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Nach Tiertragödie mit 18.000 erstickten Hühnern: »So ein Vorfall darf eigentlich nicht passieren«Ausgabe 4 | Mittwoch, 25. Januar 2023

Der Kamper Energielandwirt Franz Dorner wurde zuletzt von Medien angesprochen, ob er der Besitzer des betroffenen Hofs sei. »Ich bin es nicht«, sagt er und erzählt, wie er seine Tiere schützt: digitaler Alarm, Sirene und Hupe sowie ein eigenes Notstromaggregat.

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Frantschach-St. Gertraud. Bei ihm läutete zuletzt das Telefon noch öfter als sonst. Die gestellte Frage war immer dieselbe: »Sind sie der Hühnermäster, auf dessen Hof 18.000 Tiere erstickt sind?« »Nein«, sagt Franz Dorner, der neben seinem Engagement für erneuerbare Energien in Kamp einen Mastbetrieb führt, »ich bin nicht der Betroffene.«

Wie exklusiv berichtet kam es zuletzt in einem Hühnermastbetrieb in der Gemeinde Frantschach-St. Gertraud zu einer Tiertragödie: Rund 18.000 Hühner erstickten, nachdem die Lüftungsanlage in einer Halle ausgefallen war. Der Vorfall wurde publik, nachdem Autofahrern am Mittwoch, 11. Jänner, eine Reihe von Containern der Tierkörperverwertung vor dem betroffenen Betrieb aufgefallen waren. Als Unglücksursache wird ein Stromausfall vermutet. 

»Es gibt in Hühnermastbetrieben mehrfache Absicherungen, um das zu verhindern«
Franz Dorner, Hühnermäster

Dorner: »Zum konkreten Fall kann ich nichts sagen, weil ich nicht informiert bin.« Grundsätzlich meint er aber: »So ein Vorfall darf eigentlich nicht passieren. Denn es gibt in Hühnermastbetrieben mehrfache Absicherungen, um Tragödien wie diese zu verhindern.« 

Dorners Tiere sind laut seinen Angaben mehrfach geschützt: »Üblich ist eine Alarmanlage, die über das Handy warnt, wenn im Stall etwas nicht stimmt. In meinem Betrieb gibt es auch ein analoges System: Bei einer Fehlfunktion ertönt bei der betroffenen Produktionsstätte ein Signal und eine Hupe, die darauf akustisch aufmerksam machen. Zusätzlich ist in meinem Schlafzimmer eine Klingel installiert, die dann ebenfalls anschlägt – zur Sicherheit, sollte nachts etwas sein.« Alarm gegeben wird, wenn die Lüftung ausfällt, aber auch, wenn Temperatur oder Luftfeuchtigkeit zu hoch oder zu niedrig sind. 

Dazu verfügt Dorner über ein Notstromaggregat mit 100 Kilowatt Leistung, das immer vorgewärmt ist, damit es im Notfall bereits nach zehn Sekunden die volle Leistung bringen kann. Und: »Wenn beispielsweise die Lüftung ausfällt und das Notstromaggregat auch nicht funktioniert, öffnen sich automatisch Klappen, die Frischluft in den Stall lassen und Durchzug erzeugen«, so der Landwirt. Und: Einmal pro Jahr muss die Warnanlage von einem Fachmann geprüft und davon ein Protokoll erstellt werden.

Ohne Tierwohl kein Erfolg

All diese Maßnahmen sind laut Dorner notwendig, um das Wohl der Tiere zu garantieren: »Denn es ist unser Hauptziel: Dass es den Hühnern gut geht. Wird das nicht gewährleistet, gibt es keinen Erfolg, dann wachsen die Tiere nicht und setzen kein Fleisch an.«

Das Hochwasser in Deutschland  im Juli 2021, bei dem mindestens 180 Menschen umkamen, habe gezeigt, dass digitale Warnungen allein nicht ausreichen. Dorner: »Wenn nachts etwas passiert, wenn alle schlafen, und es gibt einen Alarm über das Handy, hören ihn viele nicht. Daher braucht es auch andere Sicherheitsmaßnahmen – auch in der Tiermast.« Bei der jüngsten Tragödie in Frantschach-St. Gertraud müssen laut dem Kamper Hühnerzüchter mehrere unglückliche Umstände aufeinander getroffen sein: »Der Teufel schläft nicht.« Zum finanziellen Schaden, der dabei  entstanden ist, will sich Dorner nicht äußern. Experten schätzen ihn  – samt Entsorgung – auf etwa 100.000 Euro. 

Die Hühner werden auf Dorners Hof als Küken zugekauft. Entsprechend dem Pro-Planet-Programm leben maximal 15 Tiere auf einem Quadratmeter. Nach etwa 40 Tagen werden sie lebend zur »Wech Geflügel GmbH« zur Weiterverarbeitung gebracht. 

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