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7,8 Millionen Euro Schulden: Größte Privatpleite, die das Bezirksgericht Wolfsberg jemals bearbeitete Ausgabe 5 | Mittwoch, 2. Februar 2022

Ein Bad St. Leonharder, der Geschäftsführer mehrerer in die Insolvenz gerutschter deutscher Unternehmen war, ist mit Forderungen der Masseverwalter konfrontiert – und hat selbst Privatkonkurs angemeldet. Die Spur führt zurück zur Kresta-Pleite im Jahr 2016.

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Bad St. Leonhard, Wolfsberg. Den größten Privatkonkurs, mit dem sich das Bezirksgericht Wolfsberg je befassen musste, meldete am Donnerstag, 27. Jänner, der KSV1870. Betroffen ist ein 56-jähriger Unternehmer, der in Bad St. Leonhard lebt. Laut dem Kreditschutzverband betragen die Schulden 7,834 Millionen Euro.

Der Mann, einst Mitarbeiter der 2016 pleite gegangenen Kresta, war als Geschäftsführer dreier Firmen in der Stahl- und Industriebaubranche in Deutschland tätig, die allesamt in die Insolvenz rutschten. Jetzt machen die mit der Aufarbeitung der Fälle befassten Masseverwalter Forderungen von mehr als 7,5 Millionen Euro gegen den 56-Jährigen geltend. Der KSV: »Der allergrößte Teil der Schulden resultiert somit aus der ehemaligen Geschäftsführertätigkeit des Schuldners in Deutschland.« Auch wenn sich der Fall also im Nachbarland abspielt, muss sich das Bezirksgericht Wolfsberg um das Schuldenregulierungsverfahren kümmern, da der Mann jetzt im Lavanttal lebt.

»Wenn der Zahlungsplan scheitert, gibt es noch die Möglichkeit eines Abschöpfungsverfahrens«
Aus dem KSV1870 zu den Alternativen 

Er hat bereits ein Angebot unterbreitet: 0,2 Prozent will er innerhalb von sechs Wochen nach Annahme des Zahlungsplans überweisen. Bei einem Schuldenstand von 7,834 Millionen Euro wären das 15.668 Euro.

Die Annahme oder Ablehnung liegt an den zwölf Gläubigern, weitere können bis 8. April Forderungen anmelden. »Wenn der Zahlungsplan scheitert, gibt es noch die Möglichkeit eines Abschöpfungsverfahrens«, heißt es aus dem KSV. »Dann wäre eine Entschuldung innerhalb von drei bzw. fünf Jahren möglich.« Das Angebot von 0,2 Prozent sei rechtlich möglich, da 2017 die Mindestquote gefallen sei. 2021 wurde eine weitere Erleichterung eingeführt, die eine Schuldenfreiheit nach drei Jahren ermöglicht.

Unterschriebene Haftungen

Die Frage, warum ein Geschäftsführer plötzlich vor einem Schuldenberg dieser Höhe steht, beantwortet der Kreditschutzverband so: »Sie waren zwar Gesellschaften mit beschränkter Haftung, dennoch fielen Verbindlichkeiten auf den jetzigen Schuldner zurück. Außerdem besteht die Möglichkeit unterschriebener Haftungen« – für die er jetzt ebenfalls gerade stehen muss.

Wie zu erfahren war, arbeitete der 56-Jährige bis 2016 bei der Kresta in St. Andrä, die im selben Jahr mit Passiva von rund 100 Millionen Euro in eine Insolvenz ging. 

Im April 2017 wurde er Geschäftsführer der »KWE Stahl- und Industriebau GmbH« in Deutschland, die davor zur Kresta-Gruppe gehört hatte. Noch im August des selben Jahrs wurde das Unternehmen insolvent, der operative Bereich wurde darauf von der Bachtrup GmbH übernommen. 

»Mit K-Industries hat das alles nichts zu tun«
Gerhard Seifried, Sprecher K-Industries

Ebenfalls im April 2017 stieg der Bad St. Leonharder als Geschäftsführer bei der deutschen »Eickhoff Industrie-Anlagenbau und Montagen GmbH« ein, die 2010 in den Besitz der Kresta gekommen und 2016 im Zuge der Insolvenz veräußert worden war. Auch sie ging pleite und wurde im August 2017 liquidiert. 

Keine Stellungnahme

Gerhard Seifried, Sprecher von K-Industries, dem Nachfolge-Unternehmen der Kresta, will zur Privatinsolvenz nicht Stellung nehmen. Er betont lediglich: »Mit K-Industries hat das alles nichts zu tun.«

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