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Landesrat Fellner, würden Sie mit der Kärntner FPÖ eine Koalition auf Landesebene eingehen? »Ja« Ausgabe 8 | Mittwoch, 22. Februar 2023

Daniel Fellner (46), Lavanttaler Spitzenkandidat der SPÖ, hat keine Berührungsängste mit den Freiheitlichen. Es ehrt ihn, dass er als Nachfolger von LH Kaiser betrachtet werde, Thema sei das aber keines. Er wünscht sich, in seinen Referaten weiterarbeiten zu können.

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Sie werden als potenzieller Nachfolger von Landeshauptmann Peter Kaiser gehandelt. Ein Wahlsieg der SPÖ vorausgesetzt: Könnte es sein, dass Sie in der Mitte der kommenden Periode neuer Kärntner Landeshauptmann werden?
Unser Landeshauptmann Peter Kaiser hat mehrmals betont, dass er noch die gesamte Periode für das Amt zur Verfügung steht. Aus diesem Grund stellt sich die Frage zum momentanen Zeitpunkt nicht. Ich sage immer, solange der Peter die Stiege in der Landesregierung schneller hinaufläuft als ich, ist die Nachfolge kein Thema. Aber, dass ich immer wieder als möglicher Nachfolger gehandelt werde, ehrt mich sehr.

Die SPÖ musste in Niederösterreich zuletzt empfindliche Verluste hinnehmen. Mit welchem Wählerausgang rechnen Sie in Kärnten?
Die Frage lautet, auf welcher Grundlage treffen die Wählerinnen und Wähler ihre Entscheidung. Alle maßgeblichen Kennzahlen für unser Bundesland haben sich in den vergangenen zehn Jahren massiv verbessert. Peter Kaiser führt das Land mit ruhiger, besonnener Hand – ich gehe davon aus, dass wir nicht verlieren.

Sollte es sich ausgehen: Sind Sie für die Fortsetzung der derzeitigen SPÖ-ÖVP-Koalition in Kärnten?
Die Koalition hat gut gearbeitet, viele Herausforderungen gemeistert, viele Probleme wurden gelöst. Ich gehe davon aus, dass wir Sondierungsgespräche der Stärke nach beginnen werden. Nach derzeitigem Stand beginnend mit der FPÖ, so wie auch schon 2018.

Würden Sie auch mit der Kärntner FPÖ eine Koalition auf Landesebene eingehen?
Ja. 

Wie hoch ist das Wahlkampfbudget der Kärntner SPÖ für die Landtagswahl?
500.000 Euro plus 90.000 Euro Ausgaben für die Kandidaten. Wir haben das strengste Wahlkampfkostenbeschränkungsgesetz Österreich – und das ist gut so. Ich war damals übrigens federführend bei der Erstellung dabei.

Was hat die Kärntner SPÖ in der vergangenen Periode nicht gut gemacht?
Ich möchte nicht mit dem erhobenen Zeigefinger auf andere Politiker oder gar Regierungskollegen zeigen. Wenn ich diese Frage jedoch auf mich repliziere, ist die Kommunikation vieler erarbeiteter Maßnahmen und Initiativen nach außen durchaus ausbaufähig. Ich glaube sogar, dass ich da schlecht bin.

Was muss sich in Kärnten ändern?
Mehr Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigenen Stärken. Die Kärntnerinnen und Kärntner haben dank der SPÖ und Peter Kaiser keine gebückte Haltung mehr notwendig und können mit Stolz auf die zahlreichen positiven Entwicklungen der vergangenen zehn Jahre verweisen: höchstes Wirtschaftswachstum Österreichs, höchste Beschäftigungszahlen, Top–Forschungsquote, geringste je dagewesene Arbeitslosigkeit – um nur einige Themen zu nennen.

Warum engagieren Sie sich politisch?
Ich glaube, dass ich ein leidenschaftlicher Politiker bin und freue mich über alle Projekte, die ich mitgestalten durfte. Mein Motto lautet: Lieber eine Kerze anzünden als über die Dunkelheit zu schimpfen.

Haben Sie Ihren Einstieg in die Landespolitik je bereut?
Nein, keine Sekunde.

Was ist ihr persönliches politisches Ziel?
Ich würde gerne noch lange als Gemeinde- und Katastrophenschutz- bzw. Feuerwehrreferent tätig sein. Insbesondere in diesen Bereichen haben wir nämlich einiges verbessert und ich habe noch zahlreiche Ideen und Visionen – vor allem für unsere Feuerwehren. Mein Ziel ist es, dass wir unseren Kindern ein tolles, lebenswertes Land übergeben können und nicht einen Scherbenhaufen hinterlassen.

