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Vor 46 Jahren gab es Pläne für ein Atomkraftwerk im LavanttalAusgabe 17 | Mittwoch, 27. April 2022

Im Energieplan des Jahres 1976 war neben dem Atomkraftwerk in Zwentendorf auch eine Nuklearanlage in St. Andrä aufgeführt. Aufgrund der Proteste gegen das AKW Zwentendorf wurde dieses aber nie in Betrieb genommen und die Pläne im Lavanttal verworfen.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Michael Swersina Von Michael Swersina m.swersinano@spamunterkaerntner.at
Bild links: In St. Andrä war laut Energieplan 1976 ein Atomkraftwerk vorgesehen. Es hätte im Bereich des ehemaligen ÖDK-Kraftwerks gebaut werden sollen. Nach den Protesten rund um das AKW Zwentendorf (Bild rechts) kam es zum Beschluss der Bundesregierung, in Österreich keine Atomkraftwerke zu betreiben. KK, Bwag

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St. Andrä. In Österreich wurde 1972 mit dem Bau eines Atomkraftwerks in Zwentendorf begonnen, zahlreiche Proteste und Demonstrationen führten 1978 zu einer Volksabstimmung, bei der sich 50,47 Prozent der 1.576.839 Teilnehmer gegen die Inbetriebnahme des Kraftwerks aussprachen. In Kärnten waren 54,1 Prozent für Atomstrom (siehe Kommentar Seite 1).

Die Geschichte rund um das Kraftwerk Zwentendorf ist vielen Österreichern bekannt, fast niemand weiß aber, dass fast auch im Lavanttal ein Atomkraftwerk errichtet worden wäre.

Atomstrom galt in den 1960er-Jahren als die billige, zuverlässige und saubere Energiequelle der Zukunft. Man erhoffte sich dadurch auch eine Unabhängigkeit von Erdöl. Auch die Frage der Endlagerung schien lösbar: Ein Mittagsjournal des Radiosenders Ö1 aus dem Jahr 1977 berichtete über die Idee einer »Nuklear-Insel« im Pazifik, die als Standort für Atomkraftwerke zur Energiegewinnung und als Atommüll-Endlager dienen sollte.

Da war es also nicht verwunderlich, dass man auch in Österreich auf Atomstrom setzen wollte. 

Fläche reserviert

1972 wurde mit dem Bau des Kernkraftwerks Zwentendorf (NÖ) begonnen. Im Energieplan des Jahres 1976 waren dann insgesamt drei Kernkraftwerke in Österreich vorgesehen. Neben dem Werk in Zwentendorf war eine zweite Kernkraftanlage in St. Pantaleon-Erla (NÖ) vorgesehen, ein drittes Kraftwerk sollte in St. Andrä errichtet werden. Im Lavanttal wurde nach der Aufnahme von St. Andrä in den nationalen Energieplan 1976 sofort eine Fläche von 250.000 Quadratmetern für ein Atomkraftwerk reserviert. Vorgesehen war der Standort des thermischen Kraftwerks, das bereits 1952 in Betrieb ging und bis 1968 mit der im Lavanttal gewonnenen Braunkohle und danach mit Braunkohle aus der Weststeiermark und dem ehemaligen Jugoslawien betrieben wurde. 

Aufgrund der Kriterien für den Standort eines Atomkraftwerks wurde aber bald der Standort in Edling präferiert. Im Bezirk Völkermarkt war im Bereich des Stauraums Edling bereits in den 1960er-Jahren ein Gebiet neben der Drau für ein Atomkraftwerk ausgewiesen worden. Gefordert wurden die Nähe zur Industrie als Stromabnehmer und ein Fluss, der genügend Kühlwasser für den Reaktor abliefern kann. Und diese Erfordernisse erfüllte Edling mit der Drau besser als St. Andrä mit der Lavant. 

Ende des Atomstroms

1977 war der Bau des AKW Zwentendorf abgeschlossen, in Betrieb genommen wurde der Reaktor aber nie. Es gab bundesweite Proteste gegen die Inbetriebnahme der Anlage in Zwentendorf. Nachdem sich die Österreicher bei der Volksabstimmung gegen die Atomkraft aussprachen, waren das AKW Zwentendorf und der Atomstrom Geschichte. Denn noch im selben Jahr wurde im Nationalrat das Atomsperrgesetz beschlossen, wonach kein Atomkraftwerk in Österreich ohne Volksabstimmung in Betrieb gehen darf.

Thermisches Kraftwerk

Nach dem Aus für die Produktion von Atomstrom in Österreich  wurde in St. Andrä das thermische Kraftwerk ausgebaut. Das  Kraftwerk auf der für das AKW vorgesehenen Fläche, hörte ab dem Jahr 2000 mit dem Verheizen von Kohle auf. Es wurde begonnen sortenreine Abfälle als Ersatz für Steinkohle zu verwenden. Gleichzeitig wurde Biomasse mitverfeuert und daraus Ökostrom gewonnen.

Im Jahr 2004 wurde schließlich auch das thermische Kraftwerk endgültig stillgelegt.

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