Seit 1887 | Das unabhängige Wochenblatt für Unterkärnten

Janos Juvan: »Ein Grund für die Preissteigerungen im Energiebereich ist das Zocken an den Börsen« Ausgabe 31 | Mittwoch, 3. August 2022

Neos-Landessprecher Janos Juvan (37) erzählt im Interview, warum er sich diese Partei ausgesucht hat, wie die Ziele für die Wahl im nächsten Jahr aussehen, wie er zu Windrädern auf den Bergen steht und was er zu den Maßnahmen gegen die Teuerung meint.

E-Mail

0 Kommentare

Meist gelesen

Artikel

Werden Sie bei der Landtagswahl im kommenden Jahr als Spitzenkandidat bzw. Landeshauptmannkandidat der Neos in den Wahlkampf gehen?   
Wir haben kürzlich einen einstimmigen Beschluss im erweiterten Bundesvorstand gefasst, dass wir bei den Landtagswahlen antreten werden. Das ist sehr wichtig. Kärnten ist das vorletzte Bundesland, in dem die Neos nicht im Landtag sind, und das wollen wir ändern. Es braucht eine Partei mit Menschen, die mehr gesehen haben als nur die Politik und nicht in irgendwelchen Parteiakademien großgezogen worden sind.

Gut. Aber werden Sie der Spitzenkandidat sein?   
Da gehen die Neos einen besonderen Weg. Es gibt einen offenen Vorwahlprozess, in dem unser Landesteam, Mitglieder, aber auch alle Bürger mitentscheiden können, wie die Landesliste aussehen wird – bis hin zum Spitzenkandidaten. Wir werden uns den Menschen vorstellen, sie können Fragen stellen und dann mitentscheiden. Das wird bis 15. Oktober abgeschlossen sein. Ich bin Kärntner Landessprecher und werde mich daher um die Stelle des Spitzenkandidaten bewerben.

Wie sind die Neos im Bezirk Wolfsberg aufgestellt?   
Wir haben ein sehr aktives Team in Wolfsberg, das ständig wächst. Aktuell sind wir in keiner Gemeinde des Bezirks im Gemeinderat vertreten. Aber trotzdem zeigt das Team, dass es außerhalb des Gemeinderats möglich ist, Dinge aufzuzeigen, wie zum Beispiel bei der Musikmittelschule in Wolfsberg. Sie konnten auch aufzeigen, was in der Region getan werden kann, um Familien ein attraktives Umfeld zu bieten.

Aber das Arbeiten ist sehr schwierig, wenn man nicht im Gemeinderat vertreten ist.   
Natürlich ist es besser, wenn man in Gemeinderäten, im Landtag usw. vertreten ist. Aber nur drinnen zu sein, macht es auch nicht einfach. Es ist ein bisschen die Neos-DNA. Als wir gegründet wurden, waren wir auch nirgends vertreten, und es ist jetzt unsere Aufgabe, das zu meistern. Der nächste Schritt ist die Landtagswahl. Und mit einer erfolgreichen Landtagswahl wird es auch leichter werden, in einzelnen Gemeinden Fuß zu fassen. 

»Es ist ja nicht so, dass es jetzt um das Siebenfache teurer ist, Energie zu produzieren«
Janos Juvan, Landessprecher der Neos

Kommen wir zum Lavanttal. Wie gut kennen Sie den Bezirk Wolfsberg?   
Persönlich habe ich keine Wurzeln im Lavanttal. Ich bin aber durch den Austausch mit meinen Kollegen öfter im Tal. Ich hatte auch immer wieder berufliche Vernetzungen in die Region und gute Bekannte, die hier tätig sind.

Wie würden Sie das Lavanttal beschreiben?   
Für mich ist das Lavanttal eine ganz spannende Region. Einerseits eine ländlich geprägte Region, aber es gibt sehr viele tolle Unternehmen. Ein Problem ist die hohe Abwanderung, da muss die Politik sehr genau hinschauen und sich etwas einfallen lassen.

Ich glaube, dass der Bezirk speziell durch das Thema Koralmbahn viele Herausforderungen zu meistern hat, aber auch viele Chancen hingelegt bekommt, wenn man es richtig macht. Man muss aber aufpassen, dass durch alle Chancen der Koralmbahn nicht die ländliche Mobilität, also die kurzen Wege, verloren geht und in diese massiv investiert wird.

Gibt es konkrete Projekte oder Visionen für das Lavanttal?   
Das Lavanttal vereint viele der Kärntner Themen in einer starken Ausprägung und daher auch die Probleme, die wir da kennen. Das Thema der Abwanderung ist stark mit jungen Menschen verbunden. Ich höre immer wieder, wir müssen die Jungen hier behalten. Ich bin der Meinung, junge Menschen sollten rausgehen, möglichst viel von der Welt sehen, ihre Ausbildung und erste berufliche Stationen absolvieren. Aber wir müssen gute Angebote machen, damit sie auch wieder zurückzukehren. 

Das Lavanttal ist sehr breit aufgestellt, in der Holzindustrie, der Metallindustrie und im landwirtschaftlichen Sektor gibt es viele Möglichkeiten. Wichtig ist, dass die Lebensumstände passen und man sich mit dem Job ein attraktives Leben aufbauen kann. Wir brauchen Kinderbetreuungseinrichtungen, Ausbildungsplätze, Mobilitätskonzepte und eine weitere Förderung für Unternehmen.

Wie stehen Sie zu Windrädern auf den Bergen?   
Aus meiner Sicht ist es ganz klar: Wir müssen die Energiewende hinbekommen. Und mir ist jede Form nachhaltiger Energie, die wir im eigenen Land produzieren, ums tausendfache lieber als die Abhängigkeit und der Import von billigen ausländischen Energieträgern, wie zum Beispiel Gas aus autokratisch, diktatorisch geführten Ländern, wie Russland oder Katar.

Da haben wir in Kärnten eine große Chance. Es wurde ja in der Vergangenheit mit der Wasserkraft, die ja auch Eingriffe in die Natur bedeutet, schon viel getan.

Was wir brauchen ist aber echte Energiesouveränität, und dazu reicht Wasserkraft nicht aus. Wir haben die Potenziale, indem wir es kombinieren mit Solar – nicht nur am Dach, auch in der Fläche –, Geothermie und Windkraft.

Windkraft ist nicht nur sauber, sondern es hängt auch eine Menge Wertschöpfung an ihr. Zum Beispiel bei der Errichtung der Anlagen, aber auch beim laufenden Betrieb. Das schafft Arbeitsplätze und Wohlstand.

Deshalb habe ich kein Verständnis  für die zuständige SPÖ-Landesrätin Sara Schaar, die das seit Jahren blockiert und auch jetzt, wo  sich alles verschärft hat, keine Bewegung zeigt.

Kommen wir zu Corona. Ist die Pandemie vorbei?   
Die Pandemie ist nicht vorbei, das ist die bittere Wahrheit. Wir haben aktuell steigende Zahlen. Wir haben eine Mutationsvariante, die Gott sei Dank wie man hört nicht besonders gefährlich ist, zumindest für die Mehrheit der Menschen, aber doch noch für viele – und die müssen wir weiterhin schützen. Meine persönliche Meinung ist: Ich habe volles Verständnis für jeden, der nach zweieinhalb Jahren sagt, er ist coronamüde. Wir müssen einen Weg finden, um mit Corona gut zu leben. Ich halte Maßnahmen, die dazu führen, dass wir die  gesellschaftliche Freiheit bestmöglich zurückerlangen und ausbauen können, für grundsätzlich richtig. 

Aktuell treffen uns enorme Preissteigerungen. Sind die Maßnahmen der Bundesregierung hier ausreichend?   
Sie sind nicht ausreichend, und  manche, wie Preisdeckel, sind vor allem falsch. Die Preissteigerungen sind ein globales Problem, aber in diesem Ausmaß auf jeden Fall ein europäisches. Ich halte es für völlig falsch, dass die Regierenden den Menschen die Geschichte erzählen, sie würden die Probleme mit Dingen wie 500 Euro Energiebonus vom Bund, 250 Euro zusätzlich vom Land und dann noch vielleicht ein paar Schecks und Goodies von der Gemeinde lösen.

Welche Maßnahmen würden Sie sich wünschen?   
Das ist jetzt keine schöne Antwort, aber es ist Aufgabe der Politik, den Menschen, ohne Panik zu verursachen, die Wahrheit zu sagen. Die Wahrheit ist, dass die Inflation durch die Energiepreise ganz stark getrieben wird. Die Frage ist, warum sind sie so stark gestiegen. Es ist ja nicht so, dass es jetzt um das Siebenfache teurer ist, Energie zu produzieren.

Der Grund ist eine falsche Preisbildungslogik in der EU und dass an den Börsen gezockt wird. Was wir tun müssen ist, mit der Scheckpolitik aufzuhören. Es braucht ordentliche Gehaltsabschlüsse, die Menschen müssen genug verdienen, damit sie sich das Leben leisten können. Es müssen die Lohnnebenkosten gesenkt werden. Auf Landes- und Gemeindeebene muss man die Krise als Chance sehen, um endlich die Energiewende anzugehen.

Warum gingen Sie in Politik?   
Ich finde es schade, dass man diese Frage in der Form gestellt bekommen muss, das zeigt, wo die Politik derzeit steht. Ich bin 1985 geboren, da gab es eine Berliner Mauer, einen Eisernen Vorhang. Um über die Grenze nach Italien und Slowenien zu kommen, brauchte man einen Reisepass. Von meinem Geburtsjahr an ist das Leben freier geworden. In die ultimative Freiheit hinein – 2004 und 2006 – wurden meine Kinder geboren. Und plötzlich beginnt es mit Dingen wie Flüchtlingskrise, Coronawellen, und die Lösungen aus der Politik sind: Wir müssen die Grenzen schließen. Der Rechtspopulismus ist in Europa auf dem Vormarsch und das sorgt mich. Ich bin in die Politik gegangen, damit meine Kinder in meinem Alter nicht die umgekehrte Geschichte erzählen müssen.

Und warum haben Sie sich für die Neos entschieden?   
Weil es für mich ganz klar die einzige Partei in Österreich ist, die diesem Ziel mit ihrer Politik gerecht werden kann.

0 Kommentare Kommentieren

Keine Kommentare gefunden!

Liebe Leserinnen und Leser, in diesem Kommentarbereich prüfen wir alle Beiträge, bevor sie veröffentlicht werden. Ihr Kommentar erscheint, sobald er gesichtet wurde.

Bitte melden Sie sich an, um die Beiträge zu lesen oder zu kommentieren.AnmeldenHier Registrieren