Was wollen Sie für das Lavanttal bewirken?
Das Lavanttal ist DIE Zukunftsregion in Kärnten und wird durch die Koralmbahn einen immensen Aufschwung erleben.  Diese Chancen gilt es unter allen Umständen zu nutzen, und ich arbeite tagtäglich daran, dass wir das auch tun. 

2020 sagten Sie in einem Interview mit den Unterkärntner Nachrichten, Sie würden Windräder »hassen«. Hat sich daran etwas geändert?
Wir haben in Kärnten aufgrund der Wasserkraft einen großen Vorsprung gegenüber den anderen Bundesländern. Der Strombedarf wird in Kärnten beispielsweise bereits zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern erzeugt. Meiner Ansicht nach müssen wir daher die möglichen Standorte in unseren sensiblen Naturräumen genau prüfen. Optisch finde ich diese riesigen Windparks nach wie vor hässlich und ich bin stolz, dass wir eine Regelung, nämlich die Windkraftstandorträume-Verordnung, haben, die nicht alles automatisch erlaubt.

Wolf im Lavanttal: Schützen oder abschießen?
Man muss hier das Anliegen der Betroffenen ernst nehmen und sie auch vor negativen Einwirkungen schützen. Ich bin definitiv für den Abschuss von Problemwölfen. 

Tempo 100 auf der Autobahn?
Ich bin gegen ein Vorschreiben von Tempo 100. Sinnvoller halte ich bewusstseinsbildende Maßnahmen, denn man muss nicht immer alles gleich gesetzlich reglementieren.

In den vergangenen Jahren haben Sie als Landesrat immer wieder Geld ins Lavanttal geschickt, wenn Not am Mann war. Wollen Sie das auch in der nächsten Periode so halten?
Wenn eine Gemeinde in Not war, habe ich jeder Kärntner Gemeinde geholfen. Aber als Lavanttaler hat man natürlich einen besonderen Bezug zur Heimat, und da kann ich garantieren, dass ich mich weiter intensiv für das Lavanttal einsetzen und es unterstützen werde.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen sagte zuletzt, er werde Herbert Kickl nach der nächsten Nationalratswahl, selbst wenn die FPÖ auf Platz eins liegen sollte, nicht mit der Regierungsbildung beauftragen. Halten Sie diese Aussage für demokratiepolitisch legitim oder für problematisch?
Ich schätze den Bundespräsidenten sehr und kenne ihn auch persönlich. Aber hier bin ich etwas anderer Meinung. Wenn eine Partei den ersten Platz erreicht, dann hat sie meines Erachtens auch ein Recht darauf, den Auftrag für die Regierungsbildung zu bekommen. Ob diese dann in Koalitionsgesprächen eine Mehrheit im Nationalrat findet, ist schlussendlich das Entscheidende.

Welche Bienenrasse hätten Sie gerne in Kärnten?
Jeder Imker und jede Imkerin soll so imkern können, wie es vor dem ab 2007 geltenden Kärntner Bienenwirtschaftsgesetz möglich war. Der jetzige Streit um die richtige Bienenrasse ist meiner Meinung nach völlig unnötig. Und dass dieses Thema jetzt auch international gespielt wird (Anm.: Fellner meint den zuletzt in der »New York Times« erschienenen Artikel), ist unglaublich. 

// Zur Person
Daniel Fellner wurde am 19. Jänner 1977 geboren und lebt in St. Andrä. Mit seiner Ehefrau Sandra hat er drei Söhne, im gemeinsamen Haushalt lebt auch der Labrador »Eddie«. Als Hobbys nennt er Imkerei und Waldarbeit. Fellner absolvierte die HTL für Betriebstechnik in Wolfsberg, seine  berufliche Laufbahn begann als Rettungsfahrer beim Roten Kreuz in Wolfsberg. Bei der Hilfsorganisation stieg er zum Leiter der Landesleitstelle auf. Von 2011 bis 2018 war er SPÖ-Landesgeschäftsführer, seit  12. April 2018 ist er Landesrat, zuständig für Gemeindeangelegenheiten, Raumordnung und Gemeindeplanung, Siedlungswasserwirtschaft, Schutzwasserwirtschaft, Katastrophenschutz und Feuerwehren.

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