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Ein Stück Lavanttaler Geschichte ist neu erstanden: Wolfsberger Schüler baute das »Zellacher Kreuz« Ausgabe 31 | Mittwoch, 2. August 2023

Sandro Kalcher, Schüler an der Fachberufsschule Wolfsberg, wählte das Kreuz als sein Abschlussprojekt. Dafür erhielt er 1.000 Euro als Anerkennung. Das Kreuz, das einst in Zellach in Frantschach-St. Gertraud stand, erinnerte an die aus Wolfsberg vertriebenen Juden.

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Wolfsberg, Frantschach-St. Gertraud. An der Fachberufsschule Wolfsberg werden Schüler aus ganz Kärnten in Metallbau unterrichtet. Metallbauer Sandro Kalcher, Schüler der vierten Klasse, hatte sich als Abschlussprojekt etwas ganz Besonderes ausgesucht Das »Zellacher Kreuz« zu gestalten.

Dieses Kreuz hat eine lange Geschichte. Es stand einst am Hügel über dem Anwesen Tatschl vulgo Jölli in Zellach in der Gemeinde Frantschach-St. Gertraud. Es soll an der Stelle errichtet worden sein, wo die Juden, die aus Wolfsberg vertrieben worden sind, zurückblickten, weshalb es auch » Judenkreuz« heißt. 

Auf Grund von Nachforschungen der früheren Wolfsberger Amtsärztin Dagmar Wabnig soll es, laut Prof. Horst Schweigert von der Universität Graz, aus der Zeit um 1730 stammen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es von spielenden Kinder zerstört. Die Reste – ein Bild und Teile des schmiedeeisernen Kreuzes wurden Wabnig, die sich für altes Brauchtum und Sagen interessiert, von Tatschl übergeben. Danach ging es weiter an einen Kunstschmied, der jedoch nicht die Zeit fand, es neu zu gestalten. Er machte aber eine Skizze des Kreuzes, die dem Museumsverein zukam.

Von Robert Swatek, Obmann des Museumsvereins, wurde die Skizze an die Fachberufschule weitergereicht, wo sie Sandro Kalcher in die Augen fiel – und er das Kreuz als Abschlussarbeit auswählte. Betreut von Fachlehrer Albert Pichler, wurde sie digitalisiert und danach mit Lasertechnik ausgeschnitten und bearbeitet.

In der Schule ausgestellt

Das Kreuz kann man in der Fachberufschule bewundern, wo auch die Bilder der Ausstellung  »Steinerne Hochzeit« zu betrachten sind. Am letzten Schultag übergaben Swatek und Augustin Hermine vom Museumsverein, Barbara Oberwalder, Präsidentin der Soroptomisten Lavant/Wolfsberg, und Wabnig, die gemeinsam Geld gespendet hatten, in einer Feierstunde dem engagierten Lehrling 1.000 Euro und eine kleine Anerkennung für die betreuenden Lehrer. Wabnig erzählte den Schülern die Geschichte des Kreuzes, die Legende und die Geschichte der Judenverfolgung, die 1338 stattfand. Direktor Norbert Aichholzer betonte, wie wichtig es sei, den Schülern nicht nur Fachwissen beizubringen, sondern ihnen auch Kultur und Geschichte zu vermitteln, weshalb er solche Projekte weiter betreiben möchte.

Als Zeichen des Friedens soll das Kreuz nun in der Gemeinde Frantschach-St. Gertraud aufgestellt werden.

Die Geschichte

Zur Geschichte des Kreuzes, auch als »Judenkreuz von der Sagl-Leit‘n« bezeichnet: Entstanden um 1730, befand es sich einst auf der sogenannten Sagl Leit‘n, wie der Hügel in Vorderwölch über dem Anwesen Tatschl vulgo Jölli genannt wird. Nachdem Kinder das etwa zwei Meter hohe Kreuz beschädigt hatten, stand um 1960 nur mehr der Mauersockel mit einem Eisenstab, auch ein Stück des Ornaments blieb erhalten. Beide Teile wurden von der Familie Tatschl an Wabnig übergeben. 

Wie aus Dokumenten hervorgeht, bestand in Wolfsberg im Jahre 1289 eine Judengemeinde. Doch 1338 und 1348/49 kam es zu zwei Verfolgungen, nach 1366 hatte die Stadt keine jüdischen Bewohner mehr. Die Wegziehenden sollen beim Kreuz noch einen letzten Blick auf die Stadt geworfen haben, ehe sie nach Knittelfeld gingen, wo sie ebenfalls vertrieben wurden. Schließlich ließen sie sich in  Judenburg nieder. 

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