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Können Sie sich unseren Lesern selbst ganz kurz vorstellen?
Ich stamme aus St. Andrä und habe nach der Pflichtschule am Stiftsgymnasium in St. Paul maturiert. Danach habe ich in Graz und Wien Medizin studiert mit Zusatzausbildungen in Cambridge und Paris. Nach Abschluss des Studiums absolvierte ich meine Turnus-Ausbildung zum praktischen Arzt im LKH Klagenfurt und im Royal Infirmary of Edinburgh (Schottland). Danach folgte die Ausbildung zum Facharzt für Neurologie an der Christian-Doppler-Universitäts-Klinik in Salzburg, die ich 2009 abschloss. Seit Oktober 2010 bin ich Oberarzt für Neurologie an der Klinik Diakonissen Salzburg und führe eine Privatordination.
Ich lebe in einer Partnerschaft und habe drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn im Alter von 21, 14 und zehn Jahren.
Wollten Sie schon immer Arzt werden?
Es wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Mein Vater war Zahnarzt in St. Andrä. Und da bekam ich natürlich viel mit und hörte immer wieder tolle Geschichten. Mein Vater war es auch, der mich für die Neurologie begeistert hat. Er hat mir oft vom Gehirn und von Siegmund Freud erzählt. Er hätte zwar gerne gehabt, dass ich seine Praxis übernehme, aber mich hat die Neurologie zu sehr fasziniert. Und so habe ich nach der Matura meinen Traum verwirklicht.
Wie sind Sie zum Bücherschreiben gekommen?
Ich bin zu Hause zwischen Büchern aufgewachsen. Da gab es sämtliche Themen von Literatur über Archäologie bis hin zu verschiedenen Fachbüchern und Zeitschriften zu Themen wie Medizin, Psychologie usw. Das hat mich schon immer begeistert und ich wollte schon immer Bücher schreiben.
Ich habe angefangen für Studentenzeitschriften zu schreiben, Kurse für die Journalistenausbildung und literarisches Schreiben absolviert und vieles mehr.
Irgendwann habe ich dann einen Vertrag mit dem Verlagshaus der Ärzte bekommen und vier Bücher geschrieben. Dabei handelt es sich um Ratgeber, in denen Betroffenen neurologische Krankheiten auf verständliche Weise näher gebracht werden. Und nun habe ich mit »Imagine« mein fünftes Buch, diesmal mit dem Verlag Kamphausen Media, veröffentlicht.
Ihre bisherigen Bücher waren wissenschaftliche medizinische Bücher. »Imagine« klingt doch eher nach Esoterik oder ähnlichem.
Nein, ist es überhaupt nicht. Imagination ist eine wissenschaftliche Methode, die der berühmte Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung eingeführt hat. Man macht sich hierbei die Vorstellungskraft des Menschen zu nutze. Der Patient wird bei der Imagination angehalten, sich eine bestimmte Szene oder einen Ort oder ein Geschehen vorzustellen, was ausschließlich positiv behaftet ist. In der Regel geschieht dies initial unter Anleitung z. B. eines Therapeuten. Die inneren Bilder erlauben es uns, mit der verborgenen Kraft des Unbewussten in Kontakt zu treten. Das kann jedem Einzelnen helfen Ziele zu erreichen, sich selbst zu heilen oder auch die eigene Persönlichkeit zu entwickeln.
Wie sind Sie auf die Idee für dieses Buch gekommen?
Die Idee ist mir bei einem Literaturworkshop gekommen. Ich habe lange überlegt, was ich machen könnte, da jedes Jahr viele Bücher über das Gehirn bzw. Hirnforschung auf den Markt kommen. Da wollte ich mich abheben. Da ich eine Zusatzausbildung in Psychotherapie habe, ist mir die Therapieform die Imagination eingefallen. Und das war ein Thema, das mich sehr interessiert und spannend ist.
Wie sind Sie zur Imagination gekommen?
Das Schlüsselerlebnis war eine Sportverletzung, die mich wochenlang ans Bett fesselte. Da fing ich an, mich mit inneren Bildern zu beschäftigen und bin auf Bücher von Uwe Böschemeyer gestoßen, der Imagination in Salzburg unterrichtet. Als Arzt der von den Naturwissenschaften beeinflusst ist, kam mir Imagination zunächst eher esoterisch vor und ich fand es zunächst ein wenig schräg.
Ich hatte ein tolles Gespräch mit Böschemeyer und mich intensiver mit dieser Methode beschäftigt und es hat mich sehr fasziniert.
Imagination ist heute ein Riesenthema. Es gibt kaum einen Psychotherapeuten, der nicht auf diese Methode zurückgreift. Albert Einstein hat es genauso verwendet, wie es die Navy Seals vor ihren Einsätzen tun. Was mich als Neurologe sehr interessiert hat, war, was dabei im Gehirn passiert.
Ich stelle im Buch auch einige Übungen vor, die jeder selbst machen kann. Aber es gibt auch Fälle, bei denen Imagination nicht bzw. nur unter Anleitung eines erfahrenen Therapeuten angewendet werden darf.
Sind uns innere Bilder vorgegeben oder können wir sie selbst erschaffen?
Jeder von uns hat ständig spontan irgendwelche Bilder. Man stellt sich vor, was man möchte, was als nächstes geschehen wird usw. Das ist ein ständiger Prozess.
Wenn man in eine Imagination geht, wird ein Bild vom Therapeuten vorgegeben und dadurch entsteht eine Geschichte und man kann mit der unbewussten Welt leben.
Sind innere Bilder immer positiv oder können sie auch negativ sein?
Selbstverständlich können sie auch negativ sein. Es ist ja keine lockere Entspannungsmethode, sondern ein seriöses Werkzeug, das in die Hände eines erfahrenen Experten gehört.
Bewirken sie auch etwas im Körper?
Natürlich. Neurobiologisch gesehen sind auch Gedanken immer ein körperlicher Vorgang. Es passiert ja etwas im Körper, in den Synapsen und im limbischen System, das für unsere Emotionen verantwortlich ist.
An wen richtet sich das Buch »Imagination«?
An jeden, der sich für seine eigene Psyche, die Gehirnforschung und Persönlichkeitsentwicklung interessiert. Es geht darum als Mensch ganzer zu werden, Emotionen und Reaktionen besser zu verstehen, sich weiterentwickeln und Ziele zu setzen.
Ihr Ansatz ist oft die Kombination moderner Schulmedizin mit der psycho-somatischen Betrachtungsweise ergänzt durch das Wissen der traditionellen chinesischen Heilkunde. Wie sieht das aus?
Ich bin natürlich ein Schulmediziner, aber man muss auch die Grenzen der Schulmedizin kennen. Ich richte meine Behandlung nach dem aus, was beim Patienten gefragt ist. Es gibt zum Beispiel Menschen mit innerer Unruhe, Zittern usw., die neurologisch nicht erklärbar sind. Wenn es keinen körperlichen Grund dafür gibt, verwende ich andere Methoden. Ich bin zum Beispiel ein sehr großer Fan des autogenen Trainings.
Neurologische Erkrankungen nehmen seit Jahren immer mehr zu. Warum ist das so?
Ein gewisser Teil der neurologischen Krankheiten sind Alterskrankheiten, wie zum Beispiel Parkinson, Demenz und Schlaganfälle. Die Menschen leben heute viel länger als noch vor hundert Jahren und dadurch nehmen auch die Alterskrankheiten zu. Es sind aber auch die Methoden der Diagnostik und der Neurologie immer präziser geworden und Krankheiten können leichter identifiziert werden.
Ein Thema in der Neurologie ist die Verwendung von Cannabis bei manchen Erkrankungen. Soll es legalisiert werden?
Der große Mafiaexperte aus Italien, Roberto Saviano, sagt, dass man Drogen legalisieren sollte, um die kriminellen Strukturen zu zerschlagen. Ich denke, man muss sich anschauen, wie es funktioniert, wo es legalisiert ist.
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