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European Lithium geht an die Börse, um Geld für Abbau aufzustellen – Bürgermeister hat ZweifelAusgabe 12 | Mittwoch, 20. März 2024

»Critical Metals«, eine Fusion von European Lithium und Sizzle Acquisition, ist an der US-Technologiebörse Nasdaq gelistet, um Mittel für den Lithium-Abbau im Tal aufzubringen. Bürgermeister Vallant glaubt an Beginn der Arbeiten – aber nicht mit European Lithium.

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Frantschach. St. Gertraud. »Das Lithium-Projekt Wolfsberg ist dem Ziel, eine wichtige Quelle von batteriefähigem Lithium für die Lieferkette von Lithium-Ionen-Batterien in Europa zu werden, einen entscheidenden Schritt nähergekommen.« So heißt es in einer Aussendung von European Lithium, in der ein weiterer Börsengang mitgeteilt wird. Denn das Unternehmen »Critical Metals«, das aus einem Zusammenschluss von European Lithium Limited und der Sizzle Acquisition Corporation hervorging, nahm am 28. Februar unter der Kurzbezeichnung CRML den Handel an der US-Technologiebörse Nasdaq auf.

European Lithium bleibt als Unternehmen, das an der australischen Börse ASX notiert ist, bestehen und ist der größte Aktionär von »Critical Metals«. Dessen Geschäftsführer ist ein bekannter Mann: Dietrich Wanke, der das Projekt im Lavanttal seit Jahren leitet und auch als Geschäftsführer von European Lithium fungiert.

»Sage spricht von der großartigen Unterstützung der Politik vor Ort. Hier weiß niemand etwas davon«
Günther Vallant, Bürgermeister

Im Fokus von »Critical Metals« steht die Konstruktion und Inbetriebnahme des Bergwerks in Frantschach-St. Gertraud. Der Börsengang soll den Zugang zum US-Kapitalmarkt ermöglichen. Erwartet wird, dass damit »erhebliche zusätzliche Mittel« aufgebracht werden können, die in den Lithium-Abbau im Tal fließen werden. European Lithium: »Das ist deswegen besonders wichtig, weil die erste Phase des Abbaus wie in der Branche üblich im Voraus finanziert werden muss, da Rückflüsse erst mit dem weiterverarbeiteten und batteriefähigen Endprodukt zu erwarten sind.«

839 Millionen Dollar

67.788.383 Stammaktien von »Critical Metals« gingen an European Lithium. Basierend auf dem Schlusskurs der Aktie von 12,38 US-Dollar pro Aktie am 29. Februar wird die aktuelle Investition von European Lithium mit rund 839 Millionen US-Dollar bewertet, so European Lithium.

In den folgenden Tagen ist der Aktienwert allerdings stark gesunken. European Lithium selbst will sich auf die Weiterentwicklung seiner europäischen Explorationsprojekte konzentrieren, darunter die steirischen Projekte Bretstein-Lachtal, Klementkogel und Wildbachgraben, an denen das Unternehmen 100 Prozent der Rechte, Titel und Beteiligungen hält. Darüber hinaus prüft das Unternehmen weitere mögliche Explorationsprojekte.

Tony Sage, Chairman von European Lithium: »Mit dem Zugang zum US-Kapitalmarkt und den im Zuge der Börsennotierung aufgenommenen Mitteln sind wir überzeugt, dass ›Critical Metals‹ gut positioniert ist, um ein wichtiger Lieferant für Lithium-Ionen-Batterien in Europa zu werden.«

Wann der Lithium-Abbau im Lavanttal starten wird, ist in der Aussendung nicht angeführt. Wanke meinte dazu in einem Interview mit den Unterkärntner Nachrichten im Mai 2023, »mit dem Abbau könnte es 2025 losgehen«. Damals sprach er auch über das Verarbeitungswerk, das nicht mehr in Wolfsberg, sondern in Saudi Arabien errichtet werden soll, da die zur Verarbeitung nötige Energie dort wesentlich billiger zu haben ist – und auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) österreichischen Zuschnitts entfällt.

Unterlagen fehlen

Wie berichtet hatte der Bürgermeister von Frantschach-St. Gertraud, Günther Vallant (SPÖ), der dem Projekt mittlerweile kritisch gegenüber steht, auch für den Abbau selbst eine UVP gefordert. »Dazu gibt es jetzt eine Überprüfung des Landes, ob sie nötig ist«, sagt Vallant jetzt. Allerdings: »Es fehlen Unterlagen, die angefordert wurden. Bei European Lithium ist diesbezüglich aber keine Eile erkennbar.«

ORF Kärnten zitiert dazu Albert Kreiner, den Leiter der Wirtschaftsabteilung der Landesregierung, laut dem European Lithium eine Fristverlängerung für die Vorlage von UVP-Unterlagen bis 5. April beantragt hat. Das Land war damit einverstanden.  

Bürgermeister Vallant glaubt, die langsame Vorlage von Unterlagen passe zu der von ihm aufgestellten »Theorie«: »Dass es European Lithium nämlich nur um Spekulation, nicht um den Abbau von Lithium geht. Das bestätigt auch der jetzige Börsengang. Ich glaube, es wird einmal im Lavanttal Abbau stattfinden – aber nicht von European Lithium. Diesem Unternehmen geht es meiner Ansicht nach allein um den Aktiengewinn.« Der Stollen in Frantschach-St. Gertraud werde – »wenn der Preis passt«, so Vallant – an ein Unternehmen verkauft werden, das danach tatsächlich beginnt, Lithium aus dem Berg zu holen. Wann das sein wird, steht in den Sternen ...

Das Interview 

Vallant verweist auch auf ein Interview von European-Lithium-Chef Sage mit »Schwab Network«, das auf YouTube zu sehen ist. Der Bürgermeister: »Darin spricht er von der großartigen Unterstützung der Regierung und Politik vor Ort. Hier weiß aber niemand davon – und vom Unternehmen gibt es keine Informationen.« 

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