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Polizist Andreas Tatschl: »Wenn man Täter auf frischer Tat ertappt, niemals den Helden spielen«Ausgabe 42 | Mittwoch, 16. Oktober 2024

Der Präventionsbeamte des Bezirks Wolfsberg, Gruppeninspektor Andreas Tatschl (55), spricht über Einbrüche im Lavanttal und wie man sich davor schützen kann. Außerdem klärt er über das richtige Verhalten auf, wenn man den Täter auf frischer Tat ertappt.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Michael Swersina Von Michael Swersina m.swersinano@spamunterkaerntner.at
Gruppeninspektor Andreas Tatschl berichtet von dreisten Einbrechern, die erst an den Türen ihrer Opfer läuten oder Fenster einwerfen, um zu sehen, was passiert. Er macht den Lavanttalern aber auch ein Kompliment: Viele schützen sich bereits gut vor Einbrüchen. Foto: UN/much

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Jetzt ist wieder die Zeit der Dämmerungseinbrüche. Gab es bereits welche im Bezirk Wolfsberg? 
Es heißt nicht mehr Dämmerungseinbrüche, da die Einbrüche mittlerweile zu jeder Tages- und Nachtzeit verübt werden. Und ja, es gab schon einige Einbrüche bei uns im Tal, erst am 8. Oktober wurde ein Einbruch in einen Baumarkt in Lavamünd verübt, der aber rasch geklärt werden konnte.

Es fällt auf, dass die Täter immer dreister und frecher werden. Oftmals gehen sie auch zu Häusern hin und läuten an der Tür, um zu sehen, ob jemand zu Hause ist. Es gab aber auch schon Fälle, in denen sie einfach mit einem Stein ein Fenster einschlugen und abwarteten, was passiert.

Man muss aber auch sagen, dass es viele Einbruchsversuche gab, die letztendlich scheiterten, da die Menschen bereits Maßnahmen getroffen haben.

Welche Maßnahmen sind das? 
Viele Menschen haben die Schlösser ausgetauscht und hochwertige Türen eingebaut oder sich eine Alarmanlage angeschafft.

Was sind die bevorzugten Ziele der Einbrecher? 
Firmeneinbrüche wird es natürlich immer wieder geben. Da sind aber zahlreiche Betriebe schon sehr gut mit Alarmanlagen gesichert.  

Beliebt bei den Tätern sind natürlich die Siedlungsgebiete im Bereich der Autobahnauffahrten Wolfsberg Nord und Süd, speziell im Süden ist der Bereich von Kleinedling ein bevorzugtes Gebiet. Einbrecher sind danach rasch auf der Autobahn.

Beliebt sind natürlich Wohnhäuser in Siedlungen, und da vor allem, wenn die Häuser schwer einsehbar sind. In den Mehrparteienhäuser in der Stadt gibt es häufig Kellereinbrüche. Da gibt es oft schon gute Türen in den Kellerabteilen, aber leider wird oftmals vergessen, sie auch zu verschließen. Dabei würde eine Vorsichtsmaßnahme gegen Kellereinbrüche bereits das Anbringen eines Sichtschutzes sein. Ein Lattenrost, wie ihn noch viele haben, ist kein Sichtschutz und natürlich auch einfach einzutreten. Wichtig ist auch, bei einem E-Bike den Akku mit in die Wohnung zu nehmen. 

»Das Wichtigste bei einer Home-Invasion ist, dass man auf keinen Fall den Held spielt«
Andreas Tatschl, Präventionsbeamter

Wie kann man sich am besten vor Einbrüchen in seine Wohnung oder sein Haus schützen?
Eine Alarmanlage ist natürlich ein sehr guter Schutz. Darüber hinaus sollte man hochwertige Türen und Schlösser verwenden. Terrassentüren müssen entsprechend gesichert sein, am besten mit einbruchshemmenden Rollbalken oder Scherengittern.

Ein guter Schutz sind außerdem Bewegungsmelder, die aber in einer entsprechenden Höhe angebracht werden müssen, damit sie nicht von den Einbrechern einfach deaktiviert werden können.

Hilfreich ist natürlich auch eine gute Nachbarschaft – wenn man in seiner Siedlung aufeinander schaut und verdächtige Aktivitäten unter der Polizei-Notrufnummer 133 meldet. Sehr hilfreich ist es, wenn man sich das Autokennzeichen von verdächtigen Personen aufschreibt, damit ist der Exekutive sehr geholfen.

Was sind die größten Fehler, die Hausbewohner begehen?
Ein großes Problem ist, dass viele im Erdgeschoss und Keller noch immer die Fenster gekippt haben. Das macht es Einbrechern natürlich leicht.

Wichtig ist, dass die Wohnungs- oder Hausschlüssel nicht unter dem Fußabstreifer oder in Blumentöpfen im Bereich der Haustür versteckt werden. Auch Zeitschaltuhren für das Licht sind hilfreich. Täter fahren oftmals durch eine Siedlung und sehen bei einem Haus das Licht brennen. Da bleiben sie normalerweise nicht stehen.

Wie sieht es mit der Aufklärungsquote aus?
Bei den Einbrüchen liegt die Quote bei rund 30 Prozent. Es gibt immer wieder Spuren, aber die Täter sind nicht in den Systemen eingespeichert, und das macht es natürlich schwierig. Außerdem sind es meist »reisende« Täter, die nur durch das Tal ziehen.

Gibt es viele einheimische Täter oder kommen sie eher aus anderen Regionen?
Es gibt natürlich auch immer wieder Einbrüche, bei denen die Täter aus dem Lavanttal kommen.  Bei den größeren Einbruchsserien handelt es sich aber meist um überörtliche Täter. Wenn es zum Beispiel mehrere Einbrüche in Klagenfurt oder Villach gibt, dann wissen wir schon, dass auch auf uns im Lavanttal etwas zukommen wird.  Oftmals sind es gleich mehrere Einbrüche in einer Nacht. 

Es gab schon Fälle, da wurde um ein Uhr in ein Geschäft in Villach eingebrochen und im Laufe der Nacht bis zum Nachmittag am nächsten Tag gab es eine ganze Serie von Einbrüchen, die sich bis ins Lavanttal zogen. Der Vorteil für uns bei Einbrüchen in Geschäftslokale ist, dass fast alle mit Kameras ausgestattet sind.

Sogenannte Home-Invasions kommen auch österreichweit immer öfter vor. Gab es auch im Lavanttal schon Fälle davon?
Bei uns im Lavanttal ist in jüngster Zeit nichts bekannt. Es gab vor rund 15 Jahren einmal einen Fall. 

Wie soll man sich verhalten, wenn Täter im Haus sind?
Das Wichtigste bei einer Home-Invasion ist, dass man auf keinen Fall den Helden spielt. Den Tätern alles geben, was sie fordern, es ist ohnehin alles versichert. Ganz wichtig ist es, sich alles genau zu merken, um eine gute Täterbeschreibung abgeben zu können: Wie sahen die Täter aus, wie haben sie gesprochen, wie haben sie gehandelt? Und natürlich muss sofort, nachdem der oder die Täter das Haus bzw. die Wohnung verlassen haben, die Polizei gerufen werden. 

Wie ist die korrekte Vorgehensweise, wenn man nach Hause kommt und sieht, dass in die Wohnung bzw. das Haus eingebrochen wurde?
Das Objekt auf keinen Fall betreten, sondern sofort die 133 wählen. Der oder die Täter könnten sich ja noch im Haus oder der Wohnung befinden. Wichtig ist auch, dass man nichts berührt und nicht mit Aufräumarbeiten beginnt, bevor die Polizei gekommen ist. Man sollte alles so belassen, wie es ist, das ist für unsere Spurensicherung sehr wichtig.

Und was soll man tun, wenn man den Einbrecher auf frischer Tat ertappt?  
Die Polizei rufen und auf ihr Eintreffen warten. Niemals selbst aktiv werden. Man weiß ja nie, mit wem man es zu tun hat und ob oder wie die Täter bewaffnet sind.

Auch wenn man in der Nacht etwas hört: Die Polizei rufen und nicht selbst in den Keller gehen. Man braucht keine Angst zu haben, die Polizei zu rufen.

Warum soll man die 133 wählen und nicht die örtliche Polizeiinspektion anrufen?
Die 133 ist der Polizei-Notruf. Damit wird man mit der Landesleitzentrale in Klagenfurt verbunden. Dort wissen die Mitarbeiter ganz genau, wo die Streifen im Bezirk unterwegs und welche dem Tatort am Nächsten sind. Dem Einsatzort werden die entsprechenden Streifen zugewiesen. 

Wie sicher ist Wolfsberg bzw. das Lavanttal und was sind die häufigsten Straftaten?
Bei uns im Lavanttal ist es schon sehr sicher. Die Kriminalität ist rückläufig. Vermögensdelikte, wie Einbruch, Diebstahl und Sachbeschädigungen, gehen zurück. Einen leichten Anstieg gibt es bei den Körperverletzungen zu verzeichnen.

Wo es aber einen gewaltigen Anstieg gibt, das sind die Betrügereien im Internet oder per Handy. Dazu gehören der Tochter/Sohn-Trick oder irgendwelche Investitionsangebote mit vermeintlich hohen Renditen. Und gerade im Bereich der Internet- und Handykriminalität gibt es eine sehr hohe Dunkelziffer. 

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