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Wie sind Sie als Akteurin zu den Faschingssitzungen in Wolfsberg gekommen und wann standen Sie zum ersten Mal auf der Bühne?
Ich war im Jahr 1990 mit Gerhard Tatschl und Peter Haider Mitbegründerin der Faschingssitzungen in Wolfsberg. Bei der Premierensitzung im Jänner 1991 konnte ich aber leider nicht dabei sein, da ich kurz davor einen Unfall hatte. Für mich ist dann Sabine Tatschl eingesprungen. Somit gab es für mich die Premiere im Jahr 1992. Mittlerweile bin ich ein Faschingsnarr mit 33 Dienstjahren am Buckel.
»Wenn man eine Ulknudl ist wie ich, hat einem das Gott gegeben und man muss etwas zurückgeben«
Ulli Lackner, Faschingsakteurin
Was hat Sie dazu bewogen, sich aktiv in eine Faschingsgilde einzubringen?
Wenn man eine Ulknudl ist wie ich, hat einem das Gott gegeben und man muss das weitergeben. Ich bin sehr glücklich, dass ich ein positiver und humorvoller Mensch bin. Das hat mir mein Leben, auch in schwierigen Zeiten, immer erleichtert. Man soll sich selbst nicht immer so ernst nehmen, sondern mehr lachen und nicht so oft böse sein. Aber die Wolfsberger Faschingsrunde ist ein Verein und keine Gilde.
Was ist der Unterschied?
Wir hatten nie ein Prinzenpaar. Während unserer Zeit im Rathaus gab es lediglich einen Obernarren.
Warum sind die Wolfsberger Narren aus dem Rathaus ausgezogen?
In der Ära von Bürgermeister Gerhard Seifried haben wir den Festsaal im Rathaus nicht mehr bekommen und mussten ein Jahr ins KUSS ausweichen. Da hat die Akustik aber nicht gepasst und so sind wir in den Festsaal der damaligen RBB (Anm.: heute Anadi) gegangen, wo wir 2010 auch unsere Jubiläumssitzung anlässlich 20 Jahre Faschingssitzungen in Wolfsberg abhielten.
2012 und 2013 waren wir dann mit einem Fasching light im »Embassy«, und von 2014 bis 2016 waren wir in der VIP-Lounge der Lavanttal-Arena beheimatet.
Warum wurden die Faschingssitzungen in Wolfsberg nicht fortgesetzt?
Wir hatten wirklich ein tolle Truppe, die an den Sitzungen in Wolfsberg gearbeitet hat. Es war ein zusammengeschweißter Haufen. Aber leider werden die Leute auch älter, und dann kam es so, dass die älteren Mitglieder zwar noch mitgeholfen haben, aber nicht mehr selbst auf der Bühne stehen wollten. Und Nachwuchs konnten wir in Wolfsberg nur wenig finden. Wir haben bei Theatergruppen, Chören und Vereinen nachgefragt, ob es Interessenten gäbe, aber leider gab es kein Interesse.
Wie sagen Sie dazu, dass in der Bezirkshauptstadt heute keine Faschingssitzungen mehr stattfinden?
Es spielt vieles mit, der Zusammenhalt ist in den kleinen Orten anscheinend auch ein anderer als in Wolfsberg.
Gibt es den Verein in Wolfsberg eigentlich noch?
Ja. Nachdem wir keine Sitzungen mehr aufführen konnten, hat der harte Kern 2017 einen Sparverein gegründet. Die Mitglieder treffen sich beim Café »Maxy‘s« am Hohen Platz. Da sind all die Urgesteine des Vereins dabei.
»Aber leider werden die Leute älter und Nachwuchs konnten wir in Wolfsberg leider keinen finden«
Dieselbe zur Situation in Wolfsberg«
Sie stehen aber weiterhin auf der Bühne – in Bad St. Leonhard. Wie ist es dazu gekommen?
2018 wurde ich von der Faschingsgilde »Lei blau« aus Bad St. Leonhard aufgenommen und darf ihnen seither behilflich sein. Ich habe dort eine sehr gute Faschingsheimat gefunden. Es ist eine sehr lustige Truppe und es gibt auch junge Leute, die sicher mit den Faschingssitzungen weitermachen werden.
Hat sich das Publikum bei den Sitzungen durch die Krisen verändert?
Heute sitzen viele Menschen nur noch vor dem Computer oder dem Handy und schauen sich dort die Comedy an. Dabei vergessen sie, dass das Wichtigste die Kommunikation und Interaktion mit Menschen sind.
Daher kommen mittlerweile wieder sehr viele Menschen gerne in die Sitzungen. Man sitzt mitten im Geschehen und es ist eine ganz andere Erfahrung, als vor dem Computer. Schön wäre es, wenn die Besucher bei den Sitzungen das Handy wegtun und sich den Vorführungen und den Sitznachbarn widmen würden.
Hin und wieder würde man sich vom Publikum mehr Aufmerksamkeit und Disziplin wünschen. Für den, der auf der Bühne steht, ist es nämlich sehr schwer, wenn im Publikum die ganze Zeit Unruhe herrscht.
Wie haben sich die Sitzungen im Laufe der Jahre verändert?
Nicht so gravierend. Man hat aber schon gemerkt, dass sich der Humor verändert hat. Es gibt natürlich sehr gute Darbietungen, aber teilweise ist der Humor sehr ätzend geworden. Das verärgert die Menschen eher, anstatt sie zum Nachdenken anzuregen.
Aber vielleicht liegt das nur an mir. Wenn man älter wird, hat man einen anderen Zugang. Man ist vielleicht nicht mehr so unbeschwert.
Was gehört für Sie zu einer guten Faschingssitzung dazu?
Dass die Nummern abwechslungsreich sind, es muss viel Musik dabei sein und dass man mit den Akteuren über die Hoppalas des Lebens lachen kann. Ganz wichtig ist es, dass man eine feine Klinge hat und nicht zu derb ist. Die Magie muss auf das Publikum überspringen. Daneben muss es noch gute Musik, eine gute Stimmung und Gastronomie geben und der Saal entsprechend dekoriert sein.
Wichtig ist es, respektvoll zu sein. Leider werden Respekt und Anstand heute von vielen Menschen nicht mehr so wertgeschätzt. Dabei sind es ganz wichtige Eigenschaften.
Sehen Sie sich auch Sitzungen anderen Faschingsvereine bzw. -gilden an?
Natürlich. Ich war heuer schon bei der Sitzung in St. Andrä dabei. Die anderen Gilden und Vereine sind ja Geschwister im Geiste. Man muss einfach dort hingehen und honorieren, was sie leisten. Es soll ja keine Neidgesellschaft geben. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Wir freuen uns auch, wenn andere zu uns kommen.
Was ist für Sie bei den Faschingssitzungen tabu?
Untergriffigkeiten und Beschämungen anderer Menschen haben bei einer Faschingssitzung nichts verloren. Ich mache mich bei den Sitzungen oft über mich selbst lustig und lache mit den anderen über mich. Andere Leute würde ich nie herabwürdigen. Es ist immer sehr wichtig, Niveau und Respekt zu haben. Wenn ich jemanden in meinen Auftritt erwähnt habe, dann habe ich dass immer mit ihm vorher besprochen. Es wurde nie jemand überrascht.
Wann beginnen Sie mit den Vorbereitungen für die Faschingssitzungen?
Wenn man eine Ulknummer aufführen möchte, dann kann man das ganze Jahr über Ideen sammel. Man sitzt zum Beispiel im Kaffeehaus, erlebt etwas, das schreibt man auf und macht daraus einen Sketch.
Wenn man eine politische Büttenrede macht, braucht man nur die großen Eckpunkte des Geschehens des Jahres, muss aber natürlich aktuell sein. Da kann man mit der Vorbereitung recht spät anfangen. Generell gilt: Nach dem Fasching ist vor dem Fasching.
Was bedeutet Ihnen persönlich der Fasching?
Es ist eine lustige Zeit, die natürlich auch viel Arbeit, Vorbereitung und Ideensuche erfordert.
Wie werden Sie heuer das Faschingswochenende verbringen?
Der alte Faschingsverein in Wolfsberg – da bin ich noch dabei – ist dem Tourismusverband behilflich und macht die Maskenprämierung beim Umzug in Wolfsberg. Wenn es sich ausgeht, gehe ich dann noch am Faschingsdienstag zum Umzug in Frantschach-St. Gertraud.
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