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Perchten-Chef Plösch: »Es soll sich niemand erschrecken und wir wollen niemandem wehtun«Ausgabe 48 | Mittwoch, 29. November 2023

Der Obmann der St. Pauler Perchtengruppe »Young Skyrider«, Manfred Plösch (53), erzählt über die Anfänge der Lavanttaler Gruppe als »Mopedclique«, warum mit Perchtenläufen bereits im November begonnen wird und was die Besucher des Laufs in St. Paul erwartet.

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Sie sind Obmann der Perchtengruppe »Young Skyrider« aus St. Paul. Seit wann üben Sie dieses Amt aus?
Mit Ausnahme einer kurzen Unterbrechung bin ich seit der Gründung der Gruppe im Jahr 1991 Obmann.

Perchtengruppen tragen meist düstere oder diabolische Namen. Wie seid Ihr eigentlich auf euren Namen gekommen? 
Seinerzeit, als ich noch ein Jugendlicher im Alter von 16 Jahren war, hatten ein paar Freunde und ich in St. Paul eine Jugendclique, und unser Hobby war das Mopedfahren. Zu der Zeit gab es bereits eine Motorradgruppierung mit dem Namen »Skyrider«. Uns hat der Name gefallen, und da wir nur mit Mopeds fahren durften, haben wir gefragt, ob wir den Namen mit dem Zusatz »young« verwenden dürfen. So kam der Name zustande. Als wir später erstmals einen Krampuslauf organisierten, haben wir diesen Namen behalten.

Bei uns im Lavanttal war früher nur der Krampus unterwegs, Perchtenläufe kamen erst ab 1990 dazu. Warum habt Ihr euch entschieden, eine Perchtengruppe zu werden?
1990 gab es zum ersten Mal in Wolfsberg einen Perchtenlauf, der damals von einer Perchtengruppe aus Spittal organisiert wurde. Unsere Runde aus St. Paul hat sich das angeschaut und es hat uns irrsinnig gut gefallen. Danach haben wir uns erkundigt, wie man zu Masken und Kostümen kommt, und sind schließlich in Lienz fündig geworden. Wir konnten dort Masken und Kostüme ausleihen. Das war der Beginn unser Perchtengruppe. Mittlerweile haben wir auch ein paar Krampusse unter uns.

Was ist der Unterschied zwischen Krampus und Perchten?
Das ist eine sehr schwierige Frage und da gibt es keine eindeutige Antwort darauf. Auch die Fachleute können sich darauf nicht wirklich einigen und es sorgt immer wieder für Diskussionen. Manche sagen, Perchtenmasken haben keine Hörner, schaut man aber nach Salzburg, haben die dortigen Perchten doch wieder Hörner. Ich denke, es ist von Gebiet zu Gebiet verschieden und hängt von den jeweiligen Überlieferungen ab.

Wer macht eure Kostüme und Masken?
Seinerzeit haben wir Masken von Schnitzern gekauft, weshalb wir auch über einen umfangreichen Altbestand verfügen. Waren es in den Anfängen nur einige Schnitzer, bei denen man Masken erstellen lassen konnte, gibt es mittlerweile auch zahlreiche Shops in Österreich und den angrenzenden Nachbarländern, die eine sehr große Auswahl an Masken und Kostümen bieten.

Wie teuer ist eine solche Ausrüstung?
Man muss von mindestens 2.000 Euro ausgehen, wobei es nach oben hin keine Grenze gibt. Das hängt alles davon ab, was man genau möchte, welche Ausrüstung man noch benötigt und so weiter.

Meine persönliche Ausrüstung kostet mit allem Drum und Dran rund 3.000 Euro. Mindestausstattung sind eine Maske, Fell, Glocken oder Schellen. Dazu gehören noch ein Rossschwanz oder eine Birkenrute.

Und wie schwer ist das Equipment?
Das hängt davon ab, welche Schellen oder Glocken verwendet werden und wie die Maske aussieht, wie groß die Hörner sind usw. Aber man bekommt schon einiges an Gewicht zusammen.

Wie viele Mitglieder haben die »Young Skyrider« und wie viele davon laufen als Perchten bei Umzügen mit?
Wir haben derzeit 40 Mitglieder. 27 davon sind als Perchten bzw. Krampusse bei den Läufen mit dabei. Die anderen sind ehemalige Läufer, die uns bei den Läufen und Veranstaltungen helfen. Das sind sowohl ehemalige Läufer als auch unsere Freundinnen bzw. Ehefrauen.

Wie aktiv ist euer Verein?
In den vergangenen Jahren haben wir uns darauf geeinigt, dass wir im November und Dezember an sieben bis acht Läufen, inklusive unserem eigenen, teilnehmen. Außerdem machen wir auch jedes Jahr einen Vereinsausflug, um unseren Helfern für ihre Unterstützung zu danken. 

Haben die »Young Skyrider« auch  eine Feuershow oder sonstige Special Effects im Programm?
Wir möchten alles so traditionell wie möglich machen und verzichten daher auf Feuer und alles, was motorisiert ist. Es gibt bei uns auch keine Musik, es machen doch unsere Glocken genügend Lärm.

Bei uns gibt es auch nur Perchten und Krampusse, es gibt keine Engel, Hexen, Habergeiß und ähnliches. 

Was fasziniert Sie, als Perchte bei Umzügen dabei zu sein?
Mir gefällt die Kameradschaft und dass man sich gemeinsam verkleiden und Spaß haben kann. Es ist auch immer wieder sehr schön zu sehen, dass sich manche Kinder bei einem Umzug zunächst vor den Perchten fürchten, diese Angst dann aber rasch ablegen. Bei einem Perchtenlauf soll sich niemand erschrecken und wir möchten niemanden wehtun. Das Schaurige gehört dazu, soll aber nicht übertrieben werden. 

Was ist der traditionelle Hintergrund dieser Läufe? Perchtenläufe fanden ursprünglich doch erst Ende Dezember statt.
Perchtenläufe waren eigentlich in den Raunächten (Anm.: zwischen 25. Dezember und 6. Jänner). Durch die Anzahl an Vereinen, die in den vergangenen Jahren gegründet wurden, gibt es eine riesige Anzahl an Perchtengruppen. Die meisten möchten gerne einen eigenen Lauf veranstalten, und um das zeitlich zu schaffen, fangen die Läufe immer früher an. Ich finde es recht früh, wenn bereits zu Faschingsbeginn am 11. November die ersten Läufe stattfinden.

Am 2. Dezember findet euer Lauf in St. Paul statt. Wie viele Gruppen sind heuer dabei?
Wir haben unseren Lauf immer am ersten Adventsamstag. Wir hatten über 60 Anfragen, konnten aber aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nur 19 Gruppen annehmen. Die werden am Lauf mit rund 350 Maskierten teilnehmen. Besonders freut es mich, dass die »Altstadtteifl« aus Wolfsberg sowie zwei neue Gruppen aus dem Tal dabei sein werden.

Was erwartet die Besucher?
Ein Lauf mit Gruppen aus Kärnten, Tirol, der Steiermark, Salzburg und Oberösterreich. Dabei wird schon der Lärm der Glocken und Schellen eine mystische Stimmung zu erzeugen. Daher haben wir uns entschieden, während des Lauf keine Musik abzuspielen. Im Anschluss an den Lauf gibt es eine Perchtenparty im Schulhof mit DJ Pipo.

Wie sorgt Ihr dafür, dass alles in geordneten Bahnen abläuft?
Wir werden von der örtlichen Feuerwehr, der Polizei, der Gemeinde und dem Stift unterstützt. Außerdem haben wir rund 15 Ordner, und jede Gruppe hat auch noch selbst Ordner dabei. Wir veranstalten einen der wenigen Läufe, bei denen es keine Absperrgitter gibt. Das ist vom Feeling für Zuschauer und Läufer etwas ganz Besonderes. Man kommt ganz nah an die Perchten ran. Ich muss auch einmal ein Lob an die Zuschauer in St. Paul und die Teilnehmer aussprechen, die sich immer korrekt verhalten. Sonst könnten wir einen Lauf ohne Absperrgitter wohl kaum abhalten.

Man hört immer wieder von einer höheren Aggressivität bei den Läufen. Wie verhindert ihr das, wenn ihr bei einem Lauf dabei seid?
Wir haben bei unserer Gruppe immer zwischen drei und fünf Ordner mit dabei. Es gibt auf beiden Seiten leider immer wieder Leute, die nicht wissen, wie man sich zu benehmen hat. Wenn wir merken, dass etwas nicht passt oder die Stimmung umschlägt, gehen wir einfach weiter. Wir hatten in den mittlerweile 32 Jahren noch nie irgendwelche Zwischenfälle.

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