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Nach 35 Jahren hat er seine Kanzlei geschlossen: Anwalt Poms blickt auf bewegte Karriere zurückAusgabe 10 | Mittwoch, 8. März 2023

Seit Beginn des Jahres befindet sich der bekannte Wolfsberger Jurist im Ruhestand – fast. Denn noch hat er einiges zu tun. Nun erzählt er, welche Mandanten er ablehnte, was er seinen Klienten riet und was es mit einem Scheidungsfall auf sich hatte, der abrupt endete.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Horst Kakl Von Horst Kakl kaklno@spamunterkaerntner.at
Rechtsanwalt Werner Poms hat während dreieinhalb Jahrzehnten ungezählte Lavanttaler vertreten. Er führte keine Statistik, doch wenn es sie gäbe, würde sie zeigen, dass er die Mehrzahl seiner Fälle siegreich abschloss. Dem Bezirksgericht Wolfsberg stellt er ein gutes Zeugnis aus: »Die Qualität ist sehr gut, die Verfahren werden zügig abgehandelt.« UN

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Wolfsberg. »Ich würde mich wieder für diesen Beruf entscheiden«, sagt der bekannte Wolfsberger Rechtsanwalt Werner Poms (66), der zu Beginn des Jahres in den Ruhestand getreten ist und seine Kanzlei am Minoritenplatz geschlossen hat. Seit er sie am 1. Jänner 1988 eröffnete, vertrat er ungezählte Lavanttaler sowohl zivil- als auch strafrechtlich.

Prozessieren die Wolfsberger denn gerne? »Nicht mehr als anderswo«, sagt Poms, »aber heute hat fast jeder eine Rechtsschutzversicherung, wodurch es leichter wird, vor Gericht zu gehen.« Er kann nachvollziehen, warum mancher wegen einer vermeintlichen Kleinigkeit einen Anwalt einschaltet: »Auch geringe Dinge belasten die Menschen oft sehr. Sie wollen eine Klärung. Meist kommt es dann am Bezirksgericht zu einem Vergleich, denn die Richter sind angehalten, den Ausgleich zu suchen.«

»Ich habe nie Fälle allein wegen des Honorars angenommen, wenn die Sachlage aussichtslos war«
Werner Poms, Anwalt im Ruhestand 

Details seiner Fälle verrät er auch nach seiner Pensionierung nicht. Seine lustigste Vertretung gibt er aber preis: »Es war eine Scheidungssache vor vielen Jahren. Die Eheleute erschienen vor Gericht, wo sie der Richter fragte, wann sie zuletzt miteinander intim gewesen wären. Als sie kleinlaut zugaben, es sei am gleichen Morgen gewesen, war die Verhandlung beendet, denn das gilt unter bestimmten Voraussetzungen als Akt der Versöhnung. Ich habe danach nie gehört, dass sich das Paar doch noch scheiden ließ.«

Abgelehnte Fälle

Poms, der 1956 in Wolfsberg geboren wurde und in Graz Jus studierte, wo er 1983 promovierte, hat nicht jeden Klienten vertreten, der bei ihm anklopfte: »Wenn mir die Sache nicht passte, habe ich die Vertretung abgelehnt. Das kam nicht oft vor, manchmal aber durchaus.« Auch Mörder oder einen offensichtlich schuldigen Verdächtigen in einem Sexualdelikt mit Kindern hätte er nicht vertreten: »Das mag ich nicht. Ich habe auch nie Fälle allein wegen des Honorars angenommen, wenn die Sachlage aussichtslos war. Das ist nicht mein Stil.« 

Klienten habe er immer zum Versuch geraten, Konflikte vernünftig zu lösen, etwa mittels Schreiben. »Denn vor Gericht zu ziehen ist die Ultima Ratio, das letzte geeignete Mittel«, so Poms. Wenn es vor einen Richter ging: Hat er öfter gewonnen oder verloren? »Ich habe keine Statistik geführt«, sagt der verheiratete Vater zweier Söhne, »aber wenn es sie gäbe, würden die Zahlen zu meinen Gunsten sprechen.« Vor Gericht trat er angriffig oder diplomatisch auf – je nach Notwendigkeit. »Ich denke, die Richter haben mich geschätzt, weil sie wussten, ich beantrage keine sinnlosen Dinge. Wenn es nötig war, konnte ich aber auch streiten.« 

Vom Bezirksgericht Wolfsberg, wo sich viele seiner Fälle abspielten, spricht Poms in höchsten Tönen: »Die Qualität ist hier sehr gut, die Verfahren werden zügig abgehandelt. Das ist nicht überall so ...«

Nach dem Gerichtsjahr und der Zeit als Rechtsanwaltsanwärter in Graz kehrte er gleich nach Wolfsberg zurück. Warum? »Hier gefiel es mir besser als im hektischen Graz. Ich kannte im Tal viele Leute, ich hatte nie Probleme, Klienten zu bekommen.« Seine Motivation sei stets gewesen, den Menschen zu helfen. Poms: »Man kann als Verteidiger für seine Mandanten viel erreichen, indem man die Sachlage korrekt darstellt und falsche oder abgesprochene Zeugenaussagen relativiert.« Dazu kommt auch ein sportlicher Aspekt: Wenn ein Richter seine Rechtsmeinung anerkannte, »war das ein gutes Gefühl«.

Kein Pensionsschock

Seine offizielle Nachfolgerin ist die Anwältin Gabriella Bardel, die den Großteil seiner Fälle übernahm. Ein Pensionsschock ist bei Poms bisher nicht eingetreten: »Ich bearbeite noch mehrere Erwachsenenvertretungen (Anm.: einst Sachwalterschaft genannt). Ich will mehr reisen, was während meiner Arbeit nur schwer möglich war. Ich spreche dabei eher nicht von der Karibik, sondern von der näheren Umgebung und Italien. Ich lerne Italienisch, will mein E-Bike mehr ausnutzen und ins Fitnesscenter gehen.« 

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