraf, war im Lavanttal aber nicht der Fall. Zahl der Frauen im Frauenhaus blieb gleich, Wegweisungen liegen sogar knapp unter dem Schnitt.

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Wolfsberg. Zu Beginn der Corona-Krise warnten Experten eindringlich vor einem Anstieg der häuslichen Gewalt und des Missbrauchs in den eigenen vier Wänden. Bei der österreichischen Frauenhelpline gab es einen Anstieg von 71 Prozent seit Beginn der Ausgangssperre Mitte März. Die Wegweisungen gewalttätiger Partner sind im Februar in Österreich von 874 Fällen im Februar auf 961 im März angestiegen. Auch wenn es österreichweit zu einer Steigerung kam, im Lavanttal haben sich die Zahlen gegenüber dem Vorjahr nicht verändert. »Von Jänner bis April gab es acht Fälle im Bezirk, wobei diese zum Glück keine schwerwiegenden Fälle von Gewalt oder kriminellen Handlungen waren. Damit liegen wir derzeit beim Betretungs- und Annäherungsverbot sogar leicht unter dem langjährigen Schnitt«, berichtet Kontrollinspektor Gerhard Esterle, der Präventionsbeamte nach dem Gewaltschutzgesetz für den Bezirk Wolfsberg In den meisten Fällen handelte es sich um Auseinandersetzungen, bei denen es von beiden Partner zu Tätlichkeiten gekommen war. 

»Das macht es für uns sehr schwer  herauszukristallisieren, wer der Gewalttätigere ist«, meint Esterle, der darauf hinweist, dass es in der Vergangenheit – wenn auch sehr selten – auch schon vorgekommen sei, dass gegenüber Frauen ein Betretungs- und Annäherungsverbot ausgesprochen wurde. Das Betretungs- und Annäherungsverbot ist eine Zwangsmaßnahme, die von der Polizei bei einem Vorfall für die Dauer von 14 Tagen ausgesprochen. Der Gefährder darf erst danach wieder zurück – wenn das Opfer keine weiteren Schritte veranlasst, wie zum Beispiel eine einstweilige Verfügung. Die Weggewiesenen müssen sich eine Unterkunft suchen, was in Zeiten der Coronakrise nicht immer einfach ist. »Es ist nicht Aufgabe der Polizei, eine Bleibe zu finden, aber wir helfen natürlich. Sollten sie nicht bei Freunden oder Verwandten unterkommen, können sie in ein Hotel gehen. Es gibt für einige Beherbergungsbetriebe eine Ausnahmeregelung, die Unterkünfte für Arbeiter zur Verfügung stellen, dort kann der Weggewiesene auch unterkommen. Wir hatten aber auch Fälle, in denen die Weggewiesenen zwei Wochen lang im Auto lebten«, erzählt Esterle.

Kein Anstieg im Frauenhaus
Im Frauenhaus Lavanttal ist es seit Beginn der Corona-Krise zu keiner vermehrten Aufnahme von Frauen gekommen. Aktuell sind vier Damen und sechs Kinder im Frauenhaus in Wolfsberg untergebracht. Zwei Plätze sind noch frei. 

»Ich denke, dass es zu keinem Anstieg im Bezirk Wolfsberg kam, liegt daran, dass durch die Ausgangsbeschränkungen viele Frau-en, die Opfer häuslicher Gewalt werden, keine Möglichkeit haben, aus dem Haus zu kommen. Sie können nicht telefonieren, es fehlt das persönliche Beratungs-gespräch, dadurch flüchten sicher weniger«, meint Claudia Arpa, Geschäftsführerin des Wolfsberger Frauenhauses, die davon ausgeht, dass es nach der Lockerung der Maßnahmen zu einem Anstieg von schutzsuchenden Frauen kommen wird. »Die Auswirkungen der Krise sind für uns alle neu, wir müssen erst lernen, damit umzugehen«, so Arpa.

Aufnahme 24 Stunden
Das Wolfsberger Frauenhaus steht jedenfalls rund um die Uhr zur Verfügung. »Wenn Hilfe benötigt wird, dann können wir jederzeit Schutzsuchende aufnehmen. Allerdings, wenn jemand Covid-19-positiv ist, dann muss diese Per-son eventuell auch gepflegt werden und kann daher nicht zu uns ins Haus kommen«, so Arpa abschließend.

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