Seit 1887 | Das unabhängige Wochenblatt für Unterkärnten

»Nicht angebrachte Aussagen«: Wie ein Artikel zu Unstimmigkeiten mit dem Mondi-Chef führteAusgabe 3 | Mittwoch, 20. Januar 2021

Bürgermeister von Frantschach-St. Gertraud wurde in einem Magazin mit dem Statement zitiert, Mondi präge das gesellschaftliche Leben im Ort nicht mehr wie früher. Es folgte ein geharnischtes Schreiben des Mondi-Geschäftsführers. Jetzt gibt es ein Gespräch.

E-Mail

0 Kommentare

Meist gelesen

Artikel

Frantschach-St. Gertraud. Ein Artikel, den das Magazin »Kommunal« über Bürgermeister Günther Vallant (SPÖ) veröffentlichte, führt zu Verwerfungen mit Gottfried Joham, Geschäftsführer von Mondi Frantschach. Nun wird versucht, die Wogen zu glätten.

Aufhänger der Story war Vallants Wahl zum Präsidenten des Kärntner Gemeindebunds. Geschildert wurden unter anderem die Bemühungen des Bürgermeisters zur Belebung des Ortskerns, worauf Vallant so zitiert wurde: »Früher hat die Firma Mondi das gesellschaftliche Leben im Ort geprägt und Sportanlagen, ein Kino oder auch den Festsaal betrieben oder gefördert. Das ist heute nicht mehr der Fall und die Gemeinde ist stattdessen als Eigentümer oder Mieter in Verträge eingestiegen.« 

»Es ist schade, dass der Anschein erweckt wird, Mondi tue nichts mehr für die Gemeinde«
Gottfried Joham, Mondi-Geschäftsführer

Besagte Geschichte erschien bereits im August des Vorjahrs, unter Johams Augen kam sie aber erst jetzt. Denn am 10. Jänner richtete er eine E-Mail an Vallant, die Gemeindevorstandsmitglieder und die Fraktionsvorsitzenden, in dem er erklärte, dass »Aussagen wie im Magazin ›Kommunal‹ nicht angebracht« seien.

Joham zu Beginn des Schreibens: »Es ist sehr schade, dass hier seitens des Herrn Bürgermeisters Aussagen getätigt wurden und dadurch der Anschein erweckt wird, dass Mondi Frantschach nichts mehr für die Gemeinde und die Bevölkerung tut. Das ist schlichtweg nicht der Fall.«

»Es ist nicht mein Ansinnen, Mondi in ein schlechtes Licht zu rücken«
Günther Vallant, Bürgermeister

Danach listet der Geschäftsführer anhand einer Vielzahl von Beispielen das Mondi-Engagement in Frantschach-St. Gertraud auf: Hauptsponsor der Werkskapelle sowie ansässiger Sportvereine; Unterstützung vieler Projekte und Veranstaltungen; firmeneigener Kindergarten, der allen offen steht. Joham: »Mit der Bereitschaft zum Verkauf von Grundstücken im Ortsgebiet haben wir dazu beigetragen, dass das Sozialzentrum und die Parkanlage davor errichtet werden konnten. Ansonsten gäbe es wohl heute noch einen Holzlagerplatz mitten im Ort.« 

Mondis Bedeutung

Er geht auch auf die immense Bedeutung des Betriebs für Frantschach-St. Gertraud ein: »In den letzten Monaten war es unsere Hauptaufgabe, unser Unternehmen, das der größte Arbeitgeber in der Gemeinde ist, durch die Corona-Krise zu führen. Es ist uns sehr gut gelungen, unseren Betrieb aufrechtzuerhalten und keine Arbeitsplätze zu verringern.« Das sei wesentlich für die Gemeinde, nicht nur in Form der abgeführten Kommunalsteuer, sondern auch in Gestalt vieler gesicherter Arbeitsplätze. »Die Entwicklung der Gemeinde ist untrennbar mit unserem, im heurigen Jahr seit 140 Jahren bestehenden Werk verbunden, die Marktgemeinde möge auch dazu stehen«, schreibt Joham, um danach ein Bekenntnis zum Ortsteil Frantschach zu fordern: »Es soll nicht der Anschein erweckt werden, dass sich die Marktgemeinde für das ›Frantschach‹ in ihrem Namen schämt.«

 Denn es sei »verwunderlich«, dass auf den Entwürfen des geplanten Veranstaltungszentrums die Aufschrift »Kultursaal St. Gertraud« zu lesen sei – statt »Kultursaal Frantschach-St. Gertraud«.

Bürgermeister Vallant geht mit der Angelegenheit offensiv um. Er betonte im Gespräch mit den Unterkärntner Nachrichten, es habe nie ein schlechtes Verhältnis mit Mondi gegeben und übermittelte der Redaktion jenes Schreiben, mit dem er Joham noch am 10. Jänner geantwortet hatte. Darin nahm er die »geschätzte Kritik zur Kenntnis« und hob hervor: »Es war und ist zu keinem Zeitpunkt mein Ansinnen, den Standort der Firma Mondi Frantschach GmbH in unserer Marktgemeinde in ein schlechtes Licht rücken zu wollen.« Vielmehr seien die »gemeinsam erfolgreich geschaffenen Projekte ein Zeugnis der guten Zusammenarbeit«. Dazu sei »die Beschriftung des Kultursaals am Dorfplatz  auf den Symbolbildern laut Architekten dem Platzmangel am Bild geschuldet« und habe nichts mit der letztlichen Bezeichnung zu tun. Der Name der Gemeinde laute Frantschach-St. Gertraud – niemand zweifle daran, niemand schäme sich dafür.

Missverständnisse

Da es aufgrund der Pandemie an Möglichkeiten für den persönlichen Austausch mangle, können laut Vallant Missverständnisse entstehen. Er schlug Joham daher eine Videokonferenz vor, bei der auch der Gemeindevorstand dabei sein wird. Am 27. Jänner soll sie stattfinden. 

Für Joham ist die Sache »bereinigt«: »Wir haben das beste Verhältnis«, sagte er zu den Unterkärntner Nachrichten, »vor Corona gab es regelmäßige Abstimmungen, das ganze vergangene Jahr aber nicht.« Daher begrüße er die angesetzte Videokonferenz. 

0 Kommentare Kommentieren

Keine Kommentare gefunden!

Liebe Leserinnen und Leser, in diesem Kommentarbereich prüfen wir alle Beiträge, bevor sie veröffentlicht werden. Ihr Kommentar erscheint, sobald er gesichtet wurde.

Bitte melden Sie sich an, um die Beiträge zu lesen oder zu kommentieren.AnmeldenHier Registrieren