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Anzeige im Bienenstreit: Erwerbsimker erheben Vorwürfe gegen Völkermarkter ZüchtungsstelleAusgabe 50 | Mittwoch, 13. Dezember 2023

Bei der Belegstelle, so der offizielle Ausdruck, seien deutsche Königinnen und deutsche Drohnen verwendet worden. Das sei laut den Erwerbsimkern nach dem Kärntner Naturschutzgesetz genehmigungspflichtig. Die Betroffenen kommentieren die Anzeige nicht.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Horst Kakl Von Horst Kakl kaklno@spamunterkaerntner.at
Eine Lavanttaler Carnica-Biene bei der Arbeit: Seit Jahren wird darum gestritten, welche Bienen in Kärnten Honig sammeln sollen. In der Anzeige wird nun auch darauf gepocht, dass »Apis mellifera carnica«, die Kärntner Biene, die das Bienenwirtschaftsgesetz vorschreibt, invasiv sei und den Bestand heimischer Bienen gefährde. Klinger

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Lavanttal, Völkermarkt. Die lange Auseinandersetzung um die »richtige« Biene in Kärnten gipfelt einmal mehr in einer Anzeige: Zuletzt hat der Landesverband für zukunfts- und erwerbsorientierte Imkerei in Kärnten Anzeige bei der Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt erstattet. Der Vorwurf: Vergehen nach dem Kärntner Naturschutzgesetz.

Betroffen ist die Belegstelle Kocnatal in Eisenkappel, wo junge, unbegattete Bienenköniginnen und Drohnen derselben Bienenrasse zur Zucht von Honigbienen bereitgestellt werden. Dort werden – so heißt es im Schreiben der Erwerbsimker an den Völkermarkter Bezirkshauptmann Gert-Andre Klösch –  invasive Bienen gezüchtet und verkauft. Eigentlich sollten es »Kärntner Bienen« sein, die den strengen Rassebestimmungen des heimischen Bienenwirtschaftsgesetzes entsprechen. Doch heuer wurden im Kocnatal ausschließlich Bienen mit deutscher Genetik produziert, so die Erwerbsimker in der Anzeige. Als Beweis legten sie ein Dokument der europäischen Bienenzüchterdatenbank BeeBreed bei, aus dem hervorgeht, dass in der Belegstelle Kocnatal deutsche Königinnen und deutsche Drohnen verwendet wurden. Demnach züchte die »Carnica Zuchtgruppe Karawanken«, die die Belegstelle betreibt, deutsche Bienen, die laut Ansicht der Erwerbsimker nach dem Kärntner Naturschutzgesetz genehmigungspflichtig wären.

»Die Farbe und die Reinrassigkeit der Bienen sind unseren Mitgliedern nicht wichtig«
Gerhard Klinger, Obmann Lavanttaler Carnica Biene

Richtig oder falsch?

Zum Hintergrund: Wie berichtet ist in dem seit 2007 geltenden Kärntner Bienenwirtschaftsgesetz die Bienenrasse Carnica (»Apis mellifera carnica«) vorgeschrieben, nur sie darf gehalten werden. Seither kamen Amtssachverständige bei Überprüfungen immer wieder zum Schluss, dass bei vielen Imkern – vor allem im Lavanttal – keine Carnica in den Stöcken sitzen:  Es gab Anzeigen und Strafbescheide. Die Betroffenen weisen den Vorwurf der »falschen« Biene zurück und pochen darauf, ebenfalls Carnica zu halten. Die Belegstelle im Kocnatal dient der Zucht der vorgeschriebenen »Apis mellifera carnica«.

Zum Vorwurf der Erwerbsimker gegen die Belegstelle kommt, dass sie in der Anzeige weiters behaupten, »Apis mellifera carnica«, die Kärntner Biene, sei invasiv und gefährde den Bestand heimischer Bienen. Dieser Befund sei von der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur (IUNC) schon vor Jahren gestellt worden. 

Auch der renommierte deutsche Bienenforscher Kaspar Bienefeld, dessen Fachwissen vom Kärntner Landtag für das Kärntner Bienenwirtschaftsgesetz 2007 in Anspruch genommen worden war, habe 2010 bei den Innovationstagen der deutschen Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung über den invasiven Charakter der Zucht-Carnica berichtet, wie in der Anzeige steht.

Die Antwort der Bezirkshauptmannschaft: Die Rechtslage werde von den Fachabteilungen des Amts der Kärntner Landesregierung derzeit geprüft, eine abschließende Stellungnahme liege noch nicht vor.

Kein Kommentar

Die Unterkärntner Nachrichten fragten bei der »Carnica Zuchtgruppe Karawanken« um eine Stellungnahme zur Anzeige nach: Weder der Obmann noch der Belegstellenwart waren zu einem Kommentar bereit.

Die Lavanttaler Imker setzen sich seit Jahren gegen die aus ihrer Sicht »unbrauchbaren Rassenbestimmungen« zur Wehr. Gerhard Klinger, Obmann des Vereins Lavanttaler Carnica Biene: »Die in unserem Verein organisierten Imker – es sind nicht nur Erwerbs-, sondern auch kleine Hobbyimker mit nur wenigen Stöcken – wollen nur in Ruhe Honig produzieren, ohne mit Rasse-Gesetzen in Konflikt zu geraten. Die Farbe und die Reinrassigkeit der Bienen sind ihnen nicht wichtig. Sie züchten auch keine Bienen, sie vermehren sie nur auf naturnahe Weise. Unsere Lavanttaler Carnica-Biene hat mit der deutschen Zucht-Carnica, wie sie durch die Fehlinterpretation des Gesetzes gefordert wird, wenig zu tun.«

Mittlerweile haben Klinger und seine Vereinskollegen einen Verbündeten im Kampf gegen das Kärntner Rassengesetz gefunden: Andreas Hoppe, der neue Leiter der Abteilung Zucht und Genetik des Länderinstituts für Bienenkunde Hohen Neuendorf in Deutschland. Laut Klinger hat Hoppe bestätigt, dass sich die »Zuchtrasse Carnica« deutlich von der natürlichen Carnica-Biene, wie sie im Lavanttal gehalten wird, unterscheidet.

Eine Stellungnahme von Elisabeth Thurner, Obfrau des Landesverbands für Bienenzucht in Kärnten, der sich für die laut Gesetz vorgeschriebenen Bienen einsetzt, traf bis Redaktionsschluss nicht ein.

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