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St. Andräer Narren sind zurück auf der Bühne – und teilen wieder ordentlich ausAusgabe 4 | Mittwoch, 25. Januar 2023

Keiner kommt ungeschoren davon, wenn die Kulturinitiative St. Andrä zur Faschingssitzung bittet. Einer musste unbedingt Bürgermeister werden und ist nicht mehr dabei. Aber auch ohne ihn sprüht der Schmäh.

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St. Andrä. Die Faschingssitzung im Rathaussaal dauert mehrere Stunden – aber sie vergehen wie im Flug. Nach der langen Zwangspause – die letzte Narrensitzung fand im Jahr 2020 statt – meldet sich die Kulturinitiative St. Andrä (Kista) mit ihrem neuen Programm zurück. Und einmal mehr müssen sich Kommunal-, Landes- und Bundespolitik anhalten, denn sie alle bekommen ihr Fett ab.

Wie viel Vorbereitung in den 17 Nummern steckt, beweist die Einlage »Riverdance @ Lovnttol«: Sieben Akteure versammeln sich hinter einem Tisch und klopfen mit Gläsern und Händen einen Rhythmus, bei dem man mit muss. Man kann sich vorstellen, wie viele Proben nötig gewesen sind, bis dieser Auftritt einigermaßen synchron ablief ...

Doch das Stück kommt erst nach der Pause. Die Eröffnung übernimmt Philipp Jörl, der sich bitter beklagt, dass er nun allein auf der Bühne zu stehen hat, weil sein bisheriger Partner unbedingt Bürgermeister werden musste. Die Rede ist von Thomas Seelaus, dem jetzigen Ortschef von Preitenegg, der nicht mehr zu den Akteuren zählt. Jörl dient im ersten Teil auch als »verbindendes Element«, das die Nummern als »Dr. Föhn« – frei nach der Arzneimittelwerbung »Dr. Böhm« – ankündigt.

Warum Beamte?

Und wenn dann Reinhard Fritzl als »Aufwecker« erscheint, ist zu spüren, dass er in der »faschingslosen« Zeit nichts verlernt hat. Wenn er erläutert, wie das Beamtenwesen geschaffen wurde – die neue Brücke braucht einen Wärter, für dessen Bezahlung ein Finanzverwalter, dann ein Gruppenchef eingestellt werden, bis der Wächter aus Spargründen entlassen werden muss –, sprüht der Schmäh.

Kista-Obmann Andi Hobel und Christoph Murke beeindrucken mehrfach  mit ihrer Sangeskunst, während Alexander Schwab als »Zahn der Zeit« Vizekanzler Werner Kogler an der Wurzel packt, Bundespräsident Alexander Van der Bellen als »Weisheitszahn« charakterisiert und dem WAc bescheinigt, er komme »am Zahnfleisch daher«.

Über die Sorgen des Alters referiert Raimund Buballa in der Nummer »Hurra, wir leben noch«, ehe Ina und Andi Hobel über die gute, alte Zeit singen: »Amazon war früher analog und hieß Quelle-Katalog!« Joachim Kopp lässt als »Müllmann« Landeshauptmann Peter Kaiser um seinen Job zittern: Der entführt Maria und Josef aus der St. Andräer Krippe und sagt darauf zum Christkind: »Wenn du  mich nicht wieder zum Landeshauptmann machst, siehst du deine Eltern nie wieder!«

Der »Dübel« und der Wind

In »Romeo und Julia« versetzen Selina Fellner, Kirstin Wiedl und Thomas Buballa das klassische Liebesdrama in die Gegenwart – samt Joint (»Dübel«) und Happy End für das Pärchen. In »Segeltörn« tritt Kapitän Gidi Stimpfl mit einem recht wackligen Boot und zur Musik von »Fluch der Karibik« vor das Publikum. Er ist unzufrieden, denn es gibt keinen Wind mehr: »Der geht für die Windräder drauf.« Ina Hobel deckt als »Rednerpult« die pikanten Geheimnisse der St. Andräer Politik auf – und schont auch Bürgermeisterin Maria Knauder nicht.

Mit einem Satz: Wer das nicht gesehen hat, wird es bereuen. Die nächste Sitzung findet am Freitag, 27. Jänner, statt.

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