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Es rumort ordentlich in der Pfarre St. Michael: Jetzt streiten der neue Provisor und die PfarrsekretärinAusgabe 49 | Mittwoch, 7. Dezember 2022

Der Geistliche Rat Miklós Sántha, neuer Provisor der Wolfsberger Pfarre, möchte mit der Sekretärin nicht zusammenarbeiten: Es kam zum Eklat. Was dabei gesagt wurde, darüber gibt es verschiedene Versionen. Doch das ist nicht der einzige Konfliktherd in der Pfarre.

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Wolfsberg. Der Haussegen hängt in der Pfarre St. Michael bei Wolfsberg ordentlich schief. Die Zerwürfnisse begannen bereits unter dem mittlerweile ins Gailtal berufenen Provisor Maciej Kedziora – und setzen sich unter seinem Nachfolger, dem Geistlichen Rat Miklós Sántha, fort. Der ist nun in einen Streit mit der Pfarrsekretärin verwickelt, bei dem harte Worte gefallen sollen sein. Welche das waren, darüber gehen die Meinungen auseinander. Und: In St. Michael gibt es augenblicklich keinen Pfarrgemeinderat. Zu den Gründen dafür gibt es unterschiedliche Aussagen. 

Fest steht: Seit 1. November ist Sántha für die Pfarre zuständig. Zwischen dem erfahrenen Seelsorger und der Pfarrsekretärin kam es gleich zum Eklat. Der 85-Jährige soll vor einem Vertreter der Diözese seine Abneigung gegen die Mitarbeiterin ausgedrückt haben.

»Provisor Sántha sagte zu mir: ›Sie werden wohl schon gemerkt haben, dass ich Sie nicht mag‹«
Die Pfarrsekretärin über die Aussagen des Provisors 

Der Geistliche Rat bestreitet die kolportierten Zitate. »Das stimmt nicht, das habe ich so nicht gesagt«, so Sántha zu den Unterkärntner Nachrichten. »Ich habe nur gesagt, dass ich mit ihr nicht zusammenarbeiten kann.« Sie sei auch nicht gekündigt worden, wie es ebenfalls heißt, sondern es soll einen Tausch geben: »Sie wird in einer anderen Pfarre tätig sein, ich bekomme eine andere Sekretärin.« 

Auf die Frage, warum er mit ihr nicht zusammenarbeiten wolle, sagt der Geistliche: »Das ist mein Geheimnis. Es gibt keine Probleme, das ist meine persönliche Entscheidung.« Und er betont: »Ich war immer freundlich zu ihr.«

Die Betroffene schildert den Vorfall so: »Provisor Sántha sagte zu mir: ›Sie werden wohl schon gemerkt haben, dass ich Sie nicht mag.‹« Laut der Pfarrsekretärin habe ihr Sántha vorgeworfen, sie möge ihn ebenfalls nicht. »Das ist aber nicht richtig. Ich habe über ihn nur gesagt, er ist fleißig und korrekt, aber zurückhaltend«, sagt die Mitarbeiterin, die betont, sie habe sich stets für die Pfarre St. Michael eingesetzt. Aber: »Der Geistliche Rat ist vorerst bis 31. August 2023 nach St. Michael berufen. Trotzdem krempelt er die Pfarre völlig um.«

Worauf die Abneigung Sánthas gegen sie fußt, weiß die Pfarrsekretärin nicht: »Ich kenne ihn erst, seit er in St. Michael ist. Vielleicht hat es mit seinem Vorgänger Kedziora zu tun, der private Schicksalsschläge erlitt und um Versetzung ersuchte. Als er dann doch in St. Michael bleiben wollte, war das seitens der Diözese nicht mehr möglich.« Darauf sei auch der Pfarrgemeinderat zurückgetreten. 

Das sagt der Generalvikar

Das bestreitet der Kärntner Generalvikar Johann Sedlmaier: »Von einem Rücktritt des Pfarrgemeinderats weiß ich nichts, meines Wissens muss er erst konstituiert werden.« Auf die Frage, was der Geistliche Rat exakt zur Sekretärin gesagt habe, meint der Generalvikar: »Dazu kann ich nichts sagen. Ich führe mit beiden Gespräche.« Pfarrerwechsel seien stets schwierige Prozesse, die zu Irritationen führen könnten. Auch über die Hintergründe der Versetzung Kedziora wolle er sich nicht äußern. Was Sedlmaier sagt: »Von einer Kündigung der Pfarrsekretärin kann keine Rede sein.«

»Sántha steht jetzt alleine da und kann alles ausbaden. Die Zeit Kedzioras wirkt nach«
Aus der Pfarre St. Michael über die Wurzeln der Konflikte

Hinter den Kulissen rumort es in St. Michael. So ist zu hören, es gebe seit längerem Konflikte, was zum Rückzug vieler Gläubiger aus dem Pfarrleben geführt habe. Kritisiert wird, dass Kedziora anlässlich des heurigen Osterfests die Fleischweihe ausfallen ließ, der Pfarrgemeinderat nicht offiziell eingesetzt wurde und der »Pfarrbote« nicht mehr in die Haushalte komme. Die mangelnde Unterstützung Sánthas durch den Pfarrgemeinderat stößt ebenfalls auf wenig Verständnis: »Er steht jetzt alleine da und kann alles ausbaden. Die Zeit Kedzioras wirkt nach. Dass Sántha Linie haben will, ist verständlich.«

Vorwürfe zurückgewiesen

Die Vorwürfe weist Gerhard Hoffer, letzter Obmann des Pfarrgemeinderats, zurück. Er sagt: »Der ›Pfarrbote‹ erscheint weiterhin, die Fleischweihe gab es ebenfalls: Allerdings nicht im ganzen Pfarrgebiet, da Provisor Kedziora wegen vieler Aufgaben nicht überall hinfahren konnte. Sie fand im Pfarrhof St. Michael statt, es waren mehrere Termine an einem Tag.«

Auch sei der Pfarrgemeinderat nicht zurückgetreten: »Er wurde nach der Wahl nicht konstituiert, da Kedziora wusste, dass er versetzt wird und das wohl seinem Nachfolger überlassen wollte. Wir haben ihn unterstützt, bis er im Oktober ging. Danach ist unsere Aufgabe ausgelaufen. Den neuen Provisor wird ein neuer Pfarrgemeinderat unterstützen.« Er, Hoffer, habe sich nach zehn Jahren zurückgezogen: »Aber nicht im Streit. Es geht aus beruflichen und privaten Gründen nicht mehr.« Zum Konflikt zwischen Sántha und der Sekretärin könne er nichts sagen: »Ich kenne den Fall nicht.«

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