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Snowboarderin Sabine Schöffmann: »Ich fliege nicht nach Peking, damit ich bei Olympischen Spielen war«Ausgabe 5 | Mittwoch, 2. Februar 2022

Die 29-jährige Snowboarderin Sabine Schöffmann spricht im Interview mit den UN über ihre Qualifikation für die Olympischen Winterspiele in Peking, ihre Chancen auf eine Medaille und die Herausforderung bei den Spielen aufgrund der Corona-Pandemie.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Michael Swersina Von Michael Swersina m.swersinano@spamunterkaerntner.at
Die gebürtige Wolfsbergerin Sabine Schöffmann startet am 8. Februar bei den Olympischen Spielen in Peking bei den Snowboardbewerben im Parallel-Riesentorlauf. Bild rechts: Zuletzt konnte Schöffmann gemeinsam mit ihrem Freund Alex Payer beim Teambewerb in ihrer Heimat auf der Simonhöhe gewinnen. Fotos: Markus Frühmann (1), Daniela Ebner (1)

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2018 konnten Sie verletzungsbedingt nicht an den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang in Südkorea teilnehmen. Nun haben Sie es geschafft. Was war das für ein Gefühl, die Qualifikation zu schaffen?
Qualifiziert bin ich ja schon seit längerer Zeit, aber richtig geschafft zu den Spielen habe ich es, wenn ich am Mittwoch, 4. Februar, in das Flugzeug einsteige. Die große Kunst in diesem Jahr ist es nämlich nach China zu kommen.

Wieso ist das eine Kunst?
Aufgrund der Corona-Pandemie waren vor dem Abflug noch einige Tests zu machen. Am Montag und Dienstag musste ich noch Corona-Tests durchführen, denn für die Einreise benötigen wir zwei negative Tests.

Wie haben Sie sicher gestellt, dass sie sich in den Tagen vor dem Abflug nicht infizieren?
Wir hatten ein Trainingslager in Haus im Ennstal, wo es sehr hohe Schutzmaßnahmen gab. Wir sind dort nicht einmal mehr mit dem Lift gefahren, sondern wurden immer mittels Skidoo auf den Berg gebracht.

Wann haben Sie die Qualifikation für die Spiele geschafft? 
Das war bereits im Dezember. Die Vorgaben waren zwei Mal unter die Top 16 oder ein Top-Acht-Ergebnis. Ich konnte den Weltcup-Bewerb in Scuol in der Schweiz gewinnen, und damit war die Qualifikation geschafft.

Zuletzt feierten Sie noch im Heimrennen auf der Simonhöhe den Sieg im Mixed-Bewerb mit Ihrem Freund Alex Payer. Wie war es, in der Heimat zu gewinnen?
Das war schon etwas ganz Besonders. Vor allem auch von der Anspannung her, denn gerade zu Hause möchte man besonders gut fahren. Da war ich schon ein wenig nervöser. Aber es war auch eine sehr gute Probe für die Spiele in China, denn da werde ich sicher auch recht nervös sein.

Sehen Sie sich nach Ihren Erfolgen in der aktuellen Saison als Favoritin für Olympia-Gold?
Wenn man in einer Saison ein Weltcup-Rennen gewinnt, zählt man sicher zu den Favoriten. Aber es ist alles sehr eng heuer. Bei den fünf Rennen gab es fünf Sieger. Da muss man schon den richtigen Tag erwischen, und es muss einfach alles zusammenpassen. Aber ein Podiumsplatz ist auf alle Fälle drinnen. Ich möchte ja nicht nach Peking fliegen, damit ich einmal bei Olympischen Spielen war, sondern das Beste geben und mit einer Medaille nach Hause fahren. Ein Podiumsplatz ist auf alle Fälle drinnen. 

Wie bereiten Sie sich die kommenden Tage noch auf Ihren Auftritt in Peking vor? 
Der Wettbewerb ist am 8. Februar. Am Mittwoch sind wir nach Peking geflogen, dann werde ich noch einige Tage trainieren und mich auf die Schneebedingungen einstellen und an die Zeitverschiebung gewöhnen.

Kennen Sie den Hang auf dem das Olympiarennen stattfindet schon? 
Ja, den kenne ich schon. Denn ich war bereits vor zwei Jahren beim Weltcup dort. Der Hang kann mich also nicht mehr überraschen. 

