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Bienen-Politik oder das Wetter? Kein Lavanttaler Imker stand bei heuriger Prämierung ganz obenAusgabe 47 | Mittwoch, 22. November 2023

Die »Kärntner Bären« für die besten Honige gingen an Imker aus den Bezirken Völkermarkt, Spittal, Hermagor und Villach-Land – das Lavanttal war nicht dabei. »Lavantaler Carnica«-Obmann sieht Rasse-Frage als Ursache, Landesverband-Obfrau ortet andere Ursache.

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Lavanttal. Der Bezirk Wolfsberg gilt als Hochburg der Honigproduktion im Land. Allerdings: Bei der Kärntner Honigprämierung 2023, die zuletzt im Rahmen der Familien- und Brauchtumsmesse in Klagenfurt stattfand, gingen die »Kärntner Bären« für die besten Honige an Imker aus den Bezirken Völkermarkt, Spittal, Hermagor und Villach-Land – das Lavanttal ging leer aus. Wie kann das sein, immerhin gibt es im Tal an die 240 Freizeit- und 20 Erwerbsimker, die in normalen Jahren mit 12.000 Bienenstöcken etwa 500.000 Kilo Honig produzieren?

»Viele Lavanttaler Imker haben an diesem Bewerb nicht teilgenommen«
Gerhard Klinger, Obmann »Lavanttaler Carnica«

»Weil viele Lavanttaler Imker nicht am Bewerb teilgenommen haben«, sagt Gerhard Klinger, Obmann des Vereins »Lavanttaler Carnica Biene«, und weist auf den Veranstalter der Prämierung hin: den Landesverband für Bienenzucht in Kärnten. 

Der setzt sich für die Biene der Rasse Carnica ein, die laut dem seit 2007 geltenden Kärntner Bienenwirtschaftsgesetz vorgeschrieben ist. Den »Lavanttaler Carnica«-Imkern wird dagegen vorgeworfen, nicht jene Bienen zu halten, auf denen das Gesetz besteht, wogegen sich diese allerdings vehement wehren. In der »Rassefrage« stehen also viele Lavanttaler Imker und der Landesverband für Bienenzucht, der die Kärntner Freizeitimker vertritt, auf unterschiedlichen Seiten.

Klinger: »Wir haben ein belastetes Verhältnis zum Landesverband, der unsere Interessen nicht vertritt. Wir sind auf der Seite der Erwerbsimker, im Lavanttal sind so gut wie alle in unserem Verein.« Viele hätten die Befürchtung, dass ihre Honige aufgrund der unterschiedlichen Auffassungen nicht objektiv bewertet werden könnten, weshalb sie ihre Produkte laut Klinger nicht einreichen würden.

Frage an Elisabeth Thurner, Obfrau des Landesverbands für Bienenzucht in Kärnten: Warum haben die Lavanttaler Imker heuer nichts gewonnen? »Sie haben gewonnen, 36 Auszeichnungen gingen ins Lavanttal«, hält die Obfrau dagegen, »sie haben nur keinen ›Kärntner Bären‹ erhalten.« Tatsächlich ist in einer Aussendung des Landesverbands zur Honigprämierung 2023 nichts von Lavanttaler Erfolgen zu lesen, in einer nachgereichten Liste aber schon: Demnach wurden 25 goldene und elf silberne Medaillen an Imker aus dem Bezirk Wolfsberg vergeben – alle in der Kategorie Waldhonig. 

Nicht stark vertreten

Laut Thurner waren Lavanttaler Imker heuer nicht stark vertreten, es sei aber jedem freigestellt, an welchen Bewerben er teilnimmt: »Vielleicht sind die Lavanttaler mehr in Wieselburg (Anm.: Dort werden Imker aus allen Bundesländern und dem benachbarten Ausland prämiert) dabei.« Tatsächlich errang heuer der Wolfsberger Werner Pachler, Vorgänger Klingers als »Carnica«-Obmann, in Niederösterreich mehrere Auszeichnungen.

»Der Lavanttaler Anteil an gewonnenen Medaillen bei der Honigprämierung war heuer nicht gering«
Elisabeth Thurner,  Obfrau Landesverband

Thurner weiter: »Trotzdem war der Lavanttaler Anteil an gewonnenen Medaillen bei der Kärntner Honigprämierung heuer nicht gering. Für einen ›Bären‹ braucht es aber auch Glück.« Sie ist überzeugt, dass es im Lavanttal nicht nur das Thema der Bienenrasse gibt: »Jedes Jahr nehmen Imkereibetriebe aus dem Lavanttal teil und freuen sich über Auszeichnungen ihrer Qualitätshonige. Die Honigernte in diesem Jahr war vor allem im Möll- und Gailtal mehr als zufriedenstellend. In vielen Teilen in Kärnten gab es aber kaum Honig zu ernten. Aus dem Lavanttal wurde berichtet, dass die Waldtracht (Anm.: Tracht ist das Angebot an Nektar, Pollen und Honigtau, das die Bienen in den Stock eintragen) spät, aber massiv eingesetzt hat und somit auch noch guter Waldhonig geerntet werden konnte.« 

Je nachdem, wie schnell die Bienen den Honig eintragen, wird dieser mit ihren Enzymen angereichert. Wenn die Tracht schnell und ergiebig einsetzt, können weniger Enzyme angereichert werden. Als Maß dafür wird im Labor die Invertase-Aktivität bewertet. »Bei diesem Parameter, auf den der Imkereibetrieb keinen Einfluss hat, haben viele Honige aus dem Lavanttal heuer leider Punkte verloren«, so die Obfrau. Das heißt: Die Wetterumstände haben größere Lavanttaler Erfolge verhindert.

»Konflikte vermeiden«

»Carnica«-Obmann Klinger sagt: »Ich kann Lavanttaler Imker verstehen, wenn sie am Bewerb des Landesverbands für Bienenzucht nicht teilnehmen und so Konflikte vermeiden wollen. Ich verstehe aber auch die, die dabei waren.«

Allerdings meint er mit einem Blick auf die Liste der Lavanttaler Gewinner: »Es sind etliche Imker darunter, die in der Frage der Rasse auf der Seite des Landesverbands und nicht hinter dem Verein ›Lavanttaler Carnica‹ stehen, von dem nur wenige Vertreter Preise erhielten.« Letztlich sei es nicht relevant: »Die Kärntner Prämierung ist kein großer wirtschaftlicher Faktor, unsere Imker haben kein Vermarktungsproblem, ihr Premiumprodukt verkauft sich von selbst.« Der Verein mit seinen rund 180 Mitgliedern überlegt laut Klinger außerdem, in Zukunft selbst eine Prämierung durchzuführen.

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