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Michael Kaplaner: Vom übergewichtigen Studenten zum Ironman-Finisher »IronMike«Ausgabe 30 | Mittwoch, 24. Juli 2019

In der Kindheit war er als Rennradfahrer aktiv und schaffte sogar den Sprung ins Nationalteam. Nach dem Ende seiner Radkarriere begann er zuzunehmen. Rund 120 Kilo wog er im Jahr 2012. Sieben Jahre später darf er sich als Ironman-Finisher bezeichnen.

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Klagenfurt. »Ich war nicht immer dick«, beginnt der gebürtige St. Andräer Michael Kaplaner gegenüber den Unterkärntner Nachrichten zu erzählen. Der heute 30-Jährige war in seiner Jugend für einen Radclub als Lizenzfahrer unterwegs, war dort von der U13 bis zur U17 aktiv und schaffte durch seine Erfolge sogar den Sprung ins Nationalteam. Durch den langen Nachmittagsunterricht an der HTL Wolfsberg fand er dann wenig Zeit für den Sport: »Es wurde schnell frustrierend und hat einfach keinen Spaß mehr gemacht, deswegen habe ich mit 16 mit dem Radsport aufgehört.«

Sein Essverhalten hat er danach nicht umgestellt. »Ich habe über Jahre hinweg kontinuierlich zugenommen und  2012 habe ich dann schließlich um die 120 Kilogramm auf die Waage gebracht. Natürlich reden einen die Eltern und Freunde darauf an, aber man schottet sich ab, lebt in einer eigenen Welt.«

Umdenken dank der Uni
Im Jahr 2011 durchlebte Kaplaner, Student an der TU Graz, eine schwierige Zeit. »Für eine große Prüfung habe ich mich wochenlang vorbereitet, die ist aber negativ ausgefallen. Das war dann der Moment, wo ich mir gedacht habe, wenn ich die gleiche Zeit in den Sport investiert hätte, würde ich schon zehn Kilo weniger wiegen«. Dieser Vergleich ist Kaplaner länger im Kopf herumgeschwirrt. Nach der Prüfungszeit begann er im März 2012 wieder mit dem Sport. »Radfahren war nach wie vor kein Thema für mich. Ich wollte mit dem Laufen beginnen, also habe ich meinen Papa angerufen und ihm gesagt, er soll mir Pulsuhr und Laufschuhe von früher schicken. Er hat daraufhin gelacht und gesagt ›Mike es is‘ besser du kaufst dir neue Laufschuhe‹. Für die erste Laufeinheit habe ich in Graz eine kurze Runde ausgesucht. Voller Elan bin ich aus der Wohnung raus und zum Start der Runde spaziert. Die Pulsuhr hat 148 Puls angezeigt. Laufen war also kein Thema. Ich bin die ersten drei Monate spaziert, wie man eben mit 120 Kilogramm zu Fuß unterwegs ist.«

»Ich bin die ersten drei Monate spaziert, wie man eben mit 120 Kilogramm zu Fuß unterwegs ist«
Michael Kaplaner über die Rückkehr zum Sport

»Weil es mir gelungen ist, durch eine Low-Carb-Diät und jeden zweiten Tag eine Stunde Sport in zwei Jahren 46 Kilogramm abzunehmen, kann ich jetzt ganz locker darüber sprechen. Vielleicht ist das auch eine Motivation für andere. Ich habe mir ein Ziel gesetzt, auf das ich hingearbeitet habe.« Dieses Ziel war es, am Halbmarathon bei »Kärnten Läuft« 2013 teilzunehmen. Gemeinsam mit seinem Vater Christof Kaplaner hat er die Strecke in 1:49 Stunden bewältigt. »Ich war sogar um vier Minuten schneller als mein Papa«, lacht Kaplaner.

Nachdem dieses Ziel erreicht war, fragte er sich, was er jetzt machen soll. Sein Vater hat 2011 den Ironman in Klagenfurt bestritten und seinen Sohn in diese Richtung »geschubst«, wie Kaplaner verrät.

Der Weg zum »IronMike«
Nur ein Jahr nach »Kärnten Läuft« absolvierte er den Halbmarathon in Graz in unter 1:30 Stunden und trat in den Folgejahren bei mehreren Triathlons über die olympische Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und zehn km Laufen) an. Am Faaker See wurde er im Jahr 2017 über diese Distanz Dritter in seiner Altersklasse und setzte sich das Ziel »Ironman 2019«.
Mit seiner Schwimmtrainerin Ana Vasari und dem Physiotherapeuten Andreas Jocham, den er von einer früheren Verletzungspause kannte, bereitete er sich auf die 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und die 42,195 Laufkilometer vor. Nach einem Trainingslager zog er sich nur zehn Wochen vor dem Bewerb eine Sehnenentzündung zu und erhielt sechs Wochen Laufverbot. Im Zuge des Ironman wollte er seinen ersten Marathon überhaupt absolvieren.  »Aber beim abschließenden Marathon spielt die mentale Stärke eine Hauptrolle. Ein Ironman ist in gewisser Weise unberechenbar, weil man nie über die volle Distanz trainiert.

Krämpfe und Übelkeit
»Aus dem Wasser kam ich nach 1:04 Stunden, vom Rad stieg ich mit der drittbesten Profifrau zeitgleich ab«, so Kaplaner zu den ersten beiden Disziplinen. Das eigentliche Ziel war eine Gesamtzeit unter zehn Stunden. »Bei Kilometer vier auf der Laufstrecke setzten Krämpfe in den Beinen und Übelkeit ein. Doch meine Familie, Freunde und Kollegen an der Strecke haben mich immer wieder gepusht.

Das Ziel erreichte der St. Andräer schließlich in 9:46:59 Stunden. »Die Vorbereitung war anstrengend und sehr zeitintensiv«, weiß Kaplaner, der nach dem Ironman ein Dankes- und Entschuldigungsschreiben an Familie und Freunde verfasste. »Einen Ironman erfolgreich zu absolvieren ist nicht nur eine körperliche Anstrengung sondern hat auch sehr viel mit dem Kopf zu tun. Ohne die guten Zusprüche und die ständige Rückenstärkung von Freundin, Familie, Trainingskollegen und Freunden wäre das wohl nicht möglich gewesen. Dafür möchte ich allen danken.«
Im kommenden Jahr steht der Studienabschluss am Programm. Ein mögliches zukünftiges Ziel ist die WM in Hawaii. Um sich dafür zu qualifizieren müsste Kaplaner beim Ironman unter die ersten Drei in seiner Altersklasse kommen.

Einen Tag nach dem Ironman wog er übrigens exakt 73,8 Kilogramm – die Finisher-Medaille nicht eingerechnet.

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