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137 Menschen haben in Wolfsberg im Vorjahr der katholischen Kirche den Rücken gekehrt Ausgabe 3 | Mittwoch, 19. Januar 2022

In ganz Kärnten belief sich die Zahl auf 4.349 Austritte. Der Wolfsberger Stadtpfarrer Christoph Kranicki bedauert jeden einzelnen Fall und meint: »Ich habe keinen Einfluss darauf, was in anderen Ländern geschehen ist.« Er lade Ausgetretene zu einem Gespräch ein.

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Wolfsberg. Ja, sagt Stadtpfarrer Christoph Kranicki, die Austritte treffen ihn auch persönlich. Die katholische Kirche Kärnten hat vor wenigen Tagen die Kirchenstatistik 2021 vorgelegt. Demnach waren am 1. Jänner 344.758 Kärntner – das sind 61,34 Prozent der Gesamtbevölkerung unseres Bundeslands – römisch-katholisch. Allerdings: 2021 sind in der Diözese Gurk 4.349 Personen aus der Kirche ausgetreten. Das bedeutet eine Steigerung um 11,48 Prozent (2020: 3.901 Austritte). 2021 machen die Austritte 1,24 Prozent der Gesamtzahl der Katholiken der Diözese Gurk aus.

»In Wolfsberg gab es im Vorjahr 137 Austritte«, sagt Kranicki, »drei mehr als 2020. Im Jahr 2019 waren es aber 206 Austritte, wir hatten 2021 also im Vergleich dazu 69 weniger.«

»In Wolfsberg hat es in den vergangenen 100 Jahren keinen Missbrauch gegeben«
Christoph Kranicki, Stadtpfarrer

Jeder einzelne Austritt sei traurig, sagt der Stadtpfarrer. Und: »Ich lade jeden, der die katholische Kirche verlassen will oder bereits hat, zu einem persönlichen Gespräch ein. Dabei lässt sich vieles klären, auch wenn sich der Betreffende bereits entschieden hat, es zu tun. Es ist für mich eine Chance, die Menschen kennenzulernen und sie bei diesem Schritt zu begleiten.« Leider sei die Resonanz schwach, nur wenige seien bereit, der Einladung zum Gespräch zu folgen, so Kranicki.

Was sind die Gründe?

Auf die Frage, welche Gründe die Menschen bewegen, aus der Kirche auszutreten, sagt der Stadtpfarrer: »Einerseits denke ich, es sind finanzielle Überlegungen. Zugleich wird aber wohl auch die Verbundenheit der Betroffenen mit der Kirche nicht mehr stark sein.« Um dem gegenzusteuern, will er versuchen, neue Wege zu gehen, damit die Menschen die Gemeinschaft der Gläubigen erfahren können. »Ich selbst bin immer präsent, nehme an vielen Veranstaltungen teil und bin immer bereit zu Gesprächen. Ich versuche, viel Beziehungsarbeit zu leisten.« 

Keinen Einfluss habe er darauf, was in anderen Ländern geschehen sei – Stichworte Finanzskandale im Vatikan oder Missbrauchsfälle in mehreren Ländern. Kranicki: »In Wolfsberg hat es in den vergangenen 100 Jahren keinen Missbrauch, keine finanzielle Untreue und keine Kindergräber bei katholischen Internaten gegeben. Wir versuchen den Menschen zu helfen, indem wir Kinder betreuen, Lebensmittel zur Verfügung stellen und vieles mehr. Wir tun, was möglich ist.«

334 Aufnahmen

Die Kirchenstatistik 2021 listet aber auch andere Zahlen auf. So gab es im Vorjahr 334 Aufnahmen in die Kirche durch Wiederein- und Übertritte (2020: 318 Aufnahmen). 36 Personen widerriefen im Jahr 2021 ihren Austritt (2020: 37 Widerrufe). 

Österreichweit haben im Vorjahr 72.055 Personen die katholischen Kirche verlassen. 2020 waren es 58.727 Personen, was ein deutlicher Rückgang gegenüber 2019 war (67.794 Austritte).

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