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Johanna Bukovsky: »Wenn die Felsensittiche mich begrüßen, freue ich mich auf meinen Job«Ausgabe 41 | Mittwoch, 9. Oktober 2019

Die Lavanttalerin Johanna Bukovsky (35) ist Pressechefin des Tiergartens Schönbrunn. In der Vorwoche feierte sie ihr zehnjähriges Jubiläum im Tiergarten Schönbrunn. Sie setzt sich für den Tierschutz und Flüchtlinge ein – und seit 2017 schreibt sie Kinderbücher.

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Sie feierten in der Vorwoche ein Jubiläum. Seit zehn Jahren sind Sie im Tiergarten Schönbrunn beschäftigt und dort Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Wie sind Sie zum Tiergarten gekommen?
In meiner Zeit bei Radio Wien habe ich einmal im Tiergarten ein Interview über Nachwuchs bei den Pelikanen geführt. Dabei habe ich zufällig erfahren, dass jemand für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit gesucht wird. Ohne zu zögern habe ich meine Bewerbung abgeschickt, weil ich nicht nur ein großer Tier-, sondern auch Tiergartenfan war. 

Seit wann sind Sie so ein großer Tierfan? Schon seit ihrer Kindheit im Lavanttal?
Ich glaube, jedes Kind liebt Tiere. Ich hatte als Kind zwei Katzen namens Felix und Mia und durfte die Nachbarshündin Susi für Spaziergänge ausleihen. Aufgewachsen am Land hatte ich schon immer einen natürlichen Zugang zu Tieren. Ich mag auch Kühe, Ziegen und Hühner. Die Tierliebe liegt in der Familie. Meine ältere Schwester Christiane hat sich in der Schweiz als Fachtierärztin für Schweine selbstständig gemacht. 

Ihr Traumjob war Tierpfleger. Warum haben Sie sich dann für ein Studium entschieden?
Meine zweite Leidenschaft war schon immer das Schreiben. Deshalb habe ich mich für die beiden Studienrichtungen Deutsche Philologie und Publizistik entschieden. Und jetzt habe ich das Glück, dass ich beides kombinieren kann: meine Liebe zu den Tieren und zum Schreiben. Mein Büro befindet sich mitten im Tiergarten zwischen Giraffenpark und Vogelhaus. Jeden Morgen, wenn ich das Tor zum Zoo aufsperre und mich die Felsensittiche begrüßen, freue ich mich über meinen Job. 

Sie haben Deutsche Philologie und Publizistik studiert, wollten Sie nie in die Forschung gehen? 
Nein, ich habe schon während des Studiums begonnen, als Journalistin zu arbeiten. Und jetzt bin ich sozusagen auf der anderen Seite und versuche, Journalisten interessante Neuigkeiten über den Tiergarten und seine Bewohner zu liefern. 

Haben Sie ein Lieblingstier?
Eines? Unmengen! Jede Tierart ist auf ihre Weise spannend. Ich finde die Kattas, Halbaffen aus Madagaskar, lustig zu beobachten. Mein Herz schlägt auch für die bedrohten Großen Pandas. Und für die Erdmännchen: Diese kleinen Raubtiere zeigen, wie wichtig Teamwork ist. Von ihnen können wir Menschen etwas lernen.

Besitzen Sie ein Haustier?
Ich habe eine Tiger-Katze namens Frida. Ganz nach Victor Hugo: »Gott schuf die Katze, damit der Mensch einen Tiger zum Streicheln hat.«

Essen Sie als Tierliebhaberin selbst Fleisch?
Ja, aber selten. Fleisch sollte etwas besonderes sein, das nicht jeden Tag auf den Tisch kommt – so wie früher. Ich achte darauf, wo das Fleisch herkommt. Am besten schmeckt es mir, wenn meine Eltern aus dem Lavanttal Speck, Salami und Selchwürste mitbringen. Auch Nutztiere haben ein Recht auf eine gute Haltung und das geht nur, wenn die Landwirte ausreichend Geld für ihr Fleisch bekommen und die Konsumente nicht zu »Billigfleisch« greifen. 

Ich habe gelesen, dass Ziegen aus dem Zoo an die Raubtiere verfüttert wurden. Ist das gängige Praxis?
Im Tiergarten leben viele Tiere, die Fleisch fressen, wie zum Beispiel Löwen, Tiger, Geparde. Wir kaufen im Jahr allein rund 25.000 Kilogramm Rindfleisch als Futter ein. Aus unserem eigenen Bestand verfüttern wir pro Jahr etwa 25 Tiere. Das sind Huftiere wie z.B. Ziegen. 

Wann haben Sie angefangen Kinderbücher zu schreiben?
2017 habe ich den ersten Band der Kinderbuch-Reihe »Der kleine Zoo-Entdecker« geschrieben. Und zwar über die Großen Pandas. Mittlerweile sind auch Bände über Sibirische Tiger, Eisbären und Afrikanische Elefanten erschienen. Kinder sind die Artenschützer von morgen. Deshalb ist es mir sehr wichtig, bereits den Kleinen spielerisch Wissen über bedrohte Tierarten zu vermitteln. Beim Kinderbuch über die Eisbären bekommen Kinder auch Tipps, welchen Beitrag sie selbst zum Klimaschutz leisten können, wie z.B. Strom sparen oder Müll trennen. 

Mittlerweile haben Sie vier Kinderbücher veröffentlicht. Werden noch weitere folgen?
Definitiv. Geplant sind für die Kinderbuchreihe »Der kleine Zoo-Entdecker« auf jeden Fall noch Ausgaben über Geparde, Erdmännchen, Kattas und Rosa Flamingos. 

Welche Bücher haben Sie, abgesehen von Kinderbüchern, noch geschrieben?
Ich habe für den KIKO Verlag weiters zwei Bildbände geschrieben: Der Bildband »Erlebnis Zoo«vereint auf 240 Seiten Anekdoten aus der Geschichte des Tiergartens und aktuelle Infos zur Pflege der Tiere und besonderen Zuchterfolgen. Um eine besondere Erfolgsstory dreht sich mein zweiter Bildband »Pandas«, der einen Einblick in die Pandahaltung des Tiergartens gibt. Mein Lebensgefährte ist Fotograf, ich liebe es zu schreiben – eine perfekte Kombination, die hinter all diesen Büchern steht. Gemeinsam veröffentlichen wir auch Beiträge in Magazinen, vor allem Reiseberichte. 

Im Tiergarten leben Tiere aus unterschiedlichsten Regionen. Wie bereitet man die Gehege bzw. die Tiere aus tropischen Gebieten auf den Winter vor?
Unsere tropischen Vögel im Regenwaldhaus bekommen den Winter gar nicht mit. Sie leben das ganze Jahr über bei wohlig warmen 25 Grad Celsius. Die Elefanten oder Geparde wiederum können auch im Winter in die Außenanlage. Sogar in Afrika können die Nächte im Winter kalt sein. Wichtig ist nur, dass sie eine Innenanlage zum Aufwärmen haben. Der Tiergarten hat das ganze Jahr über geöffnet. Ich finde, ein Besuch im Winter hat einen besonderen Reiz. Vor allem, wenn es geschneit hat und Pandas, Tiger und Eisbären im Schnee tollen. 

Setzen Sie sich auch für Tierschutz ein?
Meine Katze stammt aus dem Wiener Tierschutzhaus. Als Dankeschön an das Tierschutzhaus habe ich mit einem Foto von Frida ein Lesezeichen produziert und unter dem Motto »Ein Zeichen setzen« eine Spendenaktion gestartet. In Summe konnte ich Katzenfutter im Wert von 1.500 Euro an das Tierschutzhaus übergeben. Seit der großen Flüchtlingswelle 2015 habe ich mein ehrenamtliches Engagement aber in diese Richtung gelenkt, in Erstaufnahmezentren bei der Essenausgabe gearbeitet, Deutschkurse gegeben, Spenden gesammelt und Familien aus Irak und Afghanistan bei ihrem Start in Österreich unterstützt.

Ihr Buch »Der kleine Zoo-Entdecker. Großer Panda« wurde international ausgezeichnet. Sind Sie stolz auf diese Auszeichnung? 
Die Auszeichnung mit dem Giant Panda Global Award bedeutet mir deshalb so viel, weil sie auf einem Online-Voting beruht. Sie zeigt, dass das Buch bei den Käufern gut ankommt. Die Idee dahinter ist aufgegangen: Der Zoo-Entdecker bietet eine Kombination aus tierischem Wissen, Rätselspaß und herzigen Tierfotos. 

Erhielten Sie noch weitere Auszeichnungen?
Auch der Panda-Bildband wurde mit einem Giant Panda Global Award ausgezeichnet. Er bekam Gold in der Kategorie »Unterhaltsame Bildungsarbeit«. Auf dieses Buch bin ich sehr stolz, weil es via Crowdfunding finanziert wurde. Die Panda-Dame Yang Yang aus dem Tiergarten Schönbrunn hat dafür extra zu Malen begonnen. Mit einem Bambuspinsel hat sie 100 Unikate gemalt, die zugunsten der Produktion des Buches verkauft wurden.  

Kommen Sie noch öfters in das Lavanttal?
Mittlerweile habe ich ein Haus in der Nähe von Wien und meine Familie kommt öfters zu mir als umgekehrt. Wir nutzen das reiche Angebot, das Wien als Großstadt bietet, und sind gleichzeitig in einem kleinen Ort zuhause mit Weinbergen, Heurigen und Wanderwegen. Aber selbst nach 18 Jahren weg vom Lavanttal bekomme ich jedes Mal, wenn ich auf der Südautobahn fahre und in der Kurve vor Wolfsberg das erste Mal ins Tal blicke, ein Gefühl von Heimat. 

Besuchen Sie in Ihrer Freizeit auch öfters einmal einen Tierpark?
Bevor ich im Tiergarten zu arbeiten begonnen habe, hatte ich immer eine Jahreskarte von Schönbrunn. Jetzt gehe ich auch am Wochenende in den Zoo, wenn mich Freunde besuchen, und zeige ihnen meinen geliebten Arbeitsplatz. Wenn ich auf Urlaub bin und ein Zoo in der Nähe ist, schaue ich mir den auch stets an. Beruflich komme ich oft in andere Zoos, da es eine enge Zusammenarbeit gibt: von London über Berlin bis Singapur. 

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