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Obfrau Alina Volk: »Die Anerkennung der Politik ist da, aber es fehlt das Wissen über die Kulturarbeit«Ausgabe 22 | Mittwoch, 29. Mai 2024

Alina Volk, Obfrau der Kulturinitiative Container 25, und ihr Vater Christof Volk sprechen anlässlich des Jubiläums der Kulturinitiative mit den Unterkärntner Nachrichten über Kulturarbeit, 15 Jahre Container 25, Highlights und die Herausforderungen der Kulturarbeit.

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Warum kam es vor 15 Jahren zur Gründung der Freien Kulturinitiative Container25?
Christof Volk: Da in den Räumlichkeiten der alten Getreidemühle in Hattendorf  bereits verschiedene Veranstaltungen wie Atelierfeste und Kunstausstellung durchgeführt wurden – von Bernhard Teferle, Manfred Mörth, Karin Ruppacher und mir –, entstand die Idee, das Programm zu erweitern und auch Konzerte und Lesungen abzuhalten. Daher wurde schließlich 2009 der Verein gegründet. 

Was bedeutet »Freie Kulturinitiative« eigentlich?
Christof Volk: Das bedeutet, nicht von Geldgebern abhängig und frei in der Arbeit zu sein. Wir können veranstalten, was wir wollen. Wir bekommen keinen Auftrag von der öffentlichen Hand oder irgendwelchen Geldgebern, was wir zu veranstalten haben. Wir sind frei in der Entscheidung. Der Nachteil ist, dass wir uns um Subventionen bemühen und jährlich Anträge stellen müssen.

Alina Volk: Es geht dabei einfach um künstlerische Freiheit und dass es keine Vorgaben bei der Programmgestaltung gibt.

Christof, Sie waren Gründungsobmann und standen dem Verein bis 2021 vor. Können Sie eine kurze Bilanz ziehen?
Christof Volk: In dieser Zeit hat sich die Kulturinitiative mit Unterstützung des Vorstands und der Mitglieder zu einer kompetenten Kultureinrichtung in Wolfsberg entwickelt. Darauf können wir voller Stolz zurückblicken. Wir sind österreichweit bekannt und bekommen viele Anfragen von Künstlern, Autoren usw., die bei uns auftreten möchten – sowohl aus dem Inland wie auch aus dem Ausland. Wir konnten uns kontinuierlich steigern.

Warum haben Sie die Obmannschaft dann übergeben?
Christof Volk: Ich wollte in der Kulturarbeit professionell arbeiten. Ich habe es lange Zeit neben meiner Arbeit als Sozialarbeiter gemacht. Nach meiner Ausbildung zum Kulturmanager hätte es nicht gepasst, wenn ich Obmann gewesen wäre und daneben noch eine Anstellung als kaufmännischer Leiter der Kulturinitiative habe. Zehn Jahre in der Funktion waren auch genug. Und außerdem war die Übergabe an die jüngere Generation wichtig, damit die Initiative jung, frisch und peppig bleibt.

Alina, aus welchen Gründen haben Sie sich entschieden, die Funktion zu übernehmen?
Alina Volk: Container 25 ist ein Herzensprojekt von mir. Ich bin damit aufgewachsen. Ich war bereits als kleines Kind oft bei Veranstaltungen und auch sonst öfters in den Räumlichkeiten. Ich habe rasch gemerkt, dass ich dort auch selbst aktiv sein möchte. Ich habe mich zunächst im Rahmen der »Containerkinder« aktiv engagiert und angefangen, Veranstaltungen zu machen. Dabei habe ich gesehen, wie wichtig Kulturarbeit im ländlichen Raum ist. Ich habe eine große emotionale Bindung zum Container 25. Ich bin auch selbst im Kulturmanagementbereich tätig.

Sie haben die Funktion der Obfrau in einer schwierigen Zeit – während der Corona-Pandemie – übernommen. Wie sieht Ihr Resümee der vergangenen Jahre aus?
Alina Volk: Es war keine einfache Zeit. Aber es war eine interessante Entwicklung zu beobachten. Die ersten Events nach der Pandemie waren noch sehr gut besucht, danach nahm es kontinuierlich ab. Es spielen wohl viele emotionale und wirtschaftliche Gründe eine Rolle, warum Kulturveranstaltungen weniger besucht werden. Wir bemühen uns jedenfalls, professionell und niederschwellig zu bleiben. Zur Zeit sind wir mit den Publikumszahlen zufrieden, es gibt wieder einen Aufschwung. Die meisten Veranstaltungen sind sehr gut besucht. 

Alina, Sie leben in Wien. Wie geht sich das mit der Funktion der Obfrau aus?
Alina Volk: Es ist natürlich viel zum Hin- und Herfahren, und es ist eine Funktion, die mit vielen Reisen verbunden ist. Ich bin aber auch nicht bei jeder Veranstaltung dabei, es gibt ja ein tolles Team, das die Veranstaltungen durchführt. Meine Aufgabe als Obfrau sind auch eher administrative Tätigkeiten,  daher ist das schon möglich.

Was waren die Highlights in 15 Jahren Container 25?
Alina Volk: Ein Highlight war sicher die Zehnjahresfeier mit einem großen Sommerfest. Bands wie »EuroTeuro« und die Schriftstellerin und Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Maja Haderlap waren dabei. Persönlich schätze ich auch die vielen gemütlichen Treffen mit einem kleinen Rahmenprogramm, die es bei uns gibt. Seit 2021 haben wir unser Areal erweitert und im Stadl größere Ausstellungen organisiert.

Christof Volk: Jede Veranstaltung ist ein Highlight, weil wir unkonventionelle Kultur und experimentelle Sachen anbieten. Es war immer wieder schön, weil wir einen niederschwelligen Zugang bieten. Manche Künstler starteten bei uns ihre erfolgreiche Karriere: »Voodoo Jürgens« hat bei uns angefangen und füllt jetzt ganze Hallen. 

Welche Pläne gibt es heuer anlässlich des Jubiläums? 
Alina Volk: Am 30. und 31. August feiern wir unser großes Sommerfest. Dazu werden wir alte Weggefährten einladen, also Künstler, die in den vergangenen 15 Jahren bei uns aufgetreten sind. Wir werden auch eine Plakatausstellung machen – wir haben selbst Grafiker im Kollektiv, die immer wieder Plakate für Events bei uns gestalten. Die Plakate, die ja eigene Kunstwerke sind, werden ausgestellt. Für Menschen, die noch nie bei uns waren, ist es eine gute Gelegenheit, das ganze Gelände kennenzulernen, das gesamte Areal wird bespielt.

Christof Volk Ich freue mich besonders auf die Lesung der Theaterregisseurin und Autorin Julia Jost aus ihrem aktuellen Roman. Es wird auch viele Bands und Theateraufführungen an beiden Tagen und Lesungen geben.

Wie finanziert sich die Kulturinitiative? Gibt es Hilfe von Seiten der öffentlichen Hand?
Christof Volk: Die wichtigsten Förderungen kommen vom Bundesministerium für Kultur, dem Land Kärnten und der Stadtgemeinde Wolfsberg. Weiters gibt es immer wieder Projektfinanzierungen. Und natürlich gehören auch Eintrittsgelder – das macht aber nicht sehr viel aus – dazu. Wir müssen schauen, dass wir die Produktionen abdecken können. Das gelingt uns nicht immer, wir sind gemeinnützig.

Alina Volk: Private Unterstützungen und freiwillige Spenden sind auch immer sehr wichtig und willkommen. Klar, wir finanzieren uns auch durch Eintrittsgelder, wollen aber gleichzeitig für die Besucher vertretbare Eintrittspreise anbieten. 

Wie schwer haben es Kulturinitiativen wie der Container 25 heutzutage? Ist die Existenz gesichert oder steht man ständig auf der Kippe?
Alina Volk: Es ist schwer. Man muss jedes Jahr von neuem Anträge stellen und kann daher nicht langfristig planen. Die Anerkennung der Politik ist da, aber es fehlt das Wissen darüber, wie viel Arbeit dahinter steckt und was wir genau machen. 

Christof Volk: Wir sind noch weit weg von Fair Pay-Zahlungen in der Kulturarbeit. Man sollte nie vergessen, dass von unserer Arbeit auch die Künstler abhängig sind, sie müssen von ihrer Kunst leben. Es ist sehr schwierig, ihnen die Gagen zu zahlen, damit sie leben können. Wir haben aber Verständnis dafür, dass Geld nicht immer so fließt, wie wir es uns wünschen. 

Wie viele Besucher kommen zu den Veranstaltungen? Werden es mehr oder werden es weniger?
Christof Volk: Das heurige Jahr ist sehr gut angelaufen. Menschen brauchen in Zeiten der Krise einen Ort, wo sie sich ausdrücken können. Wir dürfen 105 Leute in den Raum lassen und haben durchschnittlich 75 Besucher.

Oft heißt es bei euren Veranstaltung »pay as you can«. Warum?
Christof Volk: Wenn man von freiwilligen Spenden hört, dann schaut jeder, was andere Leute reinwerfen und richtet sich danach. Mit »pay as you can« halten wir es unterschwellig.

Welches Publikum möchten Sie ansprechen?
Alina Volk: Das ist von Veranstaltung zu Veranstaltung verschieden. Für mich ist es wichtig, vor allem junge Leute mit dem Programm anzusprechen. Wir bieten auch Schulen an, Klassen zu unseren Ausstellungen zu bringen. Wir wollen uns nicht eingrenzen, Kunst und Kultur soll Menschen jeden Alters ansprechen. Diversität ist uns sehr wichtig.

Welchen Stellenwert in der Lavanttaler Kulturszene würden Sie dem Container 25 geben?
Christof Volk: Der Container 25 ist das kulturelle Wohnzimmer des Lavanttals, abseits von Mainstream, Saufkultur und Oberflächlichkeiten. Wir sind eine Ergänzung zum vorhandenen Kulturangebot in der Gemeinde. 

Alina Volk: Man kennt uns mittlerweile auch außerhalb des Bezirks, wir ziehen Besucher aus ganz Österreich an.

// zu den Personen
Christof Volk (52) wurde in Wolfsberg geboren. Nach der Pflichtschule maturierte er an der HAK Wolfsberg und absolvierte danach ein Studium zum diplomierten Sozialarbeiter. Volk ist zertifizierter Kulturmanager und aktuell kaufmännischer Leiter des Container 25. 
Alina Volk (25) wurde in Wien geboren. Ihre Schullaufbahn durchlief sie in Wolfsberg, wo sie am BORG maturierte. Derzeit studiert sie Theater-, Film- und Medienwissenschaften in Wien. 

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