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Nach 60 Jahren legt Otto Poms (89) sein Amt als Obmann des Briefmarkensammelvereins zurückAusgabe 18 | Donnerstag, 2. Mai 2024

Rund 60.000 Briefmarken umfasste die Sammlung von Otto Poms, dem Gründungsobmann des Briefmarkensammelvereins in Frantschach-St. Gertraud. Zum 60-jährigen Bestandsjubiläum gibt Poms seinen Rücktritt bekannt. Sammeln will er aber weiterhin.

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Frantschach-St. Gertraud. Es war ein bestimmter Schultag in St. Gertraud, an dem das Interesse von Otto Poms für die Philatelie geweckt wurde. Der 89-Jährige blickt zurück: »Eines morgens kam ein Schüler mit einem Schuhkarton in die Klassen. Er war voll mit Briefmarken, jeder konnte hineingreifen und sich welche nehmen. Ich griff hinein und nahm mit eine Faust voller Marken. Das werde ich nie vergessen. Ich war damals elf Jahre alt – und das war der Auslöser für mein Interesse an der Briefmarkensammlerei.«

Die damals »erbeuteten« Marken hat er bis heute. Zu der Faust, die er sich aus dem Karton nahm, kamen viele weitere hinzu – sehr viele. »Meine Sammlung umfasst rund 60.000 Briefmarken. Aber den Großteil davon habe ich bereits meinen drei Enkelkindern übergeben«, sagt Poms, der bei der Zellstoff- und Papierfabrik Frantschach, der heutigen Mondi, eine Lehre als Betriebsschlosser absolvierte. Nach dem Lehrabschluss kehrte das Interesse an den Briefmarken zurück, wie Poms erzählt: »Ich habe zu sammeln begonnen. Zuerst alleine, aber in den Jahren habe ich einige Kollegen in der Ortschaft kennengelernt, die mein Interesse geteilt haben.«

So kam es schließlich, dass die Gruppe in St. Gertraud zu einer Sektion des Klagenfurter Briefmarkensammlervereins wurde. »Der Obmann des Vereins hat uns damals sehr unterstützt. Er hatte ein Geschäft in Lavamünd und hat uns mit Zubehör, Informationen, Richtlinien usw. versorgt. Er hat uns wirklich sehr geholfen, bis wir im Jahr 1964 den Entschluss gefasst haben, einen eigenen Verein zu gründen.« Als Obmann stand ihm auch damals schon Otto Poms vor. Er sammelte in den vergangenen Jahren vor allem Marken aus dem ehemaligen Gallizien und den Kronländern Krain und Küstenland.

Zuwachs in kurzer Zeit
»Nach der Gründung und dem Bekanntwerden des Vereins hatten wir in sehr kurzer Zeit einen Zuwachs zu verzeichnen«, erinnert sich der 89-Jährige. Zu den vier Gründungsmitgliedern gesellten sich weitere Mitglieder hinzu. »Wir haben Ausstellungen von Reichenfels bis St. Paul durchgeführt – immer ausgerichtet nach bestimmten Ereignissen. In Reichenfels wurde beispielsweise eine Städtepartnerschaft abgeschlossen«, erklärt der Gründungsobmann.

Dabei wurden auch regelmäßig Sonderbriefmarken angefertigt – wie es auch zum 60-jährigen Bestandsjubiläum des Vereins der Fall ist. Für die Gestaltung der Marken zeichnet noch heute der gebürtige St. Gertrauder Hubert Rappitsch verantwortlich, der mittlerweile in Vorarlberg wohnt.

Derzeit zählt der Briefmarkensammlerverein laut Poms »knapp unter 50 Mitglieder. Aber wir nehmen sehr gern Interessenten auf.« Die Mitglieder kommen vorwiegend aus dem Lavanttal, aber auch aus Bad Bleiberg, Velden und Wien. Nicht nur Briefmarken, sondern auch Ansichtskarten werden gesammelt. Diese werden im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung auch ausgestellt. Poms: »Wir können nur jedem empfehlen, sich die Ausstellung anzusehen. Dabei sind Karten aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert zu sehen. Für viele Lavanttaler ist es ein geschichtlicher Rückblick. Man sieht viele Orte und Gebäude, die mittlerweile verschwunden sind.«

Ende einer Ära
Nach 60 Jahren Obmannschaft will Poms heuer aber einen Schlussstrich ziehen, wie er verrät: »Ich habe die Absicht, die Funktion weiterzugeben. Das habe ich im Vorstand bereits mitgeteilt. Wer das Amt übernehmen wird, entscheidet sich in den nächsten Wochen. Ich war stets bestrebt, dass es dem Verein gut geht.«

Mit dem Sammeln aufhören will der 89-Jährige aber nicht: »Ich kann es einfach nicht lassen, es beruhigt mich. Ein Philatelist lernt mit jeder Briefmarke. Er lernt die Kontinente und Länder kennen, er lernt das ganze Umfeld und er lernt auch Verständnis für andere Menschen. Einem Philatelisten wird nie langweilig, er hat immer eine Beschäftigung.«

Das Jubiläum
Am Samstag, 4. Mai, feiert der Briefmarkensammlerverein Frantschach-St. Gertraud sein 60-jähriges Bestandsjubiläum. Um 10 Uhr werden die Feierlichkeiten in der »Artbox« offiziell eröffnet – von der Werkskapelle Mondi Frantschach, die heuer ihr 100-jähriges Jubiläum begeht. Das Sonderpostamt hat von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Die Ausstellung der Marken und der Belegverkauf mit eigenem Sonderstempel (siehe Bild oben) findet am 4. und 5. Mai, jeweils in der Zeit von 9 bis 17 Uhr statt. »Wir laden alle ein, mit uns dieses Jubiläum zu feiern«, sagt Noch-Obmann Otto Poms.

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