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Am 2. Juni wurden Sie 70 Jahre alt. Wie haben Sie Ihren runden Geburtstag gefeiert?
Es gab mit ein paar Freunden von meiner Tennisrunde eine kleine Feier am Tennisplatz beim LKH Wolfsberg, bei der uns Ingrid Trettenbrein mit gebackenen Hendln und Getränken sehr gut bewirtete.
Es gab auch ein Essen mit meiner Frau Shahla und unseren beiden Kindern. Mein Sohn Arja (41) und Tochter Azadeh (37), sie leben in Wien, sind dafür angereist. Und dann sind auch im Geschäft immer wieder Freunde, Bekannte und Geschäftspartner vorbeigekommen, mit denen natürlich angestoßen wurde.
Wann und warum sind Sie nach Österreich gekommen?
Ich bin wegen meiner Familie nach Österreich gekommen. Am 1. Mai 1979 bin ich in Wien gelandet. Meine Frau Shahla lebte bereits seit 1977 in Graz. Wir haben im April 1979 geheiratet, und dann bin ich auch nach Österreich gezogen
Ich hatte in Persien (Anm.: Iran) drei Jahre lang Innenarchitektur studiert und wollte das Studium in Graz beenden. Ich habe dann aber nur ein Semester in Graz studiert und bin dann nach Klagenfurt gezogen, wo ich gemeinsam mit einem Partner ein Teppichgeschäft betrieb.
Was hat Sie ins Lavanttal verschlagen?
Ich habe 1984 meinen Gewerbeschein erhalten und bin 1985 nach Wolfsberg gezogen. Seither betreibe ich ein Teppichgeschäft als selbstständiger Unternehmer.
Ein Grund dafür war auch, dass meine Frau in der Nähe von Graz leben wollte, da sie, bevor ich nach Österreich kam, bereits zwei Jahre in der steirischen Landeshauptstadt gelebt hatte und es ihre Lieblingsstadt war.
Wie wurden Sie im Lavanttal aufgenommen?
Ich spielte bereits in Klagenfurt Volleyball und Tennis, das habe ich dann auch in Wolfsberg weiter gemacht und war in Vereinen sehr aktiv. Ich wurde von der Bevölkerung sehr gut aufgenommen. Sogar Jörg Haider hat zu mir einmal gesagt: »Ali, du bist in Kärnten willkommen. Du tust so viel für die Jugend. Wenn du etwas benötigst, melde dich einfach bei mir.« Das war schon ein besonderes Zeichen der Wertschätzung
Auch den jetzigen Landeshauptmann Peter Kaiser kenne ich aus meiner Zeit als Manager des Volleyballklubs Wolfsberg.
War die Auswanderung für Sie ein Kulturschock? In Persien gibt es ja ein völlig andere Kultur, Religion, Sitten und Bräuche?
Teheran hatte damals sechs oder sieben Millionen Einwohner, dann kam ich nach Graz mit gerade einmal 100.000 Einwohnern, dann nach Klagenfurt, wo damals an die 50.000 Menschen lebten. Schließlich verschlug es uns nach Wolfsberg mit damals 20.000 Einwohnern. Es war schon eine Umstellung, aber es war sehr schön. Denn das Leben in einer kleinen Stadt ist schon sehr gut. Mein Frau liebt Wolfsberg.
Warum haben Sie sich für ein Teppichgeschäft entschieden?
Ich habe bzw. hatte sehr gute Beziehung zu Teppicherzeugern in Persien. Und echte Perserteppiche zu vertreiben ist schon auch ein wenig meine Leidenschaft.
Seit wann ist Ihr Geschäft am Hohen Platz angesiedelt?
Als ich 1985 nach Wolfsberg kam, hatte ich zunächst ein kleines Geschäft in der Sporergasse, aber nur ein Jahr später übersiedelte ich auf den Hohen Platz.
Wie läuft das Teppichgeschäft in Wolfsberg?
Ich bin schon zufrieden, es kann natürlich immer besser sein. Aber ich verkaufe ja nicht nur Teppiche, sondern mache auch Reparaturen und Reinigungen sowie Beratungen. Billigware gibt es in anderen Geschäften, da ich Qualitätsware anbiete, sind die großen Ketten nicht wirklich eine Konkurrenz.
Welche Teppichgrößen gibt es und mit welchen Preisen muss man rechnen?
Die kleinsten Teppiche sind 20 mal 20 Zentimeter groß, nach oben gibt es kein Grenze. Das gleiche gilt für den Preis, der bewegt sich ab 300 Euro.
Sie sind über 30 Jahre am Hohen Platz. Wie gefällt Ihnen der umgebaute Platz?
Es ist schade, dass man so viel Geld ausgegeben hat. Denn letztendlich hat es nicht viel gebracht. Auch wurden viele Pläne, wie zum Beispiel eine regelmäßige Bespielung, nie umgesetzt.
Auf den Geschäftsbetrieb hat sich der Umbau nicht wirklich ausgewirkt. Aber wir haben nun ein großes Problem mit den Parkplätzen. Früher gab es 16 Parkplätze und man konnte eine Stunde lang parken, nun gibt es nur noch sieben Parkplätze und eine Parkzeit von 30 Minuten. Das ist zu wenig.
Sie wurden jetzt 70 Jahre alt. Wie lange wollen Sie Ihr Teppichgeschäft noch betreiben?
Ich bin gesund und mir macht es noch immer sehr viel Spaß. Ich kenne Leute, die mit 85 Jahren noch arbeiten. So lange ich gesund und fit bin, möchte ich auch weiterhin in meinem Geschäft stehen. Ich liebe den Kontakt mit den Menschen.
Sie waren immer sportlich aktiv. Sie waren auch beim Volleyballverein und dem Tennisverein in St. Marein sehr aktiv. Waren Sie auch im Iran sportlich aktiv?
Ich habe in Persien aktiv Fußball, Volleyball und Tennis gespielt. Wir wurden mit unserem Gymnasium in der Schülerliga Fußball-Meister. In Klagenfurt habe ich zunächst mit Volleyball angefangen und das dann auch nach Wolfsberg gebracht.
Mit dem VBK Wolfsberg waren Sie auch sehr erfolgreich. Haben Sie schöne Erinnerungen an diese Zeit?
In Wolfsberg war ich zunächst Spieler, danach Trainer und Manager. Es war schon eine sehr schöne Zeit. Wir feierten viele Erfolge. Es gab vor allem im Nachwuchsbereich zahlreiche Titel. Die Herren- und auch die Damenmannschaft spielten in der zweiten Bundesliga. Ich war bis 1998 beim Verein.
Haben Sie beim Tennisverein noch eine Funktion?
Ich habe als Sektionsleiter beim ASKÖ St. Marein Anfang der 1990er Jahre begonnen. Damals gab es rund 30 Mitglieder. Ich habe danach den Verein als Manager und Obmann aufgebaut, so dass er nun etwa 200 Mitglieder besitzt. Anfang der 1990er Jahre wurde ich Obmann und Manager. Wir haben auch viele Mannschaften abgehalten und konnten zahlreiche Titel erringen.
Spielen sie noch aktiv Tennis?
Einzel spiele ich nicht mehr, aber Doppel spiele ich noch regelmäßig.
Sie sind ja auch ein WAC-Fan. Was sagen Sie zum Abschneiden des Wolfsberger Bundesligaklubs in dieser Saison?
Es gab Höhen, aber leider auch sehr viele Tiefen. Im Qualifikationsspiel für den Europacup hat der WAC kein gutes Spiel geboten und letztendlich leider auch nicht das nötige Glück gehabt. Ein solches Tor in der sechsten Minute der Nachspielzeit – das darf man nicht bekommen.
Jetzt war wieder der Schönsonntagmarkt in der Stadt: Was sagen Sie dazu?
Im Vorjahr hab ich während des Markts keinen Umsatz gemacht.
Kommen Sie noch oft in Ihre Heimat?
Einmal im Jahr fliege ich nach Hause, um Familienangehörige und Bekannte zu besuchen. Meine Eltern sind schon verstorben, aber ich habe noch zwei Schwestern und zwei Brüder sowie einige Cousins, Onkels, Tanten in Persien.
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