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Eingangstüre demoliert, teures Fahrrad gestohlen: Für bekannten Wolfsberger wird es vor Gericht eng Ausgabe 21 | Mittwoch, 21. Mai 2025

Staatsanwaltschaft wirft dem Mann eine Vielzahl von Delikten vor, Richter Kriz wunderte sich, warum Behörden nicht längst aktiv wurden. Verhandelt wurde ohne den Angeklagten, der es vorzog, nicht aufzutauchen. Jetzt soll sein Geisteszustand untersucht werden.

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Wolfsberg, Klagenfurt. Es wird eng für den Mann. Ein 30-jähriger Wolfsberger sollte sich in der Vorwoche am Landesgericht Klagenfurt verantworten. Staatsanwältin Tanja Wohlgemuth wirft ihm neben schwerem Diebstahl und schwerer Sachbeschädigung noch eine Vielzahl anderer Delikte vor, die sich in den vergangenen Jahren angesammelt haben. Der Mann, der sich in der Bezirkshauptstadt eine gewisse »Bekanntheit« erworben hat und für den die Unschuldsvermutung gilt, erschien allerdings nicht vor Richter Oliver Kriz. Für den kam das nicht überraschend, er startete das Beweisverfahren in Abwesenheit des Angeklagten.

Über den Wolfsberger – er leidet an Drogen- und psychischen Problemen – haben die Unterkärntner Nachrichten schon 2022 berichtet: Eine sozial engagierte Bürgerin hatte sich für ihn eingesetzt. Sie forderte Hilfe von sozialen Einrichtungen oder der Stadt Wolfsberg für den damals Obdachlosen, den sie davor mehrfach bei sich einquartiert hatte. 

»Dann rief der Angeklagte abermals bei uns an – und sagte, er war es doch« 
Mitarbeiter der Stadt im Zeugenstand

Tatsächlich kam Aktivität in die Angelegenheit, denn der Mann lebt seit einigen Monaten in einer Wohnung der Gemeinde – freilich nicht konfliktfrei. Im März soll der 30-Jährige die Eingangstüre seines Wohnhauses zerstört haben. Außerdem bekamen ein Kellerfenster und das Mauerwerk etwas ab. Der Schaden beträgt mehr als 5.000 Euro, weshalb das Landesgericht zuständig ist.

Ein Mitarbeiter der Stadt wurde dazu als Zeuge gehört. Er berichtete von einem weiteren Vorfall im heurigen April: Da wurde der mit einer Holzplatte provisorisch reparierte Eingang abermals zerstört. Der Zeuge: »Der Angeklagte hat danach selbst bei uns angerufen und gesagt, er sei dafür nicht verantwortlich. Dann rief er abermals an – und sagte, er war es doch.«

Die Sache mit dem Fahrrad

Schließlich kam der schwere Diebstahl zur Sprache: Dem 30-Jährigen wird vorgeworfen, im April ein Fahrrad im Wert von 10.000 Euro gestohlen zu haben. Die Aussage einer Zeugin war eindeutig: »Ich habe ihm zugesehen, wie er das vor einem Fitnessstudio abgestellte Rad nahm und damit an mir vorbeifuhr.« Es sei zweifellos der Angeklagte gewesen, »ich kenne ihn seit Jahren«. Auch der Besitzer des Fahrrads kam zu Wort. Vom Richter über dessen Wert befragt, sagte er: »Es kostet 10.000 Euro, ich habe es aber um 9.000 Euro bekommen«, worauf er von Kriz Lob für sein Verhandlungsgeschick erntete.

»Ich habe ihm zugesehen, wie er das Rad nahm und damit an mir vorbeifuhr« 
Eine Zeugin über den Fahrrad-Diebstahl

Das Rad wurde im April übrigens rasch gefunden: Es war – sieht man von einem Kratzer ab – unbeschädigt im Wolfsberger Zentrum abgestellt und befindet sich wieder bei seinem Eigentümer.

Danach überlegt der Richter, wie weiter vorgegangen werden soll. Er sprach von »zahllosen Strafanträgen«, die gegen den 30-Jährigen vorlägen und wunderte sich, dass die Anklage des Bezirksgerichts Wolfsberg bisher nicht aktiver und die Bezirkshauptmannschaft nicht tätig geworden sei. Vor dem Gerichtssaal wurde ebenfalls darüber gesprochen. Dort herrschte aber die Meinung vor, Polizei und Justiz seien »machtlos« gegen den Mann ...  

Das könnte sich ändern: Kriz legte fest, dass sich ein psychiatrischer Gutachter mit dem Angeklagten befassen werde, um über dessen Zurechnungsfähigkeit zu befinden und eine Gefährlichkeitsprognose zu erstellen. Denn ein Delikt musste bereits ausgeschieden werden, weil der Mann zum Zeitpunkt dieser Tat laut einem Sachverständigen unzurechnungsfähig gewesen sei. 

Bestätigt das neue Gutachten diese Diagnose, droht dem Wolfsberger die Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung. Die Verhandlung wurde vertagt.

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