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Ulrich Habsburg-Lothringen: »Weihnachten wird bescheiden und im kleinen Rahmen gefeiert«Ausgabe 51 | Mittwoch, 21. Dezember 2022

Ulrich Habsburg-Lothringen (81) ist Neffe dritten Grades von Otto Habsburg-Lothringen, dem letzten Kronprinzen Österreichs. Mit den Unterkärntner Nachrichten sprach er über das Weihnachtsfest und wie der heilige Abend in seiner Kindheit gefeiert wurde.

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Der Heilige Abend steht vor der Tür. Wie werden Sie diesen Festtag begehen? 
Nachdem meine Ehefrau seit 30 Jahren Jüdin ist, wird das Weihnachtsfest nicht mehr so gefeiert wie früher. Die Kinder sind ja auch schon lange aus dem Haus und feiern mit ihren Familien. Ich verbringe mit meiner Frau den 24. Dezember zu Hause. Wir haben natürlich einen Christbaum, da werden die Kerzen angezündet, wir schalten das Radio ein und hören Weihnachtslieder. Meine Frau bereitet ein gutes Essen zu und danach werden natürlich auch noch Geschenke ausgetauscht.

Da ich in der katholischen Kirche sehr aktiv bin, gibt es am Heiligen Abend aber immer irgendetwas zu tun. Manchmal gehen meine Frau und ich auch gemeinsam noch in die Christmette.

Wie groß ist Ihr Christbaum und woher kommt er?
Der Baum selbst ist nicht sehr groß. Ich denke, er ist rund 1,60 Meter hoch und steht immer auf einem runden Tisch. Aufgehängt wird auf den Baum auch nicht all zuviel, ich halte es lieber sehr schlicht. Normalerweise sind ein paar weiße Kerzen sowie weiße oder silberne Christbaumkugeln drauf.  Wenn der Baum schön dicht und grün ist, braucht es den ganzen Firlefanz nicht. Unser Weihnachtsbaum stammt immer aus dem eigenem Wald und war schon in meinen Kindheitstagen  immer eine Fichte. Das hat für mich Tradition.

Schmücken Sie das gesamte Haus und auch den Garten weihnachtlich? 
Nein, es gibt bei uns nur den Weihnachtsbaum. Das war aber auch in meiner Kindheit schon so, dass das Haus und der Garten nicht geschmückt wurden. 

Apropos Tradition. Wie haben Sie in Ihrer Kindheit Weihnachten gefeiert?
Ich wuchs in St. Andrä auf einem großen land- und forstwirtschaftlichen Betrieb der Gutsverwaltung Schütte auf. Da war immer sehr viel los. Mein Vater war damals der Betriebsleiter, es gab rund 90 Arbeiter in der Forstwirtschaft und zehn Leute, die in der Landwirtschaft angestellt waren.

Am Heiligen Abend hat mein Vater am Nachmittag den Christbaum aufgeputzt, und um 17 Uhr gingen wir dann ins Wirtschaftsgebäude, wo der Landwirtschaftsverwalter, der Melker, der Schweinebauer, der Traktorfahrer und ein Rossknecht mit deren Familien waren. Da bekamen alle von meiner Mutter Weihnachtsgeschenke. Dann wurde noch gemeinsam gesungen, ehe wir in unser Haus zurückgingen. 

Und da hat dann nur mehr Ihre Familie gefeiert?
Ja, so um 18 Uhr ging es zurück in unser Haus und es gab das Abendessen. Es war meist ein sehr einfaches Essen, meisten hatten wir Selchwürste mit Kartoffelsoße. Danach gab es dann die Bescherung.

Und wie sieht Ihr typisches Weihnachtsessen heute aus?
Es ist wird gewöhnlicherweise eine kalte Platte mit Käse und Fisch aufgetischt. Ich muss aber dazu sagen, dass meine Frau und ich normalerweise am Abend nicht mehr essen.

Wie war in Ihrer Kindheit der Christbaum aufgeputzt?
Mein Vater hat sich für den Christbaum immer sehr viel Zeit genommen. Unser Weihnachtsbaum war immer eine Fichte, und schon in meiner Kindheit wurde der Baum auf einen runden Tisch im Wohnzimmer aufgestellt. Wenn der Baum nicht genau gepasst hat, wenn zum Beispiel Äste fehlten, dann musste der Tischler ausrücken und die fehlenden Äste in den Baum einsetzen. Am Baumspitz war ein Engel aus Wachs befestigt. Aufgehängt wurden färbige Holzfiguren und selbst gebackene Kekse. Das hat mich als kleines Kind immer sehr fasziniert. 

Welche Geschenke gab es damals?
Besonders gefreut habe ich mich immer auf die Geschenke von meinem dänischen Großvater. Der hat uns öfters zu Weihnachten eine Kiste mit leckerem Essen geschickt. Oder einmal habe ich als kleines Kind eine schöne Kiste mit einem Gasluftballon und einem langen Staberl bekommen. Das meiste Gas war zwar bereits ausgeströmt, als ich die Kiste öffnete, aber ich hatte trotzdem meinen Spaß damit.

Wurde damals regelmäßig die Christmette besucht?
Christmetten sind wir nicht gegangen, da meine Mutter Protestantin war. Und meinen Vater habe ich nur zwei Mal in der Kirche gesehen. Er war also kein Kirchgänger. 

Was verschenken Sie heuer zu Weihnachten?
Für meine Kinder wird es heuer das neue Buch »Lavanttal Storys« von Nina Popp geben, weil ich es für ein sehr interessantes und aktuelles Buch halte. Ich bin derzeit beim Verschenken eher auf der Bücherseite und verschenke sehr gerne Werke, in denen es um Politik, das Christentum und Judentum oder auch die alte Monarchie geht.

Was wünschen Sie sich zu Weihnachten?
Ich bin an und für sich ein recht glücklicher Mensch. Daher habe ich auch keine besonderen Wünsche. Ich wünsche mir Gesundheit und dass es im Leben so weiter geht, wie bisher. Und dass man nicht links liegen gelassen wird, aber auch nicht rechts. 

Wie werden die Weihnachtsfeiertage verbracht?
Am 26. Dezember kommen uns unsere Kinder und Enkelkinder, die alle in der Steiermark leben, besuchen und wir feiern ein wenig bei einem gemeinsamen Mittagessen. Da sind wir dann insgesamt 14 Personen.  

Was ist Ihre schönste Weihnachtserinnerung?
Da gibt es schon ein paar. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir das Skifahren. Als ich ein Kind war, sind wir mit den Eltern relativ oft Skifahren gewesen, auch außerhalb des Lavanttals. Manchmal sind wir zu Weihnachten nach Saalbach-Hinterglemm zu einem bekannten Bauern gefahren. Da war schon die Anreise immer sehr  spannend, zunächst mit dem Bus nach Klagenfurt, dann per Zug nach Schwarzach und Saalbach, wo wir am Bahnhof  vom Bauern mit einem Kübelwagen (Anm.: ein geländetaugliches Militär-Fahrzeug) abgeholt wurden. Das haben wird manchmal zu Weihnachten, manchmal aber auch zu Ostern unternommen. Das waren schon besondere Erlebnisse.

Eine Woche nach dem Heiligen Abend ist Silvester. Wie viele Raketen und Böller jagen Sie an diesem Tag in die Luft?
Nichts dergleichen, es gibt bei uns keine Raketen, Böller usw. Das war auch schon in meiner Kindheit bei uns nicht üblich. Wir feiern den Jahreswechsel ohne großes Tamtam.

Wie wird der Jahreswechsel dann bei Ihnen zu Hause gefeiert?
Ganz ruhig. Wir schalten am Abend das Radio ein, und wenn dann um Mitternacht der Wiener Walzer im Radio erklingt, tanzt meine Frau mit mir und wir stoßen mit einem Gläschen  Sekt an. Es gibt keine große Feier. 

Wie gefällt Ihnen die Weihnachtsbeleuchtung in Wolfsberg?
Die Weihnachtsbeleuchtung in der Innenstadt ist mir ehrlich gesagt nicht besonders aufgefallen. Ich muss aber dazu sagen, ich gehe abends nicht so viel außer Haus und tagsüber sollte sie in der jetzigen Situation ja ohnehin nicht brennen.

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