Seit 1887 | Das unabhängige Wochenblatt für Unterkärnten

Nicht leicht zu lesen, aber sie ist da: Hakenkreuz in St. Paul wurde jetzt mit einer Hinweistafel ergänzt Ausgabe 18 | Donnerstag, 4. Mai 2023

Über dem Nazi-Symbol an der Konviktsmauer wurde ein erklärender Text angebracht. Er weist das Hakenkreuz als Erinnerung an die Opfer und als Mahnung für die Zukunft aus. Allerdings ist er schwer zu entziffern, wofür Stiftsadministrator eine Begründung nennt.

E-Mail

0 Kommentare

Meist gelesen

Artikel

St. Paul. Sie ist nicht auf den ersten Blick erkennbar, aber sie ist da: Über den Umrissen des Hakenkreuzes, das seit Jahrzehnten an der Fassade des Konvikts in St. Paul zu sehen ist (wir berichteten mehrfach), wurde vor Kurzem eine Hinweistafel montiert. Der Titel des darauf gedruckten Texts weist das verbotene Symbol als »Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus und als Mahnung für Gegenwart und Zukunft« aus.

Zeichen der Nazis sind derzeit wieder Thema im Land. Anlass ist der für 10. Mai anberaumte Prozess gegen einen einst hochrangigen Kärntner FPÖ-Politiker. Ihm wird von der Staatsanwaltschaft Klagenfurt Wiederbetätigung vorgeworfen, da auf einem Tor seines Besitzes Symbole abgebildet waren, die auch nationalsozialistische Organisationen benutzten. Das Verbotsgesetz sieht dafür einen Strafrahmen von bis zu zehn  Jahren Haft vor, für den Ex-Volksvertreter gilt die Unschuldsvermutung.

»Das Symbol soll nicht verdeckt werden, um als Mahnmal sichtbar zu bleiben«
Pater Marian Kollmann, Stiftsadministrator

Anders als in St. Paul findet sich unter den angeklagten Emblemen kein Hakenkreuz, das als Erkennungszeichen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei NSDAP diente und damit das bekannteste Symbol der Nazis ist.

Der Text der Tafel

Am Konvikt prangt es seit den 1940er Jahren, als das Gebäude als Eliteschule für den nationalsozialistischen Nachwuchs diente. Darauf bezieht sich auch der Text der jetzt über das Hakenkreuz geschraubten Plexiglastafel. Er lautet: »In diesem Gebäude befand sich nach der Aufhebung des Stiftes und der Vertreibung der Mönche durch die Nationalsozialisten bis 1945 eine nationalpolitische Lehranstalt (Napola), in welcher die Jugendlichen im Sinne der NS-Ideologie unterrichtet und auf den Krieg vorbereitet wurden.« Gezeichnet sind die Zeilen mit »Stift St. Paul« und »Marktgemeinde St. Paul«. 

»Ich bin mit der Tafel und dem Text einverstanden, ich hoffe, dass es jetzt für alle passt«
Stefan Salzmann, Bürgermeister St. Paul

Laut Pater Marian Kollmann, Administrator des Benediktinerstifts St. Paul, wurde die Tafel »eine Woche vor der heurigen Karwoche« angebracht. Der Text sei vom Benediktinerstift gemeinsam mit dem Mauthausen Komitee Kärnten erstellt worden.

Auf die Frage, warum darin auf die frühere Napola, nicht aber auf das Hakenkreuz an sich eingegangen wird, antwortet der Administrator: »Aus Platzmangel.«

Der Text ist aufgrund seiner Machart nicht einfach zu lesen. Was war der Anlass, helle statt schwarze Schrift zu verwenden? Kollmann: »Das Symbol soll nicht verdeckt und verdunkelt werden, um als Mahnmal an eine schreckliche Zeit für Gegenwart und Zukunft sichtbar zu bleiben.«

Laut dem St. Pauler Bürgermeister Stefan Salzmann (SPÖ) wurden die Kosten der Tafel je zur Hälfte zwischen Stift und Gemeinde aufgeteilt. »Ich bin mit der Tafel und dem Text einverstanden«, sagt der Bürgermeister, »ich hoffe, dass es jetzt für alle passt.« Man wird sehen.

0 Kommentare Kommentieren

Keine Kommentare gefunden!

Liebe Leserinnen und Leser, in diesem Kommentarbereich prüfen wir alle Beiträge, bevor sie veröffentlicht werden. Ihr Kommentar erscheint, sobald er gesichtet wurde.

Bitte melden Sie sich an, um die Beiträge zu lesen oder zu kommentieren.AnmeldenHier Registrieren