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Sie sind Betreiber der Lavanttaler Großbäckerei »Knusperstube« mit 85 Mitarbeitern, seit wenigen Tagen auch Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der Kärntner Wirtschaftskammer. Wie geht sich das zeitlich aus?
Ich leite die »Knusperstube Bäckerei GmbH« mit dem Hauptstandort in Wolkersdorf, die mittlerweile unter den zehn größten Bäckereien in Österreich rangiert. Dazu kommt das Kaffeehaus in der »Artbox« in Frantschach-St. Gertraud – ein tolles Projekt, das wir mit der Gemeinde umgesetzt haben und das sehr gut läuft. Darum kümmert sich vorwiegend meine Frau Helena. Und es gibt das Unternehmen »WS Elektromanagement GmbH« in Wolkersdorf, das ich mit meinem Partner, dem Elektrikermeister Thomas Walzl, vor acht Jahren gegründet habe. Die Idee war, alle technischen Belange in der Bäckerei selbst abdecken zu können. Die Firma hat sich sehr gut entwickelt, es gibt acht Mitarbeiter, der externe Umsatz liegt jetzt bei mehr als 50 Prozent. Früher hatten wir auch ein Transportunternehmen, jetzt holen die Kunden ihre Backwaren aber selbst ab. Um auf die Frage zurückzukommen: Wir sind immer noch ein Familienbetrieb, meine Frau ist im Unternehmen, auch meine Schwägerin und mein Schwager, meine Schwester arbeitet mit, mein Sohn ist in der Elektrikerfirma tätig. Dazu habe ich ein sehr gutes Team, das den Betrieb am Laufen hält, wenn ich bei Terminen bin, die jetzt als Spartenobmann auf mich zukommen. Daher bin ich überzeugt, es lässt sich gut vereinbaren.
Sie vertreten rund 19.500 Gewerbe- und Handwerksbetriebe in Kärnten. Was ist Ihre Aufgabe?
Es geht darum, die verschiedenen Stimmungen, Meinungen und Probleme der Gewerbe – die Bandbreite ist riesig: Bau, Baunebengewerbe, der Lebensmittelbereich, Friseure, Fotografie, Bestatter, Masseure, Pflegekräfte und mehr – aufzunehmen und einen Interessensausgleich herzustellen. Die Sorgen werden an Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl und die Politik herangetragen. Darin sehe ich meine Aufgabe. Es wird sehr spannend, ich freue mich sehr darauf. Meine Einstellung ist: anpacken und Lösungen finden.
Was sind die größten Herausforderungen, mit denen Sie sich als Obmann konfrontiert sehen?
Das Jahr 2023 war ein sehr herausforderndes für alle Gewerbe- und Handwerksbetriebe – aufgrund der Krisen und der Inflation. Wir hatten 2023 ein reales Minus von 6,1 Prozent. Daher war auch die Stimmung im vergangenen halben Jahr nicht sehr gut. Trotzdem ist es nicht so schlecht gekommen wie erwartet, viele Gewerbebetriebe sind gut ausgelastet, haben Aufträge. Dennoch haben einzelne Betriebe Angst davor, was kommt. Das ist eine gefährliche Situation: Einerseits geht es nicht schlecht, andererseits glauben viele, es wird noch viel schlechter. Das ist ein Hemmschuh: Soll man weiter Personal aufnehmen, soll man investieren? Mein Zugang dazu: Die Stimmung bei Betriebsbesuchen hochzuhalten. Ja, es gibt Probleme, aber wir packen es an.
Wie lässt sich gegensteuern? Haben Sie ein Rezept?
Es wäre vermessen, wenn ich sagte, ich habe das Rezept gegen die Krisen. Und wir in Kärnten haben es nicht in der Hand. Wir können nicht sagen, was in der Ukraine passiert, im Nahen Osten oder nach der Wahl in den USA. Es gibt viele Unbekannte. Mein persönliches Rezept: Jede Krisen annehmen, schauen, wo können wir etwas besser machen – und nicht jammern. Das sagt sich leicht, aber es hilft auch nichts, wenn man sagt, der böse Wladimir Putin. Dann war das von mir eingekaufte Gas trotzdem teuer. Besser ist zu überlegen, wie man mit der Situation umgeht und die beste Lösung zu suchen. Ich habe hier eher den positiven Zugang. Ich sage keineswegs, alles ist gut, ich sehe die schwierigen Zeiten sehr gut, ich will nichts wegreden. Aber wir haben auch große Potenziale: Nächstes Jahr kommt die Koralmbahn, die uns noch besser mit den umliegenden Bundesländern verbindet. Wir müssen schauen, wo dort unsere Chancen liegen, der Markt wird größer, wir müssen versuchen Gas zu geben.
Wie kamen Sie zu dieser Funktion. Trat man an Sie heran?
Genau. Der Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Mandl hat mich gefragt. In meinem jugendlichen Optimismus habe ich gesagt, ja, das werde ich hinkriegen. Mein Vorgänger Klaus Kronlechner hat es 18 Jahre lang gemacht, nach drei Perioden endet die Funktion, er bleibt aber mein Stellvertreter.
»Ich kann eine Semmel und eine Bretze machen und eine Plunder tourieren«
Peter Storfer, Unternehmer, Spartenobmann
Sie haben das Unternehmen von Ihrem Vater Edwin im Jahr 2012 übernommen. Arbeiten Sie heute noch zusammen oder hat sich Ihr Vater völlig zurückgezogen?
Ich arbeite mit meinem Vater weiter zusammen, aber er hat sich aus dem operativen Geschäft ganz zurückgezogen. Er wird ja heuer 73 Jahre alt. Er tritt weiter als Repräsentant nach außen hin auf, hat sich aber im Betrieb seit 2012 in die zweite Reihe zurückgezogen. Er ist immer da, wenn ich ihn brauche, wir haben ein tolles Verhältnis, wir sind auch Nachbarn. Aber er ließ meine Frau und mich machen. Gemeinsam haben wir das Geschäft in eine neue Richtung gelenkt.
Ihr Vater sagte im Vorjahr, gerade für Bäcker sei es schwierig, Lehrlinge zu finden. Hat sich die Lage mittlerweile verbessert?
Ich bin ein überzeugter Lehrlingsausbilder. Wir haben derzeit sechs Lehrlinge in unseren Betrieben. In unserer 74-jährigen Betriebsgeschichte haben wir zwischen 250 und 350 Lehrlinge ausgebildet. Viele unserer langjährigen Fachkräfte haben im Haus gelernt, darauf bin ich stolz. Aber ja, es ist demografiebedingt schwieriger, Lehrlinge zu bekommen, weil weniger Jugendlicher da sind. Der Bäckerberuf hat sich auch verändert: Wir arbeiten eher am Tag mit normalen Arbeitszeiten. Aber das frühe Aufstehen ist in den Köpfen immer noch drin. Ich könnte bis zu neun Bäckerlehrlinge aufnehmen, derzeit habe ich drei. Aber das ist wohl in der gesamten Gewerbe- und Handwerkssparte ein Thema.
Können Sie eine Semmel formen?
Ja, ich kann auch eine Bretze machen und eine Plunder tourieren. Ich kann jede Stelle in unserem Unternehmen ausführen, das ist auch immer wieder passiert, etwa in der Corona-Zeit. Ich darf auch Bäckerlehrlinge prüfen.
Zuletzt zogen die Getreidepreise stark an. Wie hat das Ihr Unternehmen getroffen?
Sie stiegen stark an, sind ab vergangenen Herbst aber wieder auf ein erträgliches Niveau gefallen. Die Preissenkungen haben wir an unsere Kunden weitergegeben. Die hohen Lohnabschlüsse des Vorjahrs waren aber ein Einschnitt, wir haben jetzt erstmals höhere Personal- als Materialkosten. Aber ich verstehe es, die Mitarbeiter brauchen das Geld, um sich die Inflation zu leisten. Ich schimpfe nicht, man muss schauen, wie man das Unternehmen so organisieren kann, dass es trotzdem funktioniert, und so kalkulieren, dass für den Betrieb etwas übrig bleibt. Denn er muss weitergehen. Das gelingt nicht so schlecht.
Mitarbeiter waren zuletzt Mangelware, nun steigen die Arbeitslosenzahlen. Ist das Problem, das viele Unternehmen vor große Probleme stellte, abgefedert?
Es ist abgefedert. Nach jedem Abschwung kommt wieder der Anstieg. Und das Thema Mitarbeiter ist stark mit der Demografie verknüpft. Wir müssen langfristig denken: Es ist wichtig, Leute in den Unternehmen zu halten, zu schauen, dass sie nicht in andere Regionen abwandern. Wir als »Knusperstube« hatten nie große Personalprobleme, weil wir einen großen Anteil an Stammpersonal besitzen und keine Scheu haben, jeden aufzunehmen, der bereit ist zu arbeiten. Es gibt auch für jeden einzelnen Mitarbeiter bei den Arbeitszeiten das beste Paket. Wir versuchen, die einzelnen Wünsche zu berücksichtigen. Das ist bei 85 Mitarbeitern eine Herausforderung, aber es funktioniert gut.
Sie liefern Ihre Backwaren nach ganz Österreich, halten aber dem Lavanttal als Betriebsstandort die Treue. Wäre eine zentralere Produktionsstätte nicht besser?
Nein. Was Österreich betrifft, liegen wir sehr gut. Wir können den Osten und Norden gut versorgen. Auch die Nähe zum umliegenden Ausland ist wichtig, einige Mitarbeiter kommen aus Slowenien und aus den umliegenden Räumen. Ich bin außerdem gerne hier, ich wuchs hier auf, da ist es wichtig, dass wir hier weitermachen.
Zuletzt wurde über die Verringerung bzw. Ausweitung der Arbeitszeiten diskutiert. Wie ist Ihr Standpunkt?
Da müsste ich lügen, wenn ich den Verringerungs-Standpunkt vertreten würde. Ich bin für den Weg, Leistung muss sich lohnen. Wir versuchen für jeden Mitarbeiter das passende Zeitkonzept zu finden, ob 20 oder 30 Stunden. Wir haben aber auch sehr viele Mitarbeiter, die Vollzeitarbeit wollen und auch nach Überstunden fragen. Man sollte einen anderen Weg gehen: Überstunden steuerlich begünstigen – für diejenigen, die es wollen.
// zur Person
Peter Storfer (42) arbeitete bereits als Jugendlicher im elterlichen Betrieb mit. 2001 maturierte er an der HTL Wolfsberg im Zweig Automatisierungstechnik. Danach stieg er als Techniker in das Unternehmen ein. Er legte die Konzessionsprüfung für das Güterbeförderungsgewerbe ab, um Backwaren des Betriebs ausliefern zu können, arbeitete viele Jahre lang als Betriebsleiter und erwarb sich die Befähigung als Bäcker. Seit 23 Jahren ist er mit Helena verheiratet, zwei Söhne (20 und 23). Lebt in St. Johann.
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