Artikel
Was sagen Sie zum vollständigen Rückzug von Sebastian Kurz aus der Politik?
Mit Sebastian Kurz verbinden mich unzählige Gespräche, tausende große und kleine Entscheidungen und ein besonderer Abschnitt unseres persönlichen und politischen Lebenswegs. Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung, die er für seine Familie getroffen hat. Ich wünsche ihm alles Gute für seinen neuen Lebensabschnitt.
Im Oktober hat das ÖVP-Regierungsteam noch einheitlich dafür unterschrieben, nur mit Sebastian Kurz in der Regierung zu bleiben. Warum sind nun doch einige Minister in ihrem Amt geblieben?
Sebastian Kurz hat nicht nur diese Partei, sondern auch die Republik in den vergangenen Jahren maßgeblich geprägt. Auch deshalb haben wir unsere Loyalität für Sebastian Kurz ausgesprochen. Er hat sich von sich aus für diesen Schritt entschieden, und das ist so zu respektieren. Wir haben eine Pandemie zu bekämpfen, was es jetzt braucht, sind Stabilität und ein starkes Regierungsteam. Die gebliebenen sowie die neuen Minister und die Staatssekretärin haben die volle Unterstützung des Bundesparteivorstands.
»Ich kenne Sebastian Kurz sehr genau. Er fällt keine seiner Entscheidung
leichtfertig«
Elisabeth Köstinger, Bundesministerin
Sie sind eine enge Vertraute des Ex-Kanzlers. Glauben Sie, dass er irgendwann in die Politik zurückkehrt?
Ich kenne Sebastian Kurz sehr genau und weiß, wie er Entscheidungen trifft. Er fällt keine seiner Entscheidungen leichtfertig.
Es gab in den vergangenen Wochen einige Rochaden in der ÖVP und auch immer wieder Streit mit dem Koalitionspartner. Wird die Koalition die gesamte Legislaturperiode halten?
Ich habe keinerlei Zweifel am Fortbestand der Koalition. Wir als ÖVP-Regierungsteam und allen voran Bundeskanzler Karl Nehammer werden auch weiterhin gut mit dem Koalitionspartner zusammenarbeiten.
Kehrt durch den Rücktritt von Kurz und die Neuaufstellung des ÖVP-Regierungsteams wieder Ruhe in die Koalition ein?
Wir haben turbulente Tage hinter uns. In der Volkspartei haben wir aber rasch reagiert und Entscheidungen getroffen, die Stabilität für Österreich garantieren. Aufgabe von uns allen ist es, weiter daran zu arbeiten, dass wir die Folgen der Pandemie bekämpfen, um unsere Freiheit wieder gemeinsam zurückzuerlangen.
FPÖ-Chef Herbert Kickl hat Sie wegen Verhetzung angezeigt. Was sagen Sie zu dieser Anzeige?
Gut zu wissen ist, dass die Anzeige zurückgelegt bzw. nicht weiterverfolgt wurde. Aber ich bleibe bei meiner Meinung: Die Freiheitlichen gefährden mit ihrem Verhalten die Gesundheit tausender Menschen. Es muss das gemeinsame Ziel aller politischen Kräfte im Land sein, die Impfquote zu erhöhen, um Inzidenzzahlen und Hospitalisierungen zu reduzieren. Herbert Kickl muss endlich mit diesen durchsichtigen Parteimanövern auf dem Rücken der Menschen aufhören. Die FPÖ gefährdet Menschenleben, Arbeitsplätze und verlängert die Pandemie.
Was kann man sich für die diesjährige Wintersaison erwarten?
Unseren Tourismusbetrieben und Gästen steht eine sichere Wintersaison bevor. Der bundesweite Lockdown in den vergangenen Wochen hat Wirkung gezeigt. Der Tourismus und die Gastronomiebetriebe dürfen öffnen – wenn auch die Bundesländer strengere Regeln umsetzen können. Wie die diesjährige Wintersaison verläuft, wird stark vom weiteren Infektionsgeschehen abhängen. Aber ich bin sehr zuversichtlich.
Es ist ja noch ungewiss, wie es im Winter weitergeht. Aber wie sieht es mit der Buchungslage aus?
Die Buchungslage ist grundsätzlich gut. Da die Infektionszahlen in Österreich gerade sinken, hoffen wir auf eine ähnlich gute Saison wie im Sommer.
Die Gesellschaft ist derzeit gespalten. Was kann man tun, um die tiefen Gräben zu überwinden?
Die Freiheitlichen treiben mit ihrer Parteipropaganda eine Spaltung der Gesellschaft voran. Wichtig ist, dass wir uns auf einen wissenschaftlich fundierten Dialog begeben und unaufgeregt miteinander auf Augenhöhe reden.
Nach dem Rückzug von Kurz wurden im Lavanttal einige Stimmen laut, die meinten, Sie wären die Richtige, um die Partei nun zu übernehmen. Stand das für Sie zur Diskussion? Wäre es eine reizvolle Aufgabe für Sie, ÖVP-Chefin und Bundeskanzlerin zu sein?
Diese Frage steht nicht zur Debatte. Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus zu sein ist eine große Ehre und schöne Aufgabe für mich.
»Die FPÖ gefährdet Menschenleben, Arbeitsplätze und verlängert die Pandemie«
Dieselbe zu Herbert Kickl
Kurz hat sich viele Freiheiten von den mächtigen ÖVP-Landeschefs und Bündnisobleuten geben lassen. Nun scheinen diese wieder an Macht zu gewinnen. Wird aus der türkisen ÖVP nun wieder die schwarze?
Solange wir die besten Lösungen für Österreich finden, spricht nichts dagegen, gemeinsam mit den Bundesländern wichtige Entscheidungen zu treffen. Aber ganz klar ist, dass jetzt nicht die Zeit dafür ist, um über Farben oder Marketingmaßnahmen zu diskutieren. Was es jetzt braucht, ist Stabilität und Kontinuität für Österreich.
0 Kommentare Kommentieren
Keine Kommentare gefunden!