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Lithium-Chef Wanke sagt über den Zeitpunkt des Abbaubeginns: »Es hängt von Genehmigungen ab« Ausgabe 6 | Mittwoch, 5. Februar 2020

Dietrich Wanke (58), Chief Executive Officer von European Lithium, spricht mit den Unterkärntner Nachrichten über den aktuellen Stand des Lithium-Projekts auf der Weinebene, die Umweltverträglichkeit der Lithiumgewinnung und neue Arbeitsplätze für das Lavanttal.

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Wie ist der aktuelle Status des Lithiumprojekts auf der Weinebene? 
Derzeit wird gerade die endgültige Machbarkeitsstudie, die Definitive Feasibility Study (DFS), bearbeitet. Die komplette Studie umfasst drei wesentliche Eckpfeiler wie die wirtschaftliche Machbarkeit von Erschließung und Regelbetrieb, die technisch detaillierte Planung der Aufbereitung und die Grundlagen für die anstehenden Genehmigungsverfahren. Sie wird von externen Beratern erarbeitet, damit wir den Investoren eine unabhängige Sichtweise vorlegen können.

Wann wird man damit fertig sein? 
Ich hoffe so schnell wie möglich. Aber Genehmigungsverfahren können immer Verzögerungen mit sich bringen. Es sind mehrere Behörden involviert, wie zum Beispiel die Montanbehörde, aber auch die Forstbehörde, Wasserbehörde und Verkehrsbehörde. Die Einflüsse von außen sind für uns halt nur schwer zu kontrollieren.

»Wir folgen strikt den Umweltstandards. Unser Prozess ist überhaupt nicht umweltschädlich«
Dietrich Wanke, CEO European Lithium

Also wird Ende 2021 oder Anfang 2022 mit dem Abbau begonnen ? 
Wie gesagt, von der technischen Seite sind wir bereit. Die öffentliche Seite und die damit verbundenen Genehmigungsverfahren können wir nicht beeinflussen.

2018 hoffte man, die Unterlagen für die Umweltverträglichkeitsprüfung bis zum zweiten Quartal 2019 fertig zu haben. Momentan arbeitet man noch daran. Warum die Verzögerung? 
Wir mussten noch Studien abwarten, und wenn sich irgendwo eine Verzögerung ergibt, verschiebt sich alles nach hinten. Das können dann schnell ein paar Monate sein. 

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit politischen Vertretern? 
Wir haben einen guten Kontakt zur Landesregierung, dem Bund bis hin zur EU. Und natürlich führen wir auch Gespräche mit den betroffenen Gemeinden, wie Wolfsberg und Frantschach.

St. Paul ist ja als Standort für das Hydroxidwerk gestorben. Ist nach wie vor geplant, das Werk im Lavanttal zu errichten? 
Es sollte vorzugsweise im Bezirk Wolfsberg entstehen. Wir sind intensiv auf der Suche bzw. der Bewertung verschiedener Standorte. Davon gibt es vier im Lavanttal. 

»Wir sprechen von etwa 20 Lkw-Fahrten pro Tag, das ist weniger als ein Lkw pro Stunde«
Dietrich Wanke, CEO European Lithium

Nach welchen Kriterien wird der Standort letztendlich ausgewählt werden? 
Es muss sich um ein bestehendes Industriegebiet handeln, das über eine entsprechende energietechnische Versorgung verfügt. Für das Anliefern des Rohstoffs ist eine Straßenanbindung und für den Abtransport ist ein Anschluss an die Schiene erforderlich bzw. notwendig.

Unter vorgehaltener Hand sagen viele Menschen, darunter auch Politiker, dass sie ein Hydroxidwerk im Lavanttal ablehnen und verweisen auf Bilder aus Südamerika, wo nun Wasserknappheit herrscht und die Umwelt ruiniert wurde. Was halten Sie dem entgegen? 
Zunächst muss man einmal erklären, dass zwei Typen von Lagerstätten existieren. In Österreich gibt es mineralische Lagerstätten, in denen Lithium in den dort vorhandenen Pegmatitgängen vorkommt. Beim zweiten Lagerstättentyp wird das Lithium aus Salzlagerstätten und Solen gewonnen. Das ist in Südamerika der Fall. Wir verwenden klassischen mechanischen Bergbau und beeinflussen das Wasser nicht. Wir folgen strikt den Umweltstandards. Unser Prozess ist überhaupt nicht umweltschädlich. Die Methode wird bereits in Kanada erfolgreich angewandt, wobei Kanada sehr hohe Umweltstandards hat. Ich kann jeden beruhigen, im Lavanttal gibt es einen ganz anderen Rohstoff als in Südamerika.

Es gibt auch Befürchtungen, dass das Gebiet auf der Weinebene verschandelt wird. Was sagen Sie dazu? 
Abgebaut wird in der Mine unter Tage. Eine Aufkonzentrierung des Rohstoffs auf sechs Prozent erfolgt mittels einer Konzentratanlage noch vor Ort. Alles, was nicht für die Verarbeitung gebraucht wird, also das taube Gestein, bleibt im Berg. Es werden pro Jahr rund 800.000 Tonnen abgebaut, von denen ca. 70.000 Tonnen Spodumen-Konzentrat direkt bei der Mine hergestellt und zum Hydroxidwerk transportiert werden. Halden oder andere dauerhafte Ablagerungen entstehen auf dem Berg somit nicht.

Und dadurch befürchten Bewohner der Weinebenestraße oder in Frantschach eine Zunahme des Schwerverkehrs.  
Wir sprechen von etwa 20 Lkw-Fahrten pro Tag, das ist weniger als ein Lkw pro Stunde, der durch Frantschach fahren wird. Und vor Wolfsberg fahren die Fahrzeuge auf die Autobahn auf. Außerdem wird mit geschlossenen Lkws gefahren, wodurch es zu keiner Verschmutzung der Fahrbahn kommen sollte. 

Wie hoch ist der Kapitalbedarf für das Projekt auf der Weinebene?  
Die Kosten für die Errichtung der Mine auf der Weinebene, die Konzentratanlage und das Hydroxid-Werk belaufen sich auf ca. 420 Millionen Euro.

Wie viele Arbeitsplätze entstehen dadurch im Bezirk Wolfsberg?  
Im Rahmen unserer Planungen erwarten wir rund 400 neue Stellen zu schaffen. Davon sind 80 Arbeitsplätze im Tagschicht- und 80 im Vierschichtbetrieb. Im Vierschichtbetrieb entstehen somit 320 Stellen und ergeben zusammen mit den 80 in der Tagschicht die oben genannten 400 Arbeitsplätze.

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