Die Spiele werden fast ohne Zuschauer stattfinden. Wie ist es für eine Athletin, quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu fahren?
Es ist sicher sehr schade, aber ein paar ausgewählte Zuschauer soll es schon geben. Für mich macht es keinen großen Unterschied, ich bin das erste Mal bei Olympischen Spielen dabei und kenne es daher nicht anders. Außerdem sind die Gegebenheiten, auf die man keinen Einfluss hat, hinzunehmen.

Wer wird Ihnen bei Ihrem Auftritt die Daumen drücken? 
Vor Ort mein Freund Alex Payer und zu Hause vor dem Fernseher meine Familie und Freunde.

Corona bestimmt ja seit zwei Jahren unser Leben. Hatten Sie schon eine Corona-Infektion? 
Nicht dass ich wüsste. 

Für die Spiele müssen alle Athleten geimpft sein. Wann haben Sie Ihre Impfung bekommen? 
Ich habe mich selbst dazu entschieden und nicht wegen irgendwelcher Vorschriften, und die erste Gelegenheit dazu genutzt. Wenn es etwas gibt, mit dem ich mich schützen kann, dann nütze ich es auch. Von Seiten der FIS (Internationale Skiverband) gibt es keine Impfpflicht, es gelten aber jeweils die Bestimmungen des Landes, in dem die Wettkämpfe stattfinden. Daher gibt es auch bei manchen Rennen Zuschauer, bei anderen keine.

Die Vorschriften bei den Olympischen Spielen in Peking sind coronabedingt noch strenger, als sie es ohnehin schon in China sind. Die Athleten werden das Olympische Dorf nicht verlassen. Ist das eine Belastung? 
Wir sind ohnehin nicht im Olympischen Dorf untergebracht, sondern in einem Außenquartier, rund acht Minuten vom Olympischen Dorf. Wie die Regeln dort genau aussehen werden, weiß ich gar nicht.  Aber  China ist generell anders. Da ist alles nicht ganz so einfach, wie bei uns. Wir konnten auch vor zwei Jahren bei den Weltcuprennen nicht viel machen. 

Natürlich ist es schade, wenn man sich nichts ansehen kann. Normalerweise verbringen wir an den Wettkampforten schon auch ein wenig Zeit mit Sightseeing. Aber wenn es nicht möglich ist, kann man halt nichts machen.

Sie haben vier Jahre lang keinen Weltcup-Sieg gefeiert. Heuer gab es gleich zwei Siege. Ist der Knopf aufgegangen? 
So schlecht, wie das jetzt klingt, war es auch nicht. Ich hatte schon Podiumsplätze in den vergangenen Jahren, nur für ganz oben hat es einfach nicht gereicht, oft war es aber ganz knapp, dass sich der Sieg nicht ausgegangen ist. Aber das Timing für einen Sieg war schon ganz gut. Mentale Stärke ist ja schon auch eine große Hilfe.

Wie ist die Weltcup-Saison aus Ihrer Sicht bisher verlaufen?
Der Saisonstart war ein wenig verhalten, vor allem zu Beginn ist es nicht so verlaufen, wie gewünscht. In den Weihnachtsferien habe ich dann aber an ein paar Schrauben gedreht und dabei offensichtlich eine sehr gute Lösung gefunden. Mit meinen Siegen bin ich natürlich sehr glücklich. Ich fühle mich sehr ready für die Reise nach China. 

Welche Ziele haben Sie für die verbleibende Weltcup-Saison? Aktuell liegen Sie in der Rangliste auf Platz sieben.
Ich möchte bei den ausstehenden Rennen aufs Podium fahren. Und dann ergibt sich eine gute Platzierung im Gesamtweltcup von selbst. Dafür brauche ich noch gute Slalomergebnisse, und ich bin da für die letzten drei Saisonrennen gerüstet. 

Sie und Ihr Snowboard-Kollege Alex Payer sind seit fünf Jahren ein Paar, wie ist es, nun gemeinsam zu den Olympischen Spielen zu fahren?
Das hätte ja eigentlich schon vor vier Jahren passieren sollen, dann war ich allerdings verletzt und Alex musste alleine fahren. Peking wird sicher sehr cool. Denn auch wenn Familie und Freunde nicht mit sind, habe ich jemand sehr Vertrauten bei mir. 

Gibt es bei euch einen sportlichen Wettkampf? Wer ist der bessere Snowboarder? 
Man freut sich immer mit dem anderen mit, da gibt es bei uns keinen Wettkampf. Wer der bessere ist? Hmmm, Alex Stil schaut sicher cooler aus als meiner, aber ich bemühe mich.

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