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Martin Rakautz: Obwohl er eine schwierige Zeit durchlebt, versucht er ein anderes Leben zu rettenAusgabe 11 | Mittwoch, 12. März 2025

Als er den Anruf erhielt, dass er mit einer Stammzellenspende einem fremden Mann möglicherweise das Leben retten kann, zögerte der Lavanttaler nicht. Und das, obwohl er selbst keine einfache Zeit durchlebt und mit vielen Herausforderungen konfrontiert ist.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Philipp Tripolt Von Philipp Tripolt tripoltno@spamunterkaerntner.at
Oben: Martin Rakautz erhielt von Sabine Schifferl (l.) vom Roten Kreuz und von Julia Neugebauer (r.) vom Verein »Geben für Leben« eine Urkunde für seinen Einsatz. Die Spende war für ihn eine Selbstverständlichkeit. Unten: Rakautz bei seiner Stammzellenspende im Uni-Klinikum Graz, die rund 4,5 Stunden dauerte. Fotos: KK/privat

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Lavamünd. »Es war sofort klar für mich, dass ich spenden werde. Ich habe keine Sekunde überlegt«, sagt Martin Rakautz. Der 27-Jährige wohnt mit seiner Frau und den drei Kindern in Ettendorf und wurde kürzlich zu einem möglichen Lebensretter.

Rakautz, der als Maschinist bei Hermes Schleifmittel in Bad St. Leonhard tätig ist, spendete Ende Jänner im LKH Graz seine Stammzellen. Er sagt: »Ich weiß nur, dass die Spende an einen Mann in Amerika geht. Nach zwei Jahren ist eine Kontaktaufnahme möglich – wenn der Empfänger das möchte.« Mit seiner Spende hat Rakautz dem Mann womöglich das Leben gerettet. Der Lavanttaler ließ sich im Jahr 2021 in der Rotkreuz-Bezirksstelle in Wolfsberg per Wangenabstrich typisieren. Damit wurde er in eine Datenbank des Vereins »Geben für Leben – Leukämiehilfe für Österreich« aufgenommen. Er sagt: »Ich habe vor einigen Jahren einen Schulfreund durch Leukämie verloren. 2021 gab es einen Aufruf, weil für ein Kind ein passender Stammzellenspender gesucht wurde. Also habe ich mich typisieren lassen.«

»Es war sofort klar, dass ich spenden werde. Ich habe keine Sekunde überlegt«
Martin Rakautz über seine Spende

Im November des Vorjahrs kam schließlich der Anruf, dass er als Spender infrage kommt. »Darauf habe ich bei meinem Hausarzt Blutproben abgegeben, die ins Uni-Klinikum Graz geschickt wurden. Im Dezember folgte die medizinische Voruntersuchung in Graz. Ich wurde komplett durchgecheckt, es war eine Ganzkörperuntersuchung«, sagt der 27-Jährige, der schließlich Ende Jänner in Graz seine Spende abgeben konnte. »Ich bin mit meiner Schwester nach Graz gefahren. Im Klinikum haben sie schon auf mich gewartet. Die Spende hat rund 4,5 Stunden gedauert, Schmerzen hatte ich dabei keine«, erklärt der Lavanttaler, der auch regelmäßig Blut spendet.

Die Spende
Bei einer Spende dieser Art werden die gesunden Stammzellen aus der Blutbahn des Spenders entnommen. Auch Rakautz musste sich im Vorfeld fünf Tage lang einen Wachstumsstoff spritzen, der den Körper in einen grippeähnlichen Zustand versetzt. Dadurch werden die Stammzellen in den Blutgefäßen erhöht. Bei der Spende wird die Überproduktion der Stammzellen ähnlich wie bei einer Blutwäsche direkt aus dem Blut gewonnen. Der Ettendorfer sagt: »Mit wurden zwei Zugänge gelegt. Rechts kam mein Blut raus, ging durch eine Maschine, die die Stammzellen ausgefiltert hat, und links ging das restliche Blut zurück in den Körper. Die Zeit ist auch schnell vergangen, ich habe viel mit meiner Schwester geredet.«

Die Prozedur von den Blutproben über die Voruntersuchung bis hin zur Spende, die der 27-Jährige auf sich genommen hat, um einem völlig Fremden zu helfen, ist beachtlich. Erfährt man aber die Umstände, wie das Leben sich des Lavanttaler selbst in den vergangenen Monaten verändert hat, wird seine Selbstlosigkeit umso bewundernswerter.

»Ich musste mein ganzes Leben umkrempeln. Ich hoffe, dass es nun bergauf geht«
Martin Rakautz über seine persönliche Situation

Im Oktober des Vorjahrs wurde seine Frau ins Uni-Klinikum Graz transportiert. Eine schwere Krankheit hat dazu geführt, dass sie 107 Tage lang dort bleiben musste – mehr als 40 Tage davon im Tiefschlaf. Zwischenzeitlich war sie wieder zu Hause, doch kürzlich musste seine Frau erneut ins Krankenhaus. »Ich besuche sie jeden zweiten Tag. Die Krankheit schlägt sowohl ihr als auch mir auf die Psyche. Die Situation ist nicht einfach«, sagt Rakautz, der sich um die drei Kinder kümmert, während seine Frau im Krankenhaus ist. »Wir haben auch eine kleine Landwirtschaft, bei der es viel zu tun gibt. Und natürlich muss auch der Haushalt geführt werden. Mittlerweile bin ich sogar schon zum Koch geworden«, lacht der Ettendorfer, der damit auch zeigt, dass er trotz des Schicksalsschlags und der Herausforderungen den Humor nicht verloren hat.

Weitere Hiobsbotschaft
Und damit nicht genug: Vor wenigen Monaten ereilte Rakautz auch noch die Nachricht des Todes seiner Mutter. »Es hat gedauert, bis ich alles auf die Reihe bekommen habe. Ich musste zuletzt mein ganzes Leben umkrempeln. Ich hoffe, dass es nun bergauf geht. Man muss einfach stark bleiben – alleine schon wegen der Kinder«, sagt der 27-Jährige.

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