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Lavanttaler soll Minderjährige an Freier vermittelt haben: Er bekennt sich schuldig – und streitet abAusgabe 42 | Mittwoch, 19. Oktober 2022

Angeklagter (26) soll sich als Zuhälter betätigt und junge Mädchen zur Prostitution verleitet haben. Grundsätzlich gab er das zu, um im nächsten Atemzug von nichts zu wissen – bis die Geduld des Richters endete. Eine Zeugin schilderte unter Tränen ihre »Arbeit«.

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Wolfsberg, Klagenfurt. Er sei zu allem geständig, sagt der 26-jährige Angeklagte, die Befragung von Zeugen sei gar nicht nötig. Kurz später der Zusatz: »Aber mit Minderjährigen würde ich nie etwas machen, nie.« Dieses Spiel – schuldig bekennen, dann abstreiten – spielt der Lavanttaler so lange, bis Richter Gernot Kugi die Geduld reißt und er die Verhandlung zur Ladung weiterer Zeugen vertagt. Mit dem vom 26-Jährigen erhofften milden Urteil wird es wohl nichts werden ...

Es ist beileibe kein Lercherl, was Staatsanwältin Nicole Sembach dem zwölf Mal Vorbestraften, für den die Unschuldsvermutung gilt, am Landesgericht Klagenfurt vorwarf: Er soll versucht haben, in Wolfsberg zwei Minderjährige, damals 16 und 17 Jahre alt, zur Prostitution zu verleiten und einer von ihnen Freier besorgt zu haben. Ein Mädchen habe er auf einer Internet-Plattform an 30 Freier vermittelt und sie zu den Treffen chauffiert. Dazu hätte er die ausgeübten Praktiken vorgeschrieben – samt ungeschütztem Sex.

»Aber mit Minderjährigen würde ich nie etwas machen, nie«
Der Angeklagte über seine Schuld

Sembach: »Er hat sie als Zuhälter ausgebeutet und eingeschüchtert«, bis zu 60 Prozent der Bezahlung gingen an ihn. Obendrein hätte er eine Minderjährige fotografiert, um sie auf besagter Plattform anzupreisen. Der Gesetzgeber nennt das »pornografische Darbietung Minderjähriger«. 

Grundsätzlich sei all das nicht unrichtig, meinte der Lavanttaler, aber unter 18 Jahren sei keine der Betroffenen gewesen. Zuvor war er in Handschellen in den Saal geführt worden, da er im Februar zu einer zweijährigen Haftstrafe wegen schwerer Körperverletzung verurteilt worden war, die er gerade abbrummt. Als Begründung für seine stetig wiederkehrenden Probleme mit dem Gesetz verwies er auf eine schwierige Kindheit ...

Die anderen sind schuld ...

Im nächsten Atemzug tat er sein Möglichstes, um alle Schuld auf die betroffenen Frauen abzuwälzen: Sie hätten ihre Profile auf der Plattform selbst erstellt, sich schon vor der Zeit mit ihm prostituiert, die Idee dazu selbst gehabt. Er hätte zwar von ihrer »Arbeit« gelebt und die Löhne seien teils auch auf sein Konto überwiesen worden. Aber etwas davon einbehalten? Woher denn, er doch nicht!

»Er legte fest, wie viel die Freier zahlen mussten, er nahm das Geld«
Eine Zeugin unter Tränen

Eine Zeugin, die 16 alt war, als sie den Angeklagten kennenlernte, schilderte die Dinge so: »Er hat mich gefragt, ob ich mich prostituieren will, was ich abgelehnt habe. Er war nicht aufdringlich, er hat das akzeptiert und gemeint, ich soll ihm sagen, wenn ich es mir anders überlege.« Detailliert habe er ihr geschildert, wie der »Gelderwerb« ablaufen, welchen Anteil sie erhalten würde und welche Art Fotos zuvor zu machen wären. Das von ihm angebotene Heroin habe sie nicht gewollt.

Nach Ende ihrer schwer belastenden Aussage kam es zu einem kurzen Gespräch mit dem Angeklagten, in dem sie ihm versicherte, eh für ihn ausgesagt zu haben ... 

Die nächste Zeugin hatte für den Mann »angeschafft« – allerdings bereits als Volljährige. Unter Tränen schilderte die heute 26-Jährige, wie er sie dazu verleitet, wie er gedroht hätte, sie wegen ihres Heroinkonsums anzuzeigen. »Er legte fest, wie viel die Freier zahlen mussten, er nahm das Geld. Erst wurde 50 zu 50 geteilt, später hat er alles behalten«, so die Zeugin. Rund sechs Monate »arbeitete« sie jeden Tag, erst als er verhaftet wurde, konnte sie sich von ihm löse. Alles nicht wahr, kommentierte der Lavanttaler, der zunehmend aufgebracht wird, »sie hat das vorher auch schon gemacht, sie verkauft Heroin«. 

Die wichtigste Zeugin, jenes damals 17-jährige Mädchen, dass der Angeklagte zur Prostitution gebracht haben soll, war nicht erschienen. »Dann werde ich weitere Zeugen laden und die Verhandlung bis zum Schluss durchführen.  Denn Sie sind nicht geständig«, sagte Kugi zum 26-Jährigen. »Nein, ich gebe alles zu, ich möchte ein mildes Urteil, das alles belastet mich nervlich so sehr«, antwortete der – und nahm abermals vor dem Richter Platz. Statt des erwarteten Schuldbekenntnisses folgte freilich eine Tirade gegen die letzte Zeugin.

Mit einem leicht säuerlichen »Sie gestehen gar nichts« vertagte Kugi die Verhandlung. Die Nerven des Lavanttalers werden weiter angespannt bleiben ...